Bereits zu DDR-Zeiten lebten in Leipzig Vietnamesen, meist als Gastarbeiter. Damals abgeschottet, holten einige nach 1990 ihre Familien her, eröffneten Restaurants und Imbisse. Statt auf die Stärken ihrer Heimat zu bauen, glaubten sie, die Deutschen wollten lieber »zum Chinesen« gehen. Und eröffneten entsprechend benannte Lokale. Nun geht die nächste Generation selbstbewusst ans Werk und eröffnet ausdrücklich vietnamesische Restaurants. Die kreuzer-Redaktion berichtet regelmäßig und stellt in dieser Ausgabe gleich drei Betriebe vor. Wie authentisch kommen sie rüber?
Cà Pháo: Vietnamesisches Street FoodCà Pháo ist eine kleine, runde, hellgrüne Art der Aubergine, die es nur in Vietnam gibt. So sagt es jedenfalls der Kellner im nach der Frucht benannten gemütlichen Restaurant auf der Karli. Auf einem der großen Salate findet sie sich in traditionell eingelegter Form neben Reiskuchen wieder. Zusammen mit Paprika, Brokkoli und roter Curry-Kokos-Sauce wird die Frucht zu zartem Chicken, Crispy Chicken, Tofu oder reinem Gemüse, Ente kross, Garnelen oder Entenstreifen gereicht.
[caption id="attachment_72934" align="alignleft" width="201"] Foto: Marcus Korzer[/caption]
Das Menü beginnt mit einer Wantan-Suppe – neben einer guten Handvoll der mit Geflügel und Garnelen gefüllten Teigtaschen ist die kleine Schale bis an den Rand voll mit Chinakohl und weiterem, knackigem Gemüse bestückt. Andere Vorspeisen sind Sommerrollen, Frühlingsrollen oder Seetang-Gurken-Salat. Bei den Hauptspeisen steht ebenfalls frisches Gemüse im Zentrum. Dem in Zitronengras marinierten Rindfleisch geben Nuoc-Nam-Sauce und gehackte Erdnüsse Würze. Hausgemachtes Litschi-Soda oder Mango-Lassi ersetzen das Dessert. Beim nächsten Mal wird Phṍ geordert, eine der typisch vietnamesischen Suppen. Authentizitätsfaktor: sehr hoch. FRANZISKA REIF> Cà Pháo, Karl-Liebknecht-Str. 114, 04275 Leipzig, Tel. 65 87 48 21, tägl. 10.30–22.30 Uhr, Hauptgerichte 5–8,50
Phṍ Cṍ: Authentische KücheÜberraschend geräumig ist dieses Restaurant mit Koi-Teich in Eutritzsch. Wir greifen zur schmucklos gestalteten Karte mit allerlei vietnamesischen Namen und deutschen Beschreibungen, hinter denen sich viel entdecken lässt. Mangosalat etwa, ein leichtes Entrée aus Mango- und Gemüsestreifen, verfeinert mit Kräutern und einem Dip mit Limetten-Fisch-Sauce. Dazu wählen wir kalt gereichte Sommerrollen: hauchdünnes Reispapier, gefüllt mit Reisfadennudeln und frischem Salat.
[caption id="attachment_72936" align="alignright" width="213"] Foto: Marcus Korzer[/caption]
Hinter Bun Nem Lui verbirgt sich eine Mischung aus Hühnerfleisch und Garnelen, garniert mit aromatischen Kräutern, die ummantelt und über Lavastein gegrillt fast wie ein Schilfrohr aussieht und auf ihrer Zitronengrasstange thront – eine faszinierende Melange, gereicht mit Reisnudeln. Die Saitan-Ente weckt die Neugier des Vegetariers: Knusprig gebacken auf einem Bett aus mild-scharfem Kokos-Curry, hat sie ein zimtig-würziges Aroma. Im Phṍ Cṍ sind auch verschiedene Tees und hausgemachte Limonaden zu entdecken. Fazit: authentische Küche, gut und günstig. LARS TUNÇAY> Phṍ Cṍ, Delitzscher Str. 80b, 04129 Leipzig, Tel. 91 05 68 90, Mo–So 11.30–15, 17.30–22.30 Uhr, Hauptgerichte 3,50–13,90 €, www.facebook.com/phocoleipzig/
Hachimi: Originale RezepturenDer Imbiss im Petersbogen zog in die Räume des Restaurants Hindukusch in Gohlis um. »Hier können wir andere Speisen anbieten«, sagt die freundliche Bedienung und serviert als Vorspeisen Wantan-Suppe, Riesengarnelen umhüllt von Krebsreisflocken und Papayasalat mit Limettensauce. Ein bunter Kräutermix verleiht Letztgenanntem Duft und Aroma.
[caption id="attachment_72937" align="alignleft" width="201"] Foto: Marcus Korzer[/caption]
Phṍ, die typische Suppe, gibt es in mehreren Varianten. Die probierte mit zarten Geflügelstücken, Reisbandnudeln und Lauch lässt nur Schärfe vermissen. Bei der gebackenen Ente gefällt die Zugabe fein gehackter Erdnüsse auf dem Fleisch, so dass dieser Gang mit schönem Biss richtig gut schmeckt. Saucengerichte mit Zutaten wie Schwarzer Auster oder süß-sauer gewürzt geben Spezialitäten mit Lachs, Rind, Tofu sowie Meeresfrüchten eine eigene Note. Alkoholfreies, Biere und Tee aus gehobeltem Ingwer ergänzen das Getränkeangebot. Fazit: Die Küche ist frisch, die Rezepturen sind originell. Mehr Mut beim Würzen gäbe den Speisen zusätzlich Kick. PETRA MEWES> Hachimi, Möckernsche Str. 26, 04155 Leipzig, Tel. 01 76/84 75 78 12, Mo–Sa 11.30–15, 17.30–22, So/Feiertage 17.30–22 Uhr, Hauptgerichte 5,90–9,10 €