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Stadtleben

Anspruchsvolle Bistroküche

»Friedas Restaurant« setzt in Leipzig einen eigenen, originellen Akzent

  Anspruchsvolle Bistroküche | »Friedas Restaurant« setzt in Leipzig einen eigenen, originellen Akzent

Lisa Angermann eröffnet mit ihrem Partner Andreas Reinke ein Restaurant in der ehemaligen Brasserie in der Menckestraße. »Restaurant Frieda« setzt auf hiesige Küche und verbindet diese mit internationalen Einflüssen. Die junge Köchin gewann 2017 den ersten Platz in der TV-Kochserie »The Taste« (Sat.1) und eröffnete kurze Zeit später ihr eigenes Lokal. Über versierte Weinberatung, intensiv-blaue Wände und isändischen Seehecht.

Eins muss man den zahlreichen Koch-Shows im Fernsehen zugestehen: Sie haben den Berufsstand der Köchinnen und Köche aufgewertet und ihm wieder zu neuem Ansehen verholfen. Andererseits wiegt die Kehrseite dieser Medaille schwer, denn sie geben vom Alltag in der täglichen Praxis ein völlig verzerrtes Bild: Die Abbruchquote der Azubis ist im Vergleich zu anderen Berufen überdimensional hoch, weil Schulabgänger oft völlig falsche Erwartungen haben. Warum das diesen Beitrag einleitet? In Gohlis eröffneten Lisa Angermann, 2017 Siegerin eines solchen TV-Formats, und ihr Partner Andreas Reinke ein Restaurant. Da schrillen erst mal alle Alarmglocken, auch wenn man der 27-Jährigen und ihrer Crew natürlich zutraut, dass sie die ehemalige Brasserie in der Menckestraße nicht mit einem TV-Studio verwechseln. Die Reservierung war trotz kurzfristiger Anfrage für einen Tisch zu zweit im Dezember unkompliziert. Mit freundlicher Stimme versprach die nun selbstständige Gastronomin: »Das kriegen wir schon hin!« Und so sei an dieser Stelle schon mal gesagt: Es war ein wunderbarer Abend, voll überraschender Genüsse auf den Tellern und einer Weinberatung: Nach Fragen zu Vorlieben flossen die zu den georderten Speisen genau passenden Tropfen ins Glas.

Die ehemalige Brasserie empfängt die Gäste total umgestaltet und mit in kräftigem Blau getönten Wänden. Der Eingangsbereich mit dem Tresen ist als Bar gestaltet, wo man auch nur auf Wein und Snacks hereinkommen kann. Da uns der Sinn nach einem größeren Menü steht, nehmen wir an einem der Holztische Platz. Die sind nicht eben groß und stehen etwas eng auf den beiden Galerien, aber damit kann man sich arrangieren, weil Ansprache, Atmosphäre und vor allem die gebotene Qualität aus Küche und Keller stimmen. Das fällt bei jedem Gang auf, ganz gleich, ob man als Vorspeise einfach nur Barfood ordert (eine Mischung unkomplizierter Komponenten mit und ohne Fleisch sowie fein zubereitetem Käse und Gemüse) oder ein Frikassee. So etwas gibt es hier nämlich auch – leicht und frisch komponiert, auf jeden Fall weit entfernt von dem, was mancher vielleicht noch mit diesem Traditionsgericht in Verbindung bringt. Nachhaltig in Erinnerung bleibt ein gebratenes Filet vom isländischen Seehecht. Nicht nur, weil es auf den Punkt gegart und mit knackigem Gemüse serviert wird, sondern auch, weil der dazu empfohlene Wein die angekündigten kräftigen Röstaromen gut zur Geltung bringt. Der Sommelier hatte bereits mit einem feinperligen Gutssekt vom Weinhaus Wegeler als Aperitif ins Schwarze getroffen – nun erwies er sich einmal mehr als kundiger Berater, denn der Sauternes (für stolze 11 Euro im 0,1-l-Glas) ließ den Fisch noch mal im Edlen schwimmen. Mit Friedels Eierschecke und einem Espresso Dessert, einer Kombination verschiedener Süßspeisen, hatten wir dann auch beim Abschluss des Mahls eine gute Wahl getroffen.

Im Gespräch mit und bei Recherchen über die junge Patronin kommt noch viel mehr zutage: Dass sie 2017 bei »The Taste« auf Sat.1 alle anderen Konkurrenten auf der Strecke ließ, erwähnt sie gar nicht, auch nicht die dadurch möglich gewordene Reise durch Thailand, Australien und Dubai. Viele der dabei gewonnenen Eindrücke fließen offensichtlich in die Küche des Restaurants ein. Wie die Leipziger ticken, weiß die Thüringerin spätestens seit ihrer Lehrzeit bei Peter Maria Schnurr im Zwei-Sterne-Restaurant Falco sowie einem Intermezzo im Restaurant Pilot, wo ich die Kochkünste der talentierten Köchin bereits erleben konnte.

Das Betreiber-Duo zelebriert jetzt einen eigenen Stil. Ideen hat es genug im Kopf. Lieferanten, die das mittragen, kommen vielfach aus Thüringen, wo sie auf dem Genusshof Baldenhain eine feste Größe ist und nach eigenem Bekunden auch bleiben will.

Der Mix aus internationalen Einflüssen und bodenständiger Küche im Restaurant Frieda ist sicher nicht neu, aber so, wie er hier mit Herzblut als hochwertiger Bistro-Stil umgesetzt wird, hält die gesamte Crew sicher auch bei nächsten Besuchen angenehme Überraschungen bereit.


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