Die letzten Zeilen von Leipziger Antifaschisten vor ihrer Ermordung 1945 sind im Komm-Haus zu sehen. Am Freitag schließt die Ausstellung.
Fritz Hundt wollte etwas tun gegen den heutigen Faschismus. Also erinnert er an Leipziger Widerstandskämpfer und stellt ihre letzten Zeilen, die sie vor ihrer Ermordung geschrieben haben, auf Tafeln im Grünauer Komm-Haus in der Selliner Straße aus. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer des Sportgymnasiums führt außerdem Interessierte über den Südfriedhof und dort auch zum Sozialistischen Ehrenhain. Hier befinden sich seit Ende der vierziger Jahre die Urnengrabstätten von zwölf ermordeten Leipziger Antifaschisten – wie Karl Jungbluth, Arthur Hoffmann, Georg Schwarz, Kurt Kresse, Alfred Frank oder Georg Schumann. Namen, die aus dem Leipziger Stadtplan nicht wegzudenken sind. Ihre Biografien kennen dagegen wohl eher wenige.Die Verurteilten hatten sich im Widerstand engagiert – wie in der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe, die sich »Nationalkomitee Freies Deutschland Leipzig« nannte. Mitte Juli 1944 erfolgten zahlreiche Verhaftungen und vier Monate später begann vor dem zweiten Senat des Volksgerichtshofes in Dresden der Prozess wegen »Wehrkraftzersetzung, Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigungen«. Die Todesurteile wurden zum großen Teil am 10. und 11. Januar 1945 im Dresdner Landgericht am Münchner Platz vollzogen.
Hundt suchte nach den Abschiedsbriefen und konzipierte daraus eine Ausstellung. Neben den handschriftlichen Auszügen der letzten Zeilen ist ein Formular zu sehen, das mit einem winzigen Bleistift an der Wand in der »Übergangszelle« – wie es Georg Schwarz notiert – geschrieben wurden. Der Schreiber wusste, dass ihn kein Gnadenerlass vor dem Tod »in ungefähr fünf Stunden« mehr retten würde.Zudem erhielt Fritz Hundt bisher unveröffentlichte Materialien. So können hier erstmals die letzten Zeilen von Karl Jungbluth nachgelesen werden, die seine Tochter Ursula von Schirmeister zur Verfügung stellte.Am Freitag schließt die Ausstellung in Grünau. Es existieren bereits Pläne, dass die Ausstellung durch die Stadt wandert und vom äußersten Westen vielleicht auch ihren Weg in den Süden findet.