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Antisemitismus-Skandal im ostdeutschen Fußball: Spuren zu Fanszene Lok und Connewitz-Angreifern

  Kleine Details | Antisemitismus-Skandal im ostdeutschen Fußball: Spuren zu Fanszene Lok und Connewitz-Angreifern

Weil er ein judenfeindliches Bild geteilt hat, schmeißt Regionalligist Askania Bernburg seinen Torwart raus. Bei der Suche nach den Ursprüngen des geschmacklosen Posts landet man bei den Angreifern auf Connewitz vom 11.1.2016 und der Fanszene von Lok Leipzig – inklusive eines ehemaligen Spielers.

Es ist ein Skandal, der zum Klischee des ostdeutschen Fußballs passt: Die antisemitische Anfeindung eines Spielers. Entsprechend berichtete selbst Spiegel Online über einen Eklat in der fünften Liga, der sich am letzten Spieltag ereignete. Torwart Giovanni Datemasch teilte bei Instagram eine Fotomontage: Die Kapitänsbinde des gegnerischen Spielers ist mit einem Davidstern überdeckt, Datemasch steht diesem Spieler mit zornigem Gesichtsausdruck gegenüber, auf seiner Brust prangt »HASS!«. Sein Verein Askania Bernburg trennte sich aufgrund des Postings bereits von dem Torwart. Auch die Bundeswehr, bei der Datemasch aktuell beschäftigt ist, hat laut mehreren Medienberichten angekündigt, den Fall disziplinarrechtlich zu untersuchen.

[caption id="attachment_75357" align="alignright" width="154"] Der gesamte Screenshot (Instagram)[/caption]

Bei der Suche nach den Ursprüngen des geschmacklosen Posts landet man allerdings schnell im Umfeld der Fanszene von Lokomotive Leipzig, aus der es bereits in der Vergangenheit antisemitische Schmähungen gegen den Lokalrivalen BSG Chemie gab – und bei Beteiligten des Angriffs auf Connewitz im Januar 2016.

»Ich habe die Story gar nicht selbst erstellt«, sagte Datemasch bereits am Sonntag gegenüber dem Sportbuzzer. Er sei »nicht der Hellste in der App« und habe das geschmacklose Bild nur versehentlich geteilt. Tatsächlich wurde trotz des Medienrummels bisher nicht öffentlich thematisiert, dass es sich bei der Story auf Datemaschs Profil anscheinend um einen Repost handelt. In vielen Medienberichten ist der Bildausschnitt so gewählt, dass ein Detail am oberen Rand des Screenshots nicht zu sehen ist: Der Accountname »nifischiiiiii«. Das dazugehörige Profil bei Instagram ist mittlerweile nicht mehr erreichbar, auch Torhüter Giovanni Datemasch hat seinen Account nach der öffentlichen Empörung gelöscht.

Ältere Screenshots, die dem kreuzer vorliegen, weisen allerdings nach Leipzig. So findet sich eine Verlinkung auf das Profil »nifischiiiiii« in einem Gruppenfoto, auf dem mehrere Personen zu sehen sind, die für den Connewitz-Angriff angeklagt sind oder bereits verurteilt wurden. Die Markierung für den fraglichen Account befindet sich über Nico F., der bis vor einiger Zeit noch Torwart beim Nachwuchs von Lok Leipzig war. Auch der nun gekündigte Datemasch stand vor seiner Zeit bei Bernburg für die Jugendmannschaft von Lok im Tor.

[caption id="attachment_75354" align="aligncenter" width="320"] Mittig: Markierung »nifischiiiiii«, darunter Nico F. Screenshot: Instagram.[/caption]

Die Lokalrivalität zwischen Anhängern von Lok Leipzig und Chemie stellte sich in der Vergangenheit nicht immer nur sportlich dar und auch antisemitische Aussagen in Bezug auf BSG Chemie sind in der rechten Hooligan- und Ultraszene von Lok keine Seltenheit. Im September 2016 setzte die Polizei in Gera zahlreiche bewaffnete Lok-Anhänger fest. Ihre Mannschaft hatte an dem Tag gar kein Spiel in der Stadt, sondern der Lokalrivale BSG Chemie. Mehrere Personen der Gruppe, zu der auch zahlreiche Connewitz-Angreifer gehörten, trugen T-Shirts mit der Aufschrift »JDN CHM« (Juden Chemie). Nico F. wiederum wurde 2014 von BSG-Ultras in einer Straßenbahn verprügelt – weil er bei Lok spielte.


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