Ein JVA-Beamter war dabei, als Neonazis in Connewitz randalierten und Menschen angriffen. Danach blieb der Gefängniswärter noch drei Jahre im Dienst. Am Donnerstag sollte sein Prozess beginnen – er wurde bereits mehrfach verschoben. Der Beamte fehlt jedoch unentschuldigt.
Ein sächsischer Justizvollzugsbeamter war beteiligt, als rund 250 bewaffnete Neonazis und Hooligans im Januar 2016 durch Connewitz zogen und Passanten, Geschäfte und Autos attackierten. Dies hatten gemeinsame Recherchen von kreuzer und Tagesspiegel im September 2018 publik gemacht.
Am Donnerstag sollte sich der Beamte gemeinsam mit einem mutmaßlichen Mittäter vor dem Leipziger Amtsgericht für die damaligen Ereignisse verantworten. Es war der dritte Versuch einer Hauptverhandlung in diesem Verfahren. Zwei frühere Termine im Januar und Juli 2018 platzten kurzfristig.
Auch diesmal konnte nicht gegen den JVA-Beamten Kersten H. verhandelt werden. Er fehlte unentschuldigt. Sein Verteidiger Helmut-Hartwig Heuer erklärte, er sei am Donnerstagmorgen von einer unbekannten Frau angerufen worden, die ihm mitteilte, dass sein Mandant krank sei; ein Attest lag nicht vor. Die Polizei versuchte erfolglos, den Angeklagten zuhause anzutreffen. Richter Pirk erließ daraufhin einen Haftbefehl gegen den Beamten. Gegen ihn soll nun einzeln in einem separaten Verfahren verhandelt werden.
Nach dem Angriff bewachte der JVA-Beamte mehrere mutmaßliche Mittäter
Weitere Recherchen von kreuzer und Tagesspiegel im Herbst 2019 zeigten, dass Kersten H. nach dem Angriff auf Connewitz noch drei Jahre in sächsischen Gefängnissen Dienst tat und dort weitere Mitangeklagte und inhaftierte Rechtsterroristen in seinem direkten Arbeitsbereich bewachte. Seit Januar 2019 ist er vom Dienst suspendiert, bei seiner Festnahme vor vier Jahren soll er seinen Beamtenstatus verschwiegen haben.
Eine Kundgebung warb ab 9:30 unter dem Motto »Netzwerk voller Einzeltäter – Vier Jahre nach dem Neo-Nazi-Angriff auf Connewitz« vor dem Amtsgericht dafür, den Prozess zu besuchen.