Am vergangenen Sonntag ist der Leipziger Verleger Elmar Faber im Alter von 83 Jahren in seinem Haus verstorben. 1934 in thüringischen Deesbach geboren, hat Faber an der Universität Leipzig Germanistik studiert, bevor er als Redakteur, Lektor und Verlagsassistent bei verschiedenen Verlagen tätig wurde. Von 1983 bis 1992 war er Leiter des Aufbau Verlages und damit eine mächtige Instanz im Kultur- und Literaturbetrieb der DDR.
Geschäftstüchtigkeit, Durchhaltevermögen, Risikobereitschaft, ein Gespür für Trends, Verhandlungsgeschick waren auch – und sogar besonders – für einen DDR-Verleger unerlässliche Talente und Fähigkeiten. Faber besaß sie alle in erheblichem Maße, und er hat sie für die Literatur eingesetzt, die ihm publikationswürdig erschien. Die Liste der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die Faber gefördert, betreut, durch die Fährnisse von Papiermangel und Zensur gelotst hat, liest sich wie ein Who’s Who der DDR-Literatur: Christoph Hein, Christa Wolf, Erwin Strittmatter, Wolfgang Hilbig, Heiner Müller. Aber obschon stets treuer Genosse hat er – anders als viele, allzu viele seiner Autorinnen und Autoren – der Stasi wiederholt die Tür gewiesen.
»Wir wollten die Bücher leuchten lassen«, zitiert ihn der Leipziger Buchprofessor Siegfried Lokatis in seiner kreuzer-Besprechung von Fabers 2014 erschienener Autobiografie »Verloren im Paradies«. »Bücher leuchten zu lassen«: Davon hat sich Faber auch durch das Ende der DDR nicht abhalten lassen. 1990 gründete er zusammen mit seinem Sohn Michael den kleinen bibliophilen Verlag Faber & Faber, der ab 1995 der inzwischen reichlich ramponierten Buchstadt Leipzig wieder ein wenig Glanz verlieh.
Mit Elmar Fabers Tod endet ein turbulentes, aufregendes, und ja: auch glanzvolles Kapitel deutsch-deutscher Verlagsgeschichte, auf die der heutige Betrieb mit einer Mischung aus Neid und Wehmut zurückblickt. Denn mit dem »Leuchten« meinte Faber selbstverständlich nicht den matten Schein der E-Book-Bildschirme. Die alten Zeiten kommen nicht zurück. Aber eine Erkenntnis bleibt: Um Bücher wahrhaftig leuchten zu lassen, brauchen wir leidenschaftliche Verlegerpersönlichkeiten – wie ihn: Elmar Faber.