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Stadtleben

Poké Bowles, Beats und Bier

Mit der Bar R10 hat Paul Berry einen Ableger in der City eröffnet

  Poké Bowles, Beats und Bier | Mit der Bar R10 hat Paul Berry einen Ableger in der City eröffnet

Paul Berry, Eigentümer des B10 in der Beethovenstraße, hat einen zweiten Laden eröffnet. Mit dem R10 in der Ratsfreischulstraße setzt er auf Poké Bowls – frische Fischsalate.

Der Name R10 dürfte nur jene irritieren, die Paul Berrys Restaurant B10 in der Beethovenstraße nicht kennen. Der Name B10 steht für dessen Adresse. Dass R10 nun passenderweise im Haus Nummer 10 auf der Ratsfreischulstraße liegt, mag Zufall sein. Berry, gebürtiger Australier, geboren in Adelaide, aufgewachsen in Melbourne, zog 1998 in die USA. Als »Traveller for work« nutzte er vielfach Chancen, die sich ihm als Koch boten, zum Beispiel in Miami und Kalifornien, London und Südafrika. Manchmal hat er in Restaurants gekocht, oft aber für Familien und Companies. Im Urlaub auf Bali lernte er eine Frau aus Leipzig kennen, kam immer wieder und hat nun wohl doch vor, hier zu bleiben. Die für ihn anfangs unbekannten Regeln und Gesetze, die man beim Eröffnen und Führen eines Restaurants in Deutschland kennen muss, waren ihm jedenfalls nun bei der Eröffnung dieser Bar recht vertraut.

Dabei ist die R10 weder eine Kopie von B10 noch ein Nachfolger der einstigen Lucca Bar, in deren ehemaligen Räumen sie sich einquartiert. Berrys unkompliziert-anspruchsvolle Intentionen sind andere. Um diese umzusetzen, hat er den langen Gastraum, Küche und Toiletten komplett renoviert und neu eingerichtet. Hohe Tische mit Barhockern und einige ganz normale Plätze ergänzt eine Lounge im hinteren Teil. Zur Bar-Atmosphäre tragen nicht unwesentlich das beleuchtete Flaschenregal hinter dem Tresen und Designerleuchten bei. Alles zusammen wirkt stylisch, warm und einladend, keinesfalls kühl oder gar sphärisch.

Zeit für die Speisekarte: Poké Bowles spielen hier die Hauptrolle. Erstens, weil es diese Spezialitäten in den Restaurants ringsum nicht gibt, und zweitens, weil das gesamte Umfeld einschließlich der Kinos und Geschäfte ein unkompliziertes Angebot wie dieses »Supper Fly« eher verträgt als ein weiteres klassisches Restaurant. Die in Schüsseln servierten Pokés sind einfach erklärt Fischsalate, bei denen alle Komponenten in mundgerechte Stücke geschnitten werden. Auf Hawaii haben Pokés den Status eines Nationalgerichts, obwohl diese Art zu essen an die japanische Küche erinnert, denn zu Poké gehören roher Fisch, Sojasauce und Sesamöl. Oft sind Oktopus und Garnelen dabei, meist auch Frühlingszwiebeln, Sesamkörner sowie Avocado und Ingwer.

Die R10-Küche bereitet Varianten mit Gelbflossenthunfisch mit Shoyu-Sesamdressing und Chili, Wakame-Algensalat, Edamame (kleine grüne Bohnen) und Zuckerschoten plus Macadamia-Erdnuss-Crunch zu. Gegessen und zur Probe empfohlen wurde eine schöne Portion mit Lachs und Kokos-Kaffir-Limetten-Dressing, ergänzt von Mango, gewürzt mit Koriander und Kartoffelcrisps. Bei den Beilagen stehen Sushi-Reis, Soba-Nudeln oder Wildreis zur Auswahl. Fleischfrei mit Tofu als Einlage kommen in einer würzigen Brühe auch Ramen auf den Tisch, inklusive zwei gekochter halber Eier, Gemüse und Sprossen. Wer mag, kann sie mit Hähnchenbrust oder Flank Steak zubereiten lassen. Dessert und Käse stehen auch auf dem Programm. Süß, aber nicht klebrig schmeckt der Kokospudding mit Ananas und Minze, eher kräftig die Auswahl an Ziegenkäse und Blauschimmel. Wer weniger mag, ordert mit Meersalz gedämpfte Edamame, vegetarische oder Pulled Porc Panini.

Der Empfehlung einer Bekannten folgend trinken wir nicht einen der zehn Gins (»die besten aus dem Angebot von 50 Sorten im B10«, wie Berry versichert), sondern Vodka Martini und Vodka Sour. Der Eiweißschaum im Vodka Sour überrascht durchaus positiv. Versiert und sauber hatte der Barkeeper dafür Eiklar und -gelb getrennt. Gut temperiert fließt dann auch der Hauswein, ein trockener Müller-Thurgau, ins Glas, den das Weingut Pawis aus dem Saale-Unstrut-Tal eigens für das Restaurant B10 in die Flaschen füllt. Wer lieber Bier trinkt, greift zu Pils, Lager oder Weizenbier, vom Fass und aus der Flasche. Oder zu Pretty Pottwal, einem Radler aus Leipzig.

Was noch auffällt: An den Wochentagen geht es hier (noch) ruhig zu. Wer mehr Action sucht, sollte mittwochs und samstagabends kommen, wenn »after work« ein DJ am Pult auflegt oder Saturday-Night-Feeling verbreitet.


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