Bisher lief die aktuelle Saison alles andere als erfreulich für die Handballer des SC DHfK, nun arbeiten sie am Aufschwung. Drei Heimspiele im November und neue Vertragsverpflichtungen sollen die Wende bringen.
Desaströs startete Handball-Bundesligist SC DHfK in seine vierte Saison in der ersten Liga. Magere drei Punkte aus zehn Spielen stehen aktuell zu Buche. Das bedeutet Tabellenplatz 16. Trotzdem herrscht keine schlechte Stimmung. Vereinsführung und Trainer sehen Fortschritte, die baldigst aus dem Tabellenkeller führen sollen.
Wenn am Sonntagnachmittag das Bundesligaspiel SC DHfK gegen Frisch Auf! Göppingen angepfiffen wird, liegt der letzte und bisher einzige Saisonsieg genau zwei Monate zurück. Anfang September gewann die Mannschaft mit 31 zu 24 Toren souverän gegen die SG Bietigheim. Seitdem folgten Niederlagen und ein hoffnungsvolles Unentschieden bei den Rhein-Neckar Löwen. Vor vier Wochen zog der Verein die Reißleine und setzte mit André Haber einen neuen Cheftrainer ein, der gar nicht so neu ist.
Neustart
Die neue Saison in der »stärksten Liga der Welt« hatte man sich eigentlich anders vorgestellt. Nachdem man in den letzten zwei Jahren am Ende auf dem achten Tabellenplatz stand, sollte es diesmal weiter voran gehen. Anfang Oktober musste Geschäftsführer Karsten Günther allerdings konstatieren, dass der »Saisonstart in den Sand gesetzt« war. Es fehlte Stabilität und Geschlossenheit. Die alte Stärke schien verschwunden. Cheftrainer Michael Biegler, der seit Anfang des Jahres im Amt war, wurde durch Co-Trainer André Haber ersetzt. »Wie werden wir schnell besser?« war die Frage vor Spielen gegen Ligabrocken wie den Rekordmeister THW Kiel oder den amtierenden Meister SG Flensburg-Handewitt. Daher betonte Günther auch, dass die Aufarbeitung nicht von heute auf morgen geschehen könne. Stattdessen prognostizierte er einen schwierigen und langwierigen Prozess, um wieder als Mannschaft zu funktionieren. Bange sei ihm nicht, sofern Zusammenhalt und Geduld vorhanden sind.
Die Fans hielten die Treue. Zum Spiel gegen Kiel kamen über 5.000 und litten am Spielfeldrand mit ihrer Mannschaft, als das Siegtor der Gäste wenige Sekunden vor dem Abpfiff fiel. Nach dem Spiel bilanzierte der noch sichtlich enttäuschte Haber: »Viel viel schlimmer kannst du nicht verlieren.« Mit Blick nach vorn wusste er allerdings auch, dass noch »viel Arbeit« ansteht.
Zwei Wochen später kam die SG Flensburg-Handewitt. Die Leipziger führten vor über 4.000 Zuschauern zur Halbzeit mit 11 zu 9 Toren. Das war schon ein großer Fingerzeig, denn Flensburg hatte zuvor in der Saison noch kein einziges Ligaspiel verloren. Diese Bilanz hielt auch nach 60 Spielminuten und 20 zu 21 Toren. Auch diese Niederlage war bitter und bestätigte doch den Trainer: »Wir sind auf dem richtigen Weg.«
»Genau der Richtige«
Vor dem Spiel am Sonntag wurde nun die Vertragsverlängerung mit André Haber bis 2022 verkündet. Für den Geschäftsführer, die Gesellschafter und Aufsichtsräte sei er »genau der Richtige«. Damit sind laut Günther auch Fakten für die Zukunft geschaffen. Jetzt gelte es, »gemeinsam wieder in positives Fahrwasser« zu gelangen.
Fragt man Lukas Binder, der seit 2009 beim SC DHfK spielt, was André Haber als Trainer auszeichnet, muss er nicht lange nachdenken: Er sei ein Taktiker und Motivator. Seine detailreichen, taktischen Vorbereitungen in den letzten Jahren geben ein sicheres Gefühl auf der Platte. Er steht im engen Kontakt zu den Spielern, sucht das Einzelgespräch und das Feedback aus der Mannschaft. Bereits zuvor hatte mit Philipp Weber ein Leistungsträger bis 2021 unterschrieben. Weber sprach von zukünftigen Spielen im europäischen Wettbewerb, so weit geht Haber im Gespräch mit dem kreuzer nicht. Bei ihm gilt »von Spiel zu Spiel« denken.
Prognose
RB-Trainer Ralf Rangnick sagt immer, nach dem zehnten Spieltag lässt sich erstmals eine Tendenz in der Saisonentwicklung ablesen. André Haber sieht das bei dem aktuellen Punktestand seiner Mannschaft natürlich anders. Man könne zwar Prognosen zum Leistungsspektrum ableiten, aber das treffe nicht auf seine Mannschaft zu, betont er im Gespräch mit dem kreuzer. Deren Potenzial und Trainingsleistungen liegen bei weitem höher als die bisher erreichten drei Punkte. Vor allem die knappen Niederlagen und die »vielen guten Sachen«, die er dabei sah, geben – nun mit einigem Abstand betrachtet – ebenso Mut für den weiteren Saisonverlauf wie auch die guten Trainingsleistungen. Allerdings weiß er, dass Punkte zählen. Daher gilt es jetzt die Trainingsqualität in Siege umzuwandeln.
Zudem kehrten fünf Spieler mit Siegen bei ihren Nationalmannschaften zurück und das soll bei der Bewältigung der vergangenen Niederlagen helfen. Zu ihnen gehört Franz Semper den Haber seit der D-Jugend kennt und mit ihm auch die Meistertitel der Leipziger A-Jugend 2015 und 2016 feiern konnte. Sempers erste Einsätze in der Nationalmannschaft machen ihn daher schon stolz.
Die nächsten Spiele werden nicht einfach, auch wenn Haber von einer »höheren Wahrscheinlichkeit« des Sieges seiner Mannschaft spricht. Drei Heimspiele stehen im November an und zeigen, ob sich die akribische Analyse mit dem positiven Pragmatismus verbindet und aus dem Tabellenkeller führt.