Ob Honky Tonk oder Kochkunstfest – stellt die Leipziger Agentur Blues Agency ein Ereignis auf die Beine, dann bewegt sich etwas in der Stadt. Und so entwickelte die kleine Crew um Dominik Brähler nach der Erstauflage der Veranstaltung »Eat Eat Eat« im Jahre 2015 auf der Pferderennbahn das Konzept inhaltlich weiter. »Die Zweitauflage findet vom 22. September bis zum 1. Oktober in verschiedenen Locations auf verschiedenen Plätzen an unterschiedlichen Tagen statt«, sagt Brähler. Roundabout 30 Gastronomen bauen dann für eine Woche auf dem Augustusplatz Stände auf und kochen live. Dazu kommen weitere Anbieter, die am 23. September beim »Rundgang Westen« und am 30. September beim »Rundgang City« ihre Lokale öffnen und zum Schlemmen laden.
Wer Lust hat, geht von Stand zu Stand oder von Lokal zu Lokal, probiert und testet, was am besten schmeckt. Auf dem Augustusplatz trifft man dann zum Beispiel die Gärtner vom Verein Annalinde, Dirk Peters von Pepes Kitchen oder Pan-Chef und Caterer Daniel Jurisch. Samer Khalaf von Maza Pita will Grillteller und Hummus anbieten, der Lebensmittelhändler Andreas Dipasquale seinen gefüllten Büffelmozzarella Buchata. Den Durst werden Wolff Egenbergers Schorlen oder Cocktails am Stand von Sachsenobst stillen. Alle gemeinsam setzen auf Kochkunst mit Produkten aus der Region und aus nachhaltig fairem Handel.
Als Veranstalter sitzen wieder das Referat für Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig sowie die IHK mit im Boot. »Das hilft ungemein bei der Vorbereitung«, freut sich Brähler, auch wenn der internationale Part diesmal kleiner ausfallen wird. Der Aufwand, aus sämtlichen Partnerstädten Köche nach Leipzig zu holen, war 2015 einfach zu groß. Dafür wird Etagegne Assefa Zewdie wie schon vor zwei Jahren exotische Gerichte aus ihrer Heimat Addis Abeba kochen, Min Wang originale chinesische Spezialitäten. Eingeladen sind zudem Köche aus Thessaloniki und Travnik. Laut Brähler kochen auch sie unter dem Motto »internationale Küche mit regionaler Note«. Das klingt vorab vielleicht etwas bieder, ergibt aber Sinn, soll es doch die Kochkünstler anregen, vorwiegend Produkte zu verarbeiten, die nicht erst weit transportiert wurden und deren Herkunft nachvollziehbar ist. Auch Handwerksbetriebe der Leipziger Fleischer- und Bäckerzunft haben zugesagt, ebenso wie Straßenmusiker und »mobile Ensembles«, die dafür sorgen, dass es während der Genusstage auch was für die Ohren gibt.
Bei den eingangs erwähnten Rundgängen öffnen am 23. September im Leipziger Westen und am 30. September in der City verschiedene Restaurants, Weinhandlungen und Feinkostgeschäfte jeweils zwischen 15 und 18 Uhr ihre Türen auf ausgewiesenen Genussrouten, um eigens für diesen Tag konzipierte kulinarische Aktionen anzubieten. In der Akko Hummus Bar von Eldar Fano gibt es dann Hummus-Varianten zum Probieren, bei Tonis Handmade Bio-Eis und Susan Amina, noch neu dabei mit dem Start-up »Alles Ägypten«, offeriert Probierhäppchen auf eigene Art. Man darf gespannt sein, was es da alles zu kosten gibt. Auch Brühbarchef Peter Dorndorf, Weinhändler Jörg Mohr von Edelrausch sowie Malte Reupert von Biomare wollen sich etwas einfallen lassen. In der City lädt der Ratskeller zur Brauereibesichtigung ein, das Café Kuchenhimmel offeriert Süßes, La Barrica Tapas, Claudia Thorn öffnet ihre Kochschule Lukullust. Die Aufzählung ist unvollständig, da an dieser Stelle der Platz fehlt und bei so einem Ereignis Last-Minute-Überraschungen eher Regel statt Ausnahme sind. Auf jeden Fall steigt die After-Show-Party am 30. September im Restaurant Chocolate.
Übrigens beginnen bereits am 22. September die Entdeckertage unter dem Motto »10 Tage – 30 Orte«, federführend organisiert von »Culturtraeger« und Gartenfreund Michael Berninger. Bis zum 1. Oktober öffnen sich Höfe, Weiden und Produktionsstätten, um biologischen Anbau, verantwortungsvolle Tierhaltung oder nachhaltige Verarbeitung erlebbar zu machen. In der Schweinemastanlage der Agrarproduktion Elsteraue in Zwenkau findet zum Beispiel am 23. September ein Hoffest statt.
Fast zeitgleich läuft ab 22. September drei Tage lang das »Forum faire Stadt«, ein Branchentreff zum Thema nachhaltige Stadternährung und Landwirtschaft, der vor allem Branchenakteuren der grünen Berufe zur Weiterbildung und zum Netzwerken dient.
Im Dreiklang dieser Events sollte der seitens der Stadt seit Jahren zitierte Anspruch, ein »Genussfestival« auf die Beine zu stellen, doch nun endlich erfüllt sein.