Das Stadtgrün bietet Lebensräume für viele Tierarten. Der Naturschutzbund hat festgestellt, dass diese vor allem für Bauvorhaben drastisch zurückgehen. Mehrere Umweltverbände starteten eine Petition an die Stadt, die weiterem Artensterben vorbeugen soll.
Als im Februar 2018 der Leopoldpark gerodet wurde, war das Entsetzen bei vielen Leipzigern groß: Innerhalb weniger Stunden verschwanden in dem Connewitzer Grünstück fast alle Büsche und Bäume, die Anwohner waren um ein Stück Aufenthaltsqualität gebracht, weil auf dem Areal Platz für eine Wohnanlage geschaffen werden sollte. Grüne Ecken in der Stadt haben positive Effekte, die über den Freizeitwert hinausgehen: Sie dienen als Luftfilter, können bei Hitze für Schatten und Abkühlung und außerdem für frische Luft sorgen.
Der Naturschutzbund (NABU) Leipzig dokumentierte, dass mit der Fäll-Aktion im Leopoldpark viel Gebüsch und gut zwei Dutzend Bäume verschwunden waren, die unter anderem Fledermäusen, Eichelhähern und Sommergoldhähnchen Lebensräume boten. Die Umweltschützer haben auch andere solcher einstigen Lebensräume erfasst, die oft wegen Bauvorhaben verschwanden, und auf eine Online-Karte übertragen. Verzeichnet sind dort alle Biotope, die seit 2016 weggefallen sind. »Hier geht es um 250 Flächen von insgesamt 100 Hektar«, sagt Karsten Peterlein vom Nabu. Betroffen sind neben Vögeln und Fledermäusen auch Insekten, Eidechsen, Amphibien und Igel.
Nun ist es sicher keine Lösung, künftig aufs Bauen oder Sanieren und damit auf Wohnungen, Schulen oder Infrastruktur zu verzichten. Vier Naturschutzverbände – außer dem Nabu die Regionalgruppe des BUND, der Ökolöwe und der Ornithologische Verein zu Leipzig – wenden sich nun in einer öffentlichen Petition an die Stadtverwaltung. Dort fordern sie eine »naturverträgliche Bauplanung«, was laut Petitionstext unter anderem bedeuten soll, Ersatzlebensräume für geschützte Arten zu finden, bestehendes Grün so zu pflegen, dass es dem Artenschutz dienen und seine Funktionen erfüllen kann, oder Rodungen vor Baumaßnahmen erst dann zu gestatten, wenn auch eine Baugenehmigung vorliegt. Denn es geht, so Karsten Peterlein, nicht nur um den Wegfall von ein paar Sträuchern und Bäumen, sondern um »Artensterben vor unserer Haustür«.