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Kultur

Aus dem Osten in den Westen

Historische HGB-Abschlussarbeit zeigt Alltag zwischen Altbau und Plattenwohnung

  Aus dem Osten in den Westen | Historische HGB-Abschlussarbeit zeigt Alltag zwischen Altbau und Plattenwohnung

Eine Fotoserie im Stadtgeschichtlichen Museum zeigt den Alltag zwischen Altbau und Plattenwohnung. Und macht anschaulich, wie vor fast 40 Jahren eine Abschlussarbeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst aussah.

Eine Familie läuft durch eine verfallen wirkende Straße. Der Putz bröckelt von den Fassaden. Konkrete Zeichen der Zeit sucht man vergebens. Aufgenommen im Leipziger Osten Anfang der 1980er Jahre, zeigt die damals an der HGB Fotografie Studierende Karla Voigt den Umzug einer Hausgemeinschaft in das Plattenbaugebiet Grünau. Dafür begleitete sie die Menschen von 1979 bis 1981.

Das erste Zuhause im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld befand sich in der Kuchengartenstraße 8. Der Name stammt von einem Bäcker, der hier im 18. Jahrhundert ein Ausflugslokal betrieben hatte. Goethe aß – als er in Leipzig studierte – hier öfters Kuchen im Garten. Der Leipziger Osten veränderte sich seit Mitte der siebziger Jahre. Viele der maroden Häuser wurden flächenweise abgerissen, um Platz für Neubaublöcke zu schaffen – wie hier im Kreuzstraßenviertel.

Die Fotoserie aus Schwarz-Weiß-Fotografien, die das Stadtgeschichtliche Museum nun ausstellt, entstand als Diplom an der HGB. Sie zeigt einerseits den Alltag zwischen Altbau- und Plattenwohnung. Andererseits kann man so auch einmal eine Abschlussarbeit aus der damaligen Zeit sehen.

Voigt wählte sich das Thema selbst und ihre Aufnahmen sind ganz der sozial-dokumentarischen Fotografie verpflichtet. Sie fotografierte den Alltag zwischen einem völlig heruntergekommenen Hausflur, den selbst geschaffenen Spielecken und Feiern im zugepflasterten Hof ohne Grünfläche. Der neue Alltag jenseits von Öfen und Ruinen am anderen Ende der Stadt in einer der größten Plattenbausiedlungen der DDR wirkt zwar auf den ersten Blick viel heller, aber letztlich wurde gefeiert, das neue Umland erkundet. Da die Hausgemeinschaft in einen Aufgang zog, veränderte sich lediglich die Bausubstanz und nicht das soziale Leben im neuen Heim. Aber nicht nur das Leben in der Gemeinschaft, sondern auch das Gestalten einer Plattenbausiedlung wurde dokumentiert. Neben den Fotografien – und das zeichnet die Serie als Zeitdokument aus – finden sich Texte, die auch die Wohnungsbaupolitik erklären, sowie die zur damaligen Zeit ausgesuchten Bildunterschriften.

Aus der Kuchengartenstraße Nummer 8 existiert noch die Haustafel. Sie ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.


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