Immer diese Festivallobhudeleien, wer kann die noch ertragen? Aber was will man machen, wenn die Damen und Herren der Party.San-Crew wieder alles richtig gemacht haben. Und so verging eine Sturmwarnung und heiße Sonnentage später ein Powerpaket brachialer Vielstimmigkeit im buchstäblichen Fluge.
Auch nach 22 Jahren hat sich keine Routine oder Lustlosigkeit in die Organisation eingeschlichen. Das Line-up bot genügend Überraschungen, gerade was die Bands im Zelt angeht. So präsentierten sich Engulfed aus Istanbul bei ihrem ersten größeren Festivalauftritt mit ihrem schwarzdurchtränkten Death als absolut überzeugend. Die muss man weiterhin im Blick haben. Die Leipziger Evil Warriors konnten so zu einem neuen Publikum finden und begeisterten keine kleine Menge. Die in LE gut bekannten Lokalmatore Deserted Fear (Eisenberg) machten auch auf der großen Bühne einen Supereindruck, der schon an Headlinerstatus heranreicht. Wer sagt, dass man beim Death Metal immer böse sein muss? Da kann man auch einfach mal breit ins Publikum grinsen und den Ostthüringer Dialekt ein bisschen pflegen. Die Pyrotonne spinnt? »Ach, die Techniker werden schon wissen, was sie tun. Drauf geschissen, wir machen weiter!« Das war das genaue Gegenteil zum Feuertonnengeschimpfe von Mayhem anno 2015. Ja, die Techniker wissen schon, was sie tun – darum soll mal ein ausführliches Lob an diese und die Rest-Crew ergehen. Eine Liste der subjektiv gesehenen Lieblingsacts hängt einfach unten an.
Fast durchweg war der Sound sehr gut, auch wenn er am Donnerstag noch ein bisschen zu kämpfen hatte. Aber das kann auch am Sturm gelegen haben. Denn plötzlich zogen Staubwirbel auf, verdichteten sich zu einem tosenden Kaventsmann, der über das Gelände hinwegfegte und Hüte, Becher und andere Gegenstände mit sich riss. Prompt erfolgte eine ruhige, mehrsprachige Ansage, die die Besucher aufgrund einer Unwetterwarnung bat, das Gelände zu verlassen und am besten die Autos aufzusuchen. Während das sehr besonnen geschah, sicherten Techniker die Bühne. Panik kam nicht auf. Tatsächlich schüttelten dann Böen die Zelte arg durch, so mancher Gast musste als Extra-Hering oder -Zeltstange herhalten. Doch auch der stärkste Sturm flacht mal ab ...
Nach einer knappen Stunde ging die Party einfach weiter. Eine gute Idee waren die Extrabänke im Innenbereich der Festivalwiese. An den stabil bleibenden Getränkepreisen und dem Essensangebot gibts eh nichts zu kritteln. Und eine derart freundliche Security ist leider auch nicht auf jedem Konzert selbstverständlich. Kurzum: Auch in diesem Jahr zeigte das Party.San, warum es für viele das beste Extrem-Metal-Fest ist.
Die persönlich besten Auftritte lieferten:
- Anaal Nathrak mit einer melodiös triumphierenden Ruhe nach dem Sturm
- Pillorian doomten sich durch ihre Black-Metal-Schwaden
- Pestilence einfach wegen der konsequenten Knüppelei
- Emperor für die Konzentration aufs Wesenliche – die Musik, ganz ohne Maskerade – und Venom für die Spielfreude auch nach so langem Bestehen
- Und klar: Dauer- und Durchbrenner waren wieder eimal Dying Fetus bei großartigem Sound. Jedes Detail von Saitenanschlagen und -schrammen, Trommeltritten und Beckenklingeln war herauszuhören. Nackenbrecher.