»Rot-Rot-Grün ist möglich! Oder nicht?« Um diese Frage zu klären, lud der kreuzer zum Talk ins Neue Schauspiel. Das Gespräch der Parteienvertreter drehte sich allerdings weniger um inhaltliche Debatten und gemeinsame Zukunftsvisionen – vor allem Rechenspiele zur anstehenden Landtagswahl und die Rolle der AfD nahmen viel Raum ein.
»Unser strategisches Ziel muss doch sein, dass unsere Wähler zur Wahl gehen und die der AfD nicht«, gab Henning Homann, Generalsekretär der SPD Sachsen, seine zentrale These gegen einen rot-rot-grünen »Lagerwahlkampf« auf Landesebene aus. Demzufolge sei die SPD in der Verantwortung, sich auf eine Koalition mit der CDU – möglicherweise auch in Zusammenarbeit mit den Grünen – einzustellen. Damit stand die Gesprächsrichtung des kreuzer-Talks »kreuzer, Korn & Kippen« fest.
Derartige »realistische Zukunftsprognosen« (Homann) und Rechenspiele auf Basis von Umfragen und Prognosen nahmen bei der Gesprächsrunde im Neuen Schauspiel Leipzig weitaus mehr Raum ein, als die Frage nach gemeinsamen Inhalten für ein eventuelles rot-rot-grünes Bündnis in Sachsen. Dabei bestätigten alle anwesenden Vertreter der Parteien mehrfach, dass es in inhaltlicher Hinsicht eine große Schnittmenge gebe. »Warum geht ihr dann nicht jetzt schon mit einem starken Thema gemeinsam in die Offensive und sammelt später zur Wahl die SPD ein?« hieß es dazu konkret aus dem Publikum an Grüne und Linke. Statt dies jedoch auszuarbeiten, ging es am Donnerstagabend mehrfach um die AfD – und die Frage, wie man deren Regierungsbeteiligung verhindern könne.
Die AfD als Teil der sächsischen Landesregierung schien als drohende »Katastrophe« den Gesprächsverlauf wesentlich zu bestimmen. Um dieses Szenario um jeden Preis zu verhindern stehen anscheinend sowohl die Grünen, vor allem aber die SPD als »Katastrophen-Team« bereit. »Wenn wir einer Koalition mit der CDU eine Absage erteilen, gibt es doch nur noch einen möglichen Koalitionspartner und das ist die AfD,« so Homann. Zwar entgegnete Sarah Buddeberg als anwesende Vertreterin der Linken, man müsse doch auch um Mehrheiten kämpfen und Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprecher der sächsischen Grünen betonte, es gehe nicht nur um Zahlen, sondern eine rot-rot-grüne Koalition müsse mit gemeinsamen Inhalten überzeugen – die pragmatische Verhinderung einer AfD-Regierung blieb zentrales Thema des Abends, auch wenn die anwesende Band gut darauf programmiert war, solche Exkurse mit musikalischen Einspielern zu unterbrechen.
Und auch wenn alle drei anwesenden Vertreter innerhalb ihrer Parteien zu einer Generation gehören, die eigentlich frei von historischen Befindlichkeiten und Unvereinbarkeiten sein sollte, verlief die Auseinandersetzung keineswegs immer harmonisch. »Jetzt wird prototypisch klar gemacht, warum wir in Sachsen nicht überein kommen. Die Grünen sagen ›Ihr habt die Wagenknecht‹, die Linken sagen ›Ihr habt den Palmer‹…«, kritisierte Lippmann (Grüne) den Gesprächsverlauf. Um eine gemeinsame Entwicklung voranzubringen, sei es ihm zufolge notwendig, die Tonalität der Kommunikation grundlegend zu ändern. Dann sei es auch möglich, die inhaltlichen Überschneidungen produktiv zu verfolgen.
Auf die abschließende Frage nach gemeinsamen Zukunftsprojekten verwiesen Homann, Buddeberg und Lippmann vor allem auf die Pläne für das Projekt Gemeinschaftsschule und die generelle Bildungspolitik, sowie auf verschiedene Aspekte im Bereich sozialer Gerechtigkeit wie die Stärkung von Arbeitnehmerrechten, einem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Bekämpfung von Kinderarmut. Mit diesen Themen gelte es nun vor allem – auch ohne Lagerwahlkampf – die von Moderatorin Jennifer Stange thematisierten rund 51% Nichtwähler der letzten Landtagswahl anzusprechen.
Der gesamte Talk zum Nachhören: