Ohne den Sandstein aus der Sächsischen Schweiz wäre Dresden nicht, was es ist. Verbaut wurde er unter anderem im Zwinger, in der Semperoper und natürlich in der Frauenkirche. Jubelarien auf das gut zu verarbeitende Material sangen auch Steinmetze von Berlin über Potsdam, Hamburg, Magdeburg bis nach Senftenberg.
Gebrochen und gehandelt wird der Sandstein bis heute, wenn auch die Gewinnung inzwischen längst nicht mehr so lohnend ist wie noch in früheren Jahrhunderten, als man den Baustoff dringender brauchte. Steinbrüche und die harte Arbeit der Steinbrecher hielt Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Robert Sterl auf der Leinwand fest. Der Steinmetz-Sohn dokumentierte damit nicht nur Technologie-geschichte und das Leben im sächsischen Teil des Elbsandsteingebirges, sondern auch seine eigene künstlerische Entwicklung zwischen Realismus, Impressionismus und Expressionismus. Im Ort Naundorf in der Sächsischen Schweiz, an der Elbe zwischen Rathen und Pirna, widmet sich sein einstiges Wohnhaus seinem Nachlass.
Der Sandstein ist schließlich auch der Grund, warum Menschen überhaupt in diese Gegend fahren. Er besorgt hier die Landschaft: Vielgestaltige Felsformationen, Tafelberge, tiefe Schluchten und Wälder lassen sie bei nahezu jedem Wetter mindestens gut, wenn nicht sogar atemberaubend aussehen. Für Aussicht und Drama muss niemand lange suchen. Boofen – wandern und klettern und dann im Freien schlafen – mag ein sächsisches Wort sein. Aber keineswegs nur bei Sachsen sind die Sandsteinfelsen ein beliebtes Ausflugsziel. Was wie eine Formulierung direkt aus einem Prospekt des Tourismusmarketings klingt, ist eine Tatsache, die sich an einer so drakonischen Maßnahme beweist, wie es vor zwei Jahren die Sperrung der Bastei war: Den vorderen Teil dieses berühmten Aussichtspunkts darf wohl nie wieder ein Gast betreten, weil der Fels zu sehr bröckelt. Da der gern genommene Fotostopp auch eine Art Wahrzeichen darstellt, arbeitet man an einer Lösung, die ursprüngliche Basteiaussicht zu ermöglichen, ohne dass der Felsen in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Einschränkung ist ohnehin nicht allzu groß: Frühaufsteher können zum Beispiel nach wie vor bestaunen, wie im Herbst oder Frühling die von der Morgensonne beschienenen Nebelschwaden im Tal liegen.
Teilnehmer einer nicht repräsentativen Umfrage haben außerdem ebenfalls vor zwei Jahren den Malerweg zum drittbeliebtesten Reiseziel gewählt, und zwar weltweit. Damit lag der Fernwanderweg durch die Sächsische Schweiz hinter dem Roadtrip durch Patagonien und dem Trekkingweg Laugevegur in Island. Der 112 Kilometer lange Malerweg führt entlang der Lieblingsplätze von Malern der Romantik und nimmt die beliebtesten Naturziele mit. Sein Name verdankt sich vielleicht Caspar David Friedrich und Co., vielleicht der malerischen Umgebung, durch die der Wanderer wandelt. Ebenso könnte die Bezeichnung des sächsischen Gebirgsteils was mit der echten Schweiz zu tun haben: Der Personenaufzug, der von Bad Schandau auf die Ostrauer Scheibe führt, gilt als kleiner Bruder des Hammetschwandlifts am Bürgenstock beim Vierwaldstätter See nahe Luzern.
Nicht jede Wanderung muss von Sonnenauf- bis -untergang dauern, manche Tour ist bereits in anderthalb Stunden absolviert. Das heißt nicht, dass sie easy sind: Der Rundweg auf den Tafelberg Gohrisch etwa ist als schwer ausgewiesen und mit dem Hinweis versehen, dass Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unabdingbar sind. Leicht und mit gut begehbaren Wegen sind dagegen die knapp sechs Kilometer von der Bad Schandauer Schrammsteinbaude und zurück absolviert, die über Wildschützsteig, Schrammsteine und den Lattengrund führen – Aussicht natürlich inklusive. Und im Kirnitzschtal nahe der Grenze zu Tschechien lässt sich das Wandern mit einer Kahnfahrt durch die Klamm kombinieren. Schon seit 1879 zieht es Besucher dazu, auf diese Weise hier von den hohen steilen Felswänden auf sich herabblicken zu lassen.
Abenteuerfeeling verspricht der taufrische Forststeig durch Sächsische wie Böhmische Schweiz, der erst im April eröffnet wurde. Die Wegführung des hundert Kilometer langen Weitwanderwegs ist laut Tourismusverband Sächsische Schweiz extra so gewählt, dass sie die fast schon üblich zu nennenden Ziele nicht berührt, also nicht die Bastei und auch nicht das Prebischtor auf böhmischer Seite. Da unter anderem zwölf Tafelberge dabei sind, wird es an Aussicht nicht mangeln. Der Steig durchs Gelände ist anspruchsvoll und mit Biwakplätzen und Trekkinghütten ausgestattet, eine Tour erfordert neben Vorbereitung und Kondition auch Trekkingtickets für die Übernachtung.