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Kultur

»Jubiläum und Abschied!«

Die »Lesung der unabhängigen Verlage« feiert runden Geburtstag – und ihren Abschied

  »Jubiläum und Abschied!« | Die »Lesung der unabhängigen Verlage« feiert runden Geburtstag – und ihren Abschied

Am 22.3. wird zum letzten Mal die Lesung »UV – die Lesung der unabhängigen Verlage« stattfinden. Wir haben mit der Vereinsvorsitzenden und Organisatorin Irina Kramp über Jubiläum und Abschied gesprochen.

kreuzer: Zehn Jahre »UV – die Lesung der unabhängigen Verlage«. Worauf blicken Sie zurück?

Irina Kramp: In schnöden Zahlen sind das 160 Autorinnen und Autoren, sowie Verlegerinnen aus 51 Verlagen, die während der vergangenen neun Veranstaltungen auf den beiden Bühnen des Westflügels gesessen und ihre Bücher vorgestellt haben oder dies zur Jubiläumslesung am 22. März 2019 noch tun werden. Acht Moderatorinnen, die sich über die Jahre auf insgesamt 178 Titel vorbereitet haben. Unsere zwei Crowdfundingaktionen 2013 und 2015, mit denen wir knapp 4.000 Euro von über 100 Unterstützerinnen eingeworben haben. Die Vereinsgründung 2014 mit acht Menschen, die die Veranstaltung schon in den Jahren zuvor tatkräftig und ehrenamtlich unterstützt hatten. Meine Eltern, die jahrelang in ihrer Küche 100 Brötchenhälften schmieren durften. Unzählige Gespräche, Korrespondenzen, Anträge, Nachfragen bei diversen Ämtern, Stiftungen, Botschaften und Firmen als potentielle Förderer und Sponsoren, um allen Beteiligten jährlich Honorar zahlen zu können. Viel Arbeit neben der Arbeit, in Nachtstunden und an Wochenenden zwischen September und März, um das von allen Seiten gelobte Niveau der Veranstaltung zu halten.

Darüber hinaus auch die jährliche Begegnung mit immer wieder neuen und spannenden Verlagen, Autorinnen und Büchern an einem der schönsten Orte Leipzigs. Ein großartiges und aufmerksames Publikum – davon viele Gesichter, die jährlich am Buchmessefreitag den Weg in den Westflügel fanden und hoffentlich auch dieses Jahr wieder finden. Dankbare Rückmeldungen ob der Organisation, des Ortes, der Moderation und des Publikums. Und die jährliche Spannung darauf, was sich unser Hallenser Grafiker Robert Voss für Flyer und Plakat einfallen lässt.

kreuzer: Wie kam es zu der Entscheidung, die Veranstaltungsreihe einzustellen?

Kramp: Uns ist es in den vergangenen zehn Jahren nicht gelungen, die Lesung auf finanziell so solide Füße zu stellen, dass eine Planung über mehrere Jahre hinweg möglich ist. Die Suche nach Förderern wird von Jahr zu Jahr schwieriger, langwieriger und kleinteiliger – wenn es gut läuft, bleiben die bewilligten Mittel konstant, läuft es schlecht, bekommt man weniger als beantragt oder gar nichts. Aber die andere, die Kostenseite ist in Bewegung. Kosten, die sich nicht einsparen lassen, steigen – in unserem Fall zuletzt die Miete des Westflügels. Der überwiegende Teil der organisatorischen Arbeit fließt in die Geldakquise. Leider ist es uns auch nicht gelungen, Personen oder Firmen in ausreichender Zahl oder mit nennenswerten Geldbeträgen zu finden, die unsere Arbeit unterstützen – sei es durch Spenden oder längerfristiges Sponsoring. Nur drei unabhängige Verlage sind seit 2014 Vereinsmitglieder geworden. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Vereins hat sich Mitte Dezember 2018 aus dieser Gemengelage heraus für ein selbstbestimmtes Ende entschieden. Die zehnte »UV – die Lesung der unabhängigen Verlage« wird auch die letzte in der bisherigen Form sein. Jubiläum und Abschied! Ein klarer Schnitt!

kreuzer: Sie haben einen Abschied mit Pauken und Trompeten angekündigt. Was erwartet uns am 22.3.?

Kramp: Am Buchmessefreitag öffnet sich von 20.00 bis 24.00 Uhr das Jugendstiltor des Westflügels. Dann muss das Publikum sich zwischen insgesamt sechs Leserunden auf zwei verschiedenen Bühnen entscheiden. Zwei der Runden laufen jeweils parallel und dauern je eine Stunde. Pro Leserunde kann man drei Autorinnen und Autoren in Lesung und Gespräch live erleben.

In all den Jahren war immer mindestens eine Runde mit Lyrik gesetzt. Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr mit »Entdeckt« und »Lebenswege« gleich zwei Runden, in der Verlage Bücher von bereits verstorbenen oder zu Unrecht vergessenen Autoren vorstellen. Absolutes Novum: Eine unserer Runden ist der Vorstellung der Anthologie »Freie Stücke. Geschichten über Selbstbestimmung«, die in der Edition Nautilus erscheint, vorbehalten. Anna Mayrhauser, eine der Herausgeberinnen, und mit Jacinta Nandi und Sibel Schick zwei der in der Anthologie mit Beiträgen vertretenen Autorinnen werden vor Ort sein.

Was mich besonders freut: Zum Abschied sind noch einmal besonders viele Leipziger und sächsische Verlage vertreten – sieben der insgesamt 16 Verlage haben ihren Verlagssitz in der Region. Mit Ille & Riemer und Hentrich & Hentrich sind sogar zwei Leipziger Verlage zum ersten Mal dabei. Wie immer organisieren wir einen gut bestückten Büchertisch, auf dem sich alle Titel des Abends zum Reinblättern und –lesen und natürlich auch zum Kaufen finden. Das Abschiedsgeschenk einer guten Freundin und wahren Bäckermeisterin an den UV-Verein und seine Lesung werden diverse Kuchen mit unserem Logo sein. Die teilen wir – so lange der Vorrat reicht – mit dem Publikum.

kreuzer: Ihr Verein bleibt laut Börsenblatt bestehen. Was wünschen Sie sich für die Vereinsarbeit? Wohin soll die Reise gehen, in den nächsten zehn Jahren?

Kramp: Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich über die Zukunft des Vereins noch nichts sagen. Die Vereinsmitglieder haben beschlossen, auf der nächsten turnusmäßigen Mitgliederversammlung im September 2019 über weitere Schritte und die Zukunft des Vereins zu beraten. Vielleicht ändern wir den Vereinszweck. Vielleicht finden sich Menschen, die den Staffelstab übernehmen und unsere Arbeit weiterführen möchten. Vielleicht eröffnen sich Möglichkeiten für neue Kooperationen. Wir bleiben gespannt und prinzipiell für alles offen.


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