Seit der Wiedereröffnung zum Jahresbeginn ist das Volkshaus kaum wieder zu erkennen. An einen ehemaligen Gewerkschaftsraum erinnert der neue Glanz im Gastraum nicht mehr. Aber was solls?
So manches war in den vergangenen Wochen über das »neue« Volkshaus zu lesen: Zu glänzend sei alles. Aber was solls? Die Szenekneipe war in die Jahre gekommen und ohne Frage renovierungsbedürftig. Dass ein neuer Gastronom Nägel mit Köpfen macht und eigene Ideen durchzieht, ist normal. Schon gar, wenn einer wie Carl Pfeiffer hier angetreten ist, der über seine Dreiturmspringer GmbH mit Unikaten wie KilliWilly und Röseling auf der Karl-Liebknecht-Straße sowie mit den Restaurants Luise auf der Gottschedstraße und Kaiserbad in Plagwitz eigene Maßstäbe setzt. So nun auch hier – fangen wir gleich mit der Einrichtung an: Der nun mittig installierte Tresen wirkt in Verbindung mit den dort platzierten Flaschen sowie einer starken Lichtinszenierung, zu der kunstvolle Messingleuchter gehören, sehr stylish. Die neue Platzierung dieses Herzstücks vom Ganzen bewirkt eine angenehme Teilung des großen Gastraumes. Zwischen den verschieden angeordneten Sitz- und Lounge-Ecken oder an einer größeren Tafel sollte jeder einen Platz zum Wohlfühlen finden. Dafür sorgt letztendlich auch die Crew, die aufmerksam und professionell agiert.
Die Zeit zum Sattwerden und Genießen beginnt morgens mit Frühstück à la carte, mittäglichen Gerichten wie Kartoffel-Wirsing-Auflauf oder Rigatoni mit Brokkoli und Räucherlachs ab etwa 7 Euro. Eine Vitrine offeriert den ganzen Tag Kuchen und mit der Speisekarte fährt die Küche ein anspruchsvolles Programm: Als Vorspeise wählen wir Salate vom Buffet (kleine Bowl, 5 Euro) sowie kräftig gewürzte Maronencremesuppe, als Hauptgänge gebratene Maishähnchenbrust mit Kartoffel-Muffin plus Gemüsegulasch und Bergkäse-Risotto. Das ist wunderbar schlunzig, was die Konsistenz zwischen cremig und bissfest beschreibt. Krosse Zwiebelstreifen und geröstete Walnusskerne wirken als schöner Gegenpart zum würzigen Bergkäse. Der Nachtisch (Mousse au Chocolat, dezent mit Rum und Pfeffer aromatisiert sowie mit eingelegten Kumquats und zwei Löffeln serviert) rundet das Mahl ebenso ab wie ein trockener Riesling vom Pfälzer Weingut Egon Schmitt.
Ein Plus ist das Preis-Leistungs-Verhältnis: Zu zweit haben wir fünf verschiedene Gerichte probiert und mehrere Gläser leer getrunken. Dafür stehen 56 Euro auf dem Bon. Wenn es nun doch etwas zu bemängeln gibt, dann sind es die bisher kaum vorhandenen Möglichkeiten, Garderobe in Sichtweite aufzuhängen. Der Restaurantchef, darauf angesprochen, verspricht Abhilfe: »Wir machen hier vieles selbst, da geht nicht alles auf einmal.« Vielleicht hat sich das Problem ja bis zum Erscheinen dieses Hefts schon wieder gelöst.