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Film

Abseits des klassischen Kinoerlebens

»paradoks« lotet die Grenzen des Dokumentarfilms aus

  Abseits des klassischen Kinoerlebens | »paradoks« lotet die Grenzen des Dokumentarfilms aus

Dokumentarfilme müssen sich immer wieder den Vorwurf des Fiktionalen gefallen lassen. Dass das nicht unbedingt ein Mangel, sondern vielmehr eine Einladung zu neuen Grenzauslotungen sein kann, zeigt vom 26. Oktober bis zum 9. November ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Gruppe Filz und des Leipziger Gegenkinos.

Mit den »paradoks« bewegen sich die Filmische Initiative Leipzig (Filz) und das Gegenkino an den Rand des Dokumentarischen und verschieben das mediale Erlebnis vom reinen Beobachten hin zur erlebbaren Erzählung. Nicht zufällig findet die Ausstellung zur gleichen Zeit wie das Leipziger Dokumentarfilmfestival statt.

Der Standort im Petersbogen ist präsent gewählt – auf dem Weg zur Rolltreppe in den ersten Stock stolpert man als Festivalbesucher fast zwangsläufig über die Installationen, die von der klassischen Kinosituation wegführen sollen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Videokunstwerke regionaler Künstler. Teils ursprünglich aus Mitteldeutschland, teils mit Migrationshintergrund. Dies fließt natürlich auch in die Werke ein.

In der Installation »Stranger's Diaries« berichten Amel El Zakout und Khaled Abdulwahed etwa von den Stationen ihrer Flucht aus Syrien. Die 18 Videos werden auf Handys in eigens dafür gebauten Boxen zu sehen sein. Die einzelnen Szenen dieser Flucht sind nachgestellt und geben nur noch eine Illusion des Dokumentarischen wieder. Aber macht es das weniger realistisch?

Auch in Mario Pfeifers »Again – Noch einmal« wird die Grenze zum Fiktionalen durchbrochen. In der 2-Kanal-Installation greift er den realen Fall eines Geflüchteten auf, der in Arnsberg angeblich die Kassiererin eines Supermarkts bedroht haben soll – woraufhin er von mehreren Männern geschlagen und an einen Baum gebunden wurde. Die Täter wurden nie belangt. Mario Pfeifer lässt Schauspieler, darunter Dennenesch Zoudé und Mark Waschke, die Szenen nachspielen und geht so auf Spurensuche nach den wahren Ereignissen. Abgerundet wird die Ausstellung durch eine Filmreihe, kuratiert von der Cinémathèque, die sich ebenfalls der paradoxen Frage nach Fiktion und Wirklichkeit widmet.


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