Als hochqualifizierter Koch hat Thomas Linke schon etliche Bummeleien durch die Weltgeschichte hinter sich. Zurück in Leipzig hat er nun mit seiner Partnerin das Restaurant Campana eröffnet – frisch, vital, erstklassig.
Die Gastronomie ist ein melting pot von ungewöhnlichen Menschen mit ungewöhnlichen Biografien. Manche haben mit 30 schon so viel erlebt, wie ein gestandener Buchhalter mit Nine-to-five-Job es im ganzen Leben nicht schafft. Es gibt Typen, die brechen in die Arktis auf, andere heuern als Schiffskoch an oder werden Hoteldirektor in Dubai. In New York, so die Erfahrung eines Insiders, werden in Deutschland ausgebildete Köche mit dem Lasso von der Straße gefangen. Einer, der in diese Riege passt, ist Thomas Linke. Der Leipziger absolvierte seine Ausbildung zum Koch im Schlosshotel Oberstotzingen bei Ulm und hatte damit »seine Passion gefunden«. Anschließend sammelte er weltweit Erfahrung, darunter in den Hotels The Ritz in London oder Makati Shangri-La auf den Philippinen. Nach Leipzig zurück kam Linke 2010 als Küchenchef des Steigenberger Grandhotels Handelshof. Hinter dem Renommee, für alle gastronomischen Bereiche den Hut aufzuhaben, steckte harte Arbeit. Und so sagte er nicht Nein, als 2015 RB Leipzig rief, ihn wegkaufte und sich damit eine neue Herausforderung bot: die Versorgung aller Fußball-Mannschaften, der Betreuer und des Personals sowie des Bereichs Ernährung der Fußballakademie. Hier entwickelte Linke ein spezielles Ernährungskonzept und trug damit sicher nicht unwesentlich zum schnellen Aufstieg des Vereins in die erste Bundesliga bei. Schließlich können nur optimal ernährte Fußballer auf dem Platz auch Tore schießen. Nach dem Aus dort 2017 (offiziell im beiderseitigen Einvernehmen) ging der Mittvierziger den Schritt in die Selbstständigkeit und baute »Linke Kulinar« auf, eine Ernährungsberatung für Sportler. Mit seinem geballten Wissen um die Wirkung von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß ging er nun den nächsten Step:
Als das Gohliser Ecklokal von La Locanda frei und zu mieten war, juckte es ihn wieder in den Fingern, selbst den Kochlöffel zu schwingen. Seine Partnerin Doreen Matousek ist im Service vom Fach, das passte also ebenfalls. »Wir mussten nicht lange überlegen, wie unser Konzept aussehen soll, aber dann feilt man natürlich doch daran, bis alles steht und genau so aussieht, wie wir es haben wollen«, sagt Linke. Campana, aus dem Italienischen und Spanischen übersetzt, klingt nach Mittelmeer und Leichtigkeit. Und so bitten beide in den renovierten Räumen mit weißen und russischgrünen Wänden oder auf der Terrasse nun seit Mai zum »Casual Fresh Dining«. Das Campana-Vitalmenü mit wahlweise vier oder fünf Gängen verrät, was darunter zu verstehen ist: leichte Gerichte, die, aus frischen Zutaten kreiert, versiert zubereitet werden und durchaus satt machen.
Die ersten Geschmacksproben halten diese Versprechen ein: Ein samtiges Orangen-Karottensüppchen gefällt dank fruchtigem Aroma, der Campana Vitalsalat durch das harmonische Zusammenspiel von Wildkräutern, Avocado, Mango, Fetakäse, gehackten Walnüssen, pochiertem Ei und Fregola Sarda. Zarte Maishähnchenbrust gewinnt durch Gewürze wie Koriander und eine Rosmarinjus. Das auf der Haut knusprig gebratene Cobiafilet ist innen saftig. Chardonnaysauce verhilft Auberginen, Oliven und gegrillten Kartoffeln zum großen Auftritt. Als Dessert machen Schokoladen-Crêpes mit Amaretto-Karamell- und Vanilleeis das Rennen vor Panna Cotta mit Erdbeeren und Pfefferminze sowie einem Käseteller, auf dem Rohmilchkäse von Affineur Volker Waltmann mit Früchte-Chutney und Schwarzbrot serviert werden.Die Weinkarte ist kurz nach der Eröffnung erst mal klein gehalten, stimmt mit Abfüllungen renommierter Winzer aus Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland aber durchaus hoffnungsfroh. Mit Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe in Meißen kommt auch ein regionales Weingut zum Zug. Ein 2018er Spätburgunder Rosé vom Weingut Kiefer am Kaiserstuhl in Baden hat es zum Hauswein gebracht.Für sein ungewöhnliches Hobby wird der sportaffine Koch und Ernährungsberater wohl nun weniger Zeit finden: Auf die Frage, wie er entspannt, kam prompte Antwort: »Beim Fliegenfischen in Thüringen und beim Hochseesegeln.«