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Stadtleben

Auf die Ritter des Pfluges

Das Jahrtausendfeld hat ein Denkmal bekommen – wenigstens etwas bleibt

  Auf die Ritter des Pfluges | Das Jahrtausendfeld hat ein Denkmal bekommen – wenigstens etwas bleibt

»Man & Horses on Millennium Field« heißt das neue Denkmal auf dem Jahrtausendfeld. Es zeigt zwei Pferde, die einen Pflug ziehen, und erinnert an Rudolph Sack.

»Von Eisen gibt es ein Instrument; / Es gehört zwar nicht zu den Waffen«, dichtete der Leipziger Industrielle Rudolph Sack in seiner Ode an den Hakenpflug. »Doch ist das Zerstören sein Element, / Und unaufhörlich zerstört es und trennt / Das Schönste, was Gott geschaffen. / Wohl schlägt es Wunden, doch heilen sie schnell, Bevor noch ein Sommer entschwunden.« Sacks in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründete Landmaschinenfabrik wurde zu einem bedeutenden Unternehmen der Branche. Zu dieser Zeit wurde die Industrie neben dem Waren- und Verlagswesen zum dritten Wirtschaftszweig in Leipzig und zeigte sich als Motor der Stadtentwicklung. Heute liegt dort, wo Sack die »Schwerter des Friedens« produzieren ließ, eine umkämpfte Brache; besser bekannt als das Jahrtausendfeld.

Wenige andere Leipziger Freiflächen haben so hohe Symbolkraft wie das Jahrtausendfeld, dabei ist sein Name recht jung. Dem Ort, der für Industrialisierung genauso wie Deindustrialisierung, für schrumpfende Stadt stand und jetzt für Verdichtung und Verdrängung steht, wurde 1999/2000 in einem Kunstprojekt der Schaubühne symbolisch kultiviert. Damals wurde die Brache mit Roggen bepflanzt dem Ewigkeitsetikett versehen. Der Name hat sich festgesetzt. Nun wurde ihm ein Denkmal gesetzt: »Man & Horses on Millennium Field« heißt die Skulptur. Zwei Pferde ziehen den Hakenpflug des Herrn Sack. Das Kunstwerk spannt damit den inhaltlichen Bogen von der bäuerlichen Nutzung des Areal vor Entstehung des Viertels über die Pflugfabrik bis zur Neubestellung. Jetzt muss man nur noch den Beachvolleyballplatz und die Flecken zum Herumlungern in die Mann-mit-Pferden-Komposition hineindenken. Dann bleibt wenigstens etwas zurück, wenn das Jahrtausendfeld mit dem angekündigten Schulcampus bebaut wird. Vielleicht fragt ja eines der Kinder, was das den für ein Gerät ist, das die Pferdchen da ziehen. Und eine wissende Lehrkraft wird Rudolph Sack zitieren:

»Ihr werdet wohl Alle sicherlich

Das nützliche Werkzeug schon kennen;

Ackerpflug nennt es gewöhnlich sich,

Das Schwert des Friedens, so möchte ich

Die friedliche Waffe nennen.

Der Ritter des leidigen Krieges trug

Das blinkende Schwert zur Wehre;

Der Ritter des Friedens, er führet den Pflug Und achtet ihn sich mit Recht und mit Fug Nicht minder zum Ruhm und zur Ehre.

Mag welken der Lorbeer, behalten nur Glanz Des friedlichen Ölbaums Zweige.

Heil Euch im schwellenden Ährenkranz,

Ihr wackern Bebauer des Vaterlands,

Im Reiche der germanischen Eiche.

 

Wohlauf denn, die klingenden Gläser zur Hand

Und leert sie mit einem Zuge:

Hoch lebe der friedliche Kriegerstand

Und das Schwert des Friedens im deutschen Land, Und hoch! Die Ritter vom Pfluge!«


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