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Heavy Celeste

Heavy Celeste – Die Metal-Kolumne

Wo der Hammer hängt: Bitch Hammer hat ne neue Platte – Godflesh beißt zurück

  Heavy Celeste – Die Metal-Kolumne | Wo der Hammer hängt: Bitch Hammer hat ne neue Platte – Godflesh beißt zurück

Harte Töne in und aus Leipzig: Die legendären Godflesh kommen zu Besuch ins UT Connewitz und die Leipziger Bitch Hammer legen eine neue Platte vor. Ballert beides, sagt Tobias Prüwer.

Fair Witch Project: Bitch Hammer melden sich zurück. Sichi, die Leipziger – oder mittlerweile ist ein Fastleipziger darunter – warn nie wech jewesen. Aber sie haben jetzt endlich eine neue Platte am Start. Das allein wäre eine halbe Meldung wert. Aber sie kickt auch richtig gut. Auf »Offenders of the Faith« bleibt das Trio seinem nach vorne preschenden Black-Trash verpflichtet, wenn auch nicht sklavisch. Es ist vielmehr ein spielerischer roter Faden, der jederzeit mal kurz reißen kann, bevor er wieder aufgegriffen wird. Das Ganze hört sich eine Spur mehr nach Black-Metal an, was vor allem am Gitarrensound liegt, der stellenweise auf Polarlichthelle eingenordet wurde. Aber das ist nur eine Brise Boreas, die da mit weht.

Das Tempo ist insgesamt hübsch hoch, wobei Bitch Hammer nichts von ihrem gewohnten Groove verlieren. Die Kombination aus Tanzbein-, Hüft- und Nackenschwinger stimmt. Track eins hält sich nicht lange auf, bolzt ohne Intro oder so Sperenzchen gleich los. Andere Tracks nehmen leicht melodische Umwege, verlieren aber den Charakter guter Autofahrmucke nicht. Die Tracks tragen so schön blasphemische Namen »To Hell with the Cross«, »Bitchcraft« und »Pentagram Vibes«. Am besten gefällt dem Kolumnisten »Satanica«. Das liegt weniger daran, dass es ein Liebessong ist. Vielmehr erfindet sich der Song nach zwei Dritteln noch einmal selbst, beginnt das Motiv in leichter, hochtönender Varianz neu. Apropos Motiv: Das starke Cover der Abhänger-Kirche soll es demnächst als Nicki und Aufnäher geben. Und bevor wieder jemand rummosert: Bitch Hammer ist ziemlich klar als Anspielung an den »Witch Hammer« zu erkennen, den auch als »Hexenhammer« berüchtigten »Malleus Maleficarum«.

Wann Bitch Hammer wieder hier live zu sehen sind, war auf die Schnelle nicht zu ergoogeln. Neuere Erkenntnisse können hier noch nachgetragen werden. Diese Wochen werden die Ohren noch bluten bei Lividty im Bandhaus – pünktlich kommen, die fackeln früh alles ab. Und am Freitag lockt das Fleisch Gottes. Muss man Godflesh noch erklären? Oder besser: Kann man deren Crossover-Metal in passende Worte packen? Schwierig. Industrial-Metal ist auch so ein schwammiges Wort. Aber ja, stimmt irgendwie: Saiten-Schwermetal trifft auf Elektro-Schlaghammer, noch Athmo zugeschüttet, und das Ganze einmal durchs Walzwerk gezogen. Der Gig 1995, als Godflesh in Leipzig waren, wird immer mal wieder als legendär beschrieben. Wer dabei war, mag gern einen Leserbrief schicken über sein schönstes Godflesh-Erlebnis damals. Ansonsten sieht man sich im UT.

Slainte und horns up!


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