Mit dem Lokal Tiefblau schloss aufgrund steigender Mieten einer der besten Cocktail-Läden im Süden. Jetzt ist das Team von Stefan Walther mit dem Grundkonzept zurück – auf der Gottschedstraße.
Dass die alte Schicki-Meile als lukrativerer Ausweichort von der durch Vermieterhybris gebeutelten Karl-Liebknecht-Straße funktioniert, hätte früher auch niemand gedacht. Unter dem Namen Letterman hält das Angebot Bewährtes und Neues vor, und das in etwas posher-chiquerer Atmosphäre.
Wie die College-Jacke, von der sich das Wort Letterman ableitet, verbindet das Ambiente Gediegenes und Gelassenheit. Ein schöner Freisitz mit Palmen bietet trotz Geschäftigkeit der Passanten eine gewisse Ruhe. Innen strukturieren Pfeiler den großen weiten Raum. Holz, Leder, güldenes Gepräge und warmes Licht schaffen eine Atmosphäre zum Verweilen, angenehm, aber nicht von studentischem Charme. Der lang gestreckte Tresen weist aufs Spezialgebiet hin: Alkoholika aller Art. Wie im Tiefblau steht die Wahl zwischen 150 Varianten Gin offen, die Palette von Cocktails und Longdrinks ist breit.
Die Speisekarte setzt neben vielerlei Salaten und Vorspeisen wie Garnelen-Spezial und Carpaccio sowie einem überschaubaren Pasta- und Burger-Sortiment besonders auf Fleischgenuss. Steaks vom Lavagrill werden mit vielen Beilagen kombiniert. Prominent im Raum steht der Reifeschrank mit Dry Aged Beef. Wöchentlich wechselt die Mittagskarte.
Meine Holunderlimonade mit Limette und Orange für den Zitruskick liefert eine feine Erfrischung; für Alkohol ist es zu früh am Tag. Businesslunch in Mediumgrößen gibt es nicht: Im Letterman soll man sich zurücklehnen, statt schnelle Happen zu verspeisen. Daher wähle ich zwei Vorspeisen zugleich. Die gebackene Rote Bete (6,70 Euro) ist trotz leicht zäher Konsistenz zusammen mit warmen Belugalinsen, Mozzarella und Koriander ausgesucht im Geschmack. Den »zickigen Salat« (8,70 Euro) kenne ich schon: Das Bett aus Rucola, Tomaten mit Pesto verde und in Sesam gewälzten Ziegenkäsekugeln mundet auch am neuen Standort.