Ein Mensch benötigt durchschnittlich zwei bis drei Liter Wasser am Tag, aber wie sieht es eigentlich mit den Grünflächen aus? Unter der anhaltenden Hitzewelle gehen Pflanzen ein, trocknen Teiche aus, leuchten Wiesen gelb statt grün und verlieren Bäume ihre Blätter. Die Stadt versucht zu retten, was zu retten ist, und baut auf die Hilfe von Leipzigern, die die Bäume in ihrer Straße gießen sollen.
In den öffentlichen Grünanlagen und in Straßennähe sind vor allem »Jungbäume« von der langanhaltenden Trockenheit betroffen, also Bäume, die weniger als zehn Standjahre zu verzeichnen haben. An extremen Standorten wie Verkehrsinseln sieht die Lage noch kritischer aus, da das Wurzelvolumen der Jünglinge zu gering ist, um das Grundwasser zu erreichen.
In ganz Leipzig betrifft dies 8.729 Bäume, die zwischen 2008 und 2018 gepflanzt wurden. 2500 davon werden noch von Garten- und Landschaftsbaufirmen versorgt, da sie in den letzten drei Jahren gepflanzt wurden und die Firmen vertraglich dazu verpflichtet sind.
Bleiben immerhin weit über 6.000 Jungbäume, die eine dringende Bewässerung in Zeiten der Trockenperiode benötigen. Um Trockenschäden oder sogar das Absterben der Bäume zu vermeiden sind etwa 50 bis 100 Liter notwendig – je nach Größe des Baums. Dieser Aufgabe nimmt sich nun die Stadt an und bewässert pro Woche etwa 700 Bäume. Auch die Leipziger Wasserwerke übernahmen eine Patenschaft für 3.000 Bäume.
Bewässert werden vor allem Bäume im Süden und Südwesten der Stadt mit Brauchwasser aus der Wasseraufbereitung Knautnaundorf. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck an weiteren Umsetzungsplänen, um weitere Ressourcen für die Bewässerung zu erschließen. In Betracht käme zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Allerdings beteuert Grünflächenamt-Sprecher Gerald Biehl, dass es nicht möglich sei, eine flächendeckende zusätzliche Bewässerung aller Grünflächen zu realisieren.
An dieser Stelle appelliert die Stadt an alle Bürger und ruft über soziale Medien und auf Leipzig.de zur Mithilfe auf: »Wer selbst mit anpacken möchte, kann dem Baum vor der Haustür mit einem Eimer Wasser etwas Gutes tun!« Für die häusliche Nutzung gebe es ausreichend Trinkwasser aus den Großwasserwerken im Muldetal, betonen die Wasserwerke. Der Aufruf scheint gewirkt zu haben, denn einige freiwillige Helfer gießen nun tatsächlich regelmäßig den Baum in ihrer Straße.