»Clubkultur ist Lebenskultur« – doch die ist zurzeit gefährdet, sagt die IG LiveKommbinat Leipzig, eine Interessengemeinschaft Leipziger Live-Musik-Spielstätten. Daher organisiert sie am Samstag die Tanz-Demo »Freiräume erhalten – Clubkultur schützen« in der Innenstadt und startete eine gleichnamige Petition, die sich für den Erhalt von Leipzigs kulturellen Einrichtungen ausspricht.
Gerade die vielfältige, freie und lebendige Kultur mache Leipzig aus, ist die Grundaussage von Petition und Demonstration. Gleichzeitig werden aber auch zukünftige Bebauungspläne ins Visier genommen. Im Hinblick auf das stetige Wachstum der Stadt heißt es in der Petition: »Wir fordern mehr Selbstbewusstsein des Leipziger Stadtrates im Umgang mit Investoren!« Stattdessen solle dieser sich schon bei der Planung mehr für die Leipziger (Club-)Kulturszene und deren potenzielle Freiräume einsetzen. Es bedürfe eines grundsätzlichen Umdenkens: Kulturbetriebe dürften nicht verdrängt werden, sondern müssten neben wachsenden Wohnflächen bestehen und entstehen. »Wir wollen eine Stadt für Alle – mit bezahlbaren Mieten, mit Freiräumen.«
Dabei ist in den letzten Monaten vor allem das So&So in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt (der kreuzer berichtete). Nachdem die Schließung im September drohte, verlängerte die CG-Gruppe die Kündigungsfrist jetzt noch bis Januar. Bis dahin soll das So&So das Gelände des ehemaligen Eutritzscher Ladebahnhofs verlassen. Einem Umzug stehen die Betreiber aber strikt entgegen.
Nun erhoffen sich die Betroffenen eine politische Lösung ihrer dringlichen Lage: Die Stadtratsfraktionen von SPD, B90/Die Grünen und Die Linke haben einen Antrag bezüglich der Zukunft des Eutritzscher Freiladebahnhofes eingereicht. Sie fordern, dass die CG-Gruppe einige Flächen auf dem Areal kostenfrei an die Stadt überträgt. Dort sollen unter anderem eine Schule, ein Sportplatz und kulturelle Einrichtungen entstehen. Johannes Reis, der das So&So mitbetreibt, meint: »Es gab diesen wunderschönen Siegerentwurf für das Viertel, bei dem u. a. eine Kulturmeile genau vor unserer Tür entstehen sollte. Die CG-Gruppe hat diesen Plan aber immer wieder zu ihren Gunsten verschoben.« Doch in den Händen der Stadt könnten kommunale Interessen besser durchgesetzt werden. Nächste Woche soll im Stadtrat über den Antrag entschieden werden.
»Wenn der Antrag angenommen wird, führt das auf jeden Fall zu einem Erfolg, selbst wenn das So&So kein Bestandteil der zugehörigen Flächen sein sollte. Denn die Qualität des neuen Viertels wird es auf jeden Fall verbessern«, sagt Reis. Und auch bei der Demonstration am Samstag soll es nicht nur ums So&So gehen. »Wir sind nur ein Beispiel einer viel größeren Entwicklung, die gerade stattfindet. Viele andere, wie beispielsweise die Distillery, sind auch bedroht.«
Startpunkt der Demo ist der Johannisplatz. Dann wollen die Teilnehmer, begleitet von Wägen und Redebeiträgen, den Innenstadtring umrunden. Auf dem Marktplatz wird es eine Zwischenkundgebung von der IG LiveKommbinat, von den Fraktionen SPD, Die Linke, und B90/Die Grünen geben, bevor die Demo auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz endet. Im Anschluss an die Demonstration dürfen alle Demonstrationsteilnehmer gerne noch länger dort verweilen: Gegen 17 Uhr findet eine Abschlussparty mit DJs und Musik statt.