Im Juni hat die Uni Leipzig die Verhandlungsergebnisse aus dem Zukunftsvertrag vorgestellt. Die Ergebnisse führten zu Protest bei Studierenden und Mitarbeitern der Lehrerbildung. Nun haben einige von ihnen das Rektorat besetzt.
»Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken« so heißt der neue Vertrag zwischen Bund und Ländern, der ab dem nächstem Jahr bundesweit in Kraft tritt. Etwa eine halbe Milliarde Euro gehen dabei an den Freistaat Sachsen und seine Universitäten. Von diesem Geld können die Universitäten die Stellen ihrer Mitarbeiter bezahlen. Wie das Geld verteilt wird und wie viele Stellen es geben wird, verhandeln die einzelnen Universitäten mit dem Wissenschaftsministerium. Das bereits Mitte Juni vorgestellte Ergebnis hat nicht allen gefallen.
Nun haben etwa zehn Studierende der Lehrerbildung die Räume des Leipziger Rektorats besetzt. Aus Protest wie sie sagen: »Wir bleiben jetzt hier bis alle Verträge in der Lehrerbildung verlängert werden bis September 2021«, erklärt einer der Besetzer. Die aktuellen Stellen laufen Ende dieses Jahres aus und werden dann durch Stellen aus dem neuen Zukunftsvertrag ersetzt. Mit einer Verlängerung aller Verträge erhoffen sich die Protestierenden Zeit zu verschaffen, über die Pläne ab nächstem Jahr neu zu verhandeln.
Bis die Forderung erfüllt wird, wolle man das Rektorat okkupieren. Bislang seien in der Gruppe der Besetzer keine Mitarbeiter des Mittelbaus. Sie unterstützen die Besetzer laut eigener Aussage aber solidarisch unter anderem mit Getränke- und Essensspenden.
Vor allem die Verteilung der Stellen für die Ausbildung der Lehrer, die sich aus dem Vertrag zwischen der Uni Leipzig und dem Freistaat ergeben, entfachten Diskussionen. In den nächsten sechs Jahren soll es insgesamt 166 Stellen für die Lehrerbildung geben. Etwa drei Viertel davon sollen Stellen für sogenannte »Lehrkräfte für besondere Aufgaben« werden, das übrige Viertel verteilt sich etwa gleichmäßig auf Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter und Professuren.
Kurz nach Bekanntgabe der Pläne folgte die erste Demonstration von Mitarbeitenden und Studierenden aus der Lehramtsausbildung unter dem Titel »Keine Lehre ohne Zukunft«. Die Kritik der Protestierenden richtete sich dabei insbesondere auf die zukünftige Situation der Lehrkräfte für besondere Aufgaben. Ihre Stellen sollen in Zukunft zwar entfristet werden, dafür müssen sie allerdings auch mehr Lehre absolvieren. Statt den bisherigen 16 Wochenstunden sollen sie nun 20 Wochenstunden mit Vorlesungen oder Seminaren halten. Der Referent für Lehrerbildung des Student_innenrates Felix Fink kritisierte die Situation der Lehrkräfte im Interview mit dem kreuzer. Die Qualität der Lehre leide unter solchen Umständen enorm, so Fink.
Im Rektorat sieht man die Sache anders. Ab nächstem Jahr müsse man 100 mehr Plätze für Lehramtsstudierenden zur Verfügung stellen. Die Erhöhung der Anzahl von Lehrstunden sei notwendig, um die Lehre für die zusätzlichen Studierenden abzudecken. Die Anzahl der Stunden sei außerdem im gesetzlichen Rahmen und die gesamte Wochenarbeitszeit dadurch nicht gefährdet.
Aufgrund der andauernden Proteste lud das Rektorat schließlich Anfang Juli zum Gespräch mit Vertretern des Student_innerat und des Mittelbaus ein. Darin erklärte Rektorin Beate Schücking, sie wolle die Lehrerbildung nicht alleine lassen.
Auf Anfrage des kreuzer war das Rektorat zunächst nicht zu erreichen.
Nachtrag:
Nachdem das Rektorat am Abend der Besetzung zunächst nicht zu erreichen war, nahm Prorektor Thomas Hofsäss am Tag darauf auf einer Pressekonferenz Stellung. Bei der Besetzung handele es sich um einen »rechtswidrigen Zustand«, der zwar in »keiner Weise akzeptabel«, aber dennoch »zugelassen« sei. Prinzipiell begrüße das Rektorat den Einsatz der Studierenden für gute Lehre.
Die anwesende Dekanin der Erziehungswissenschaften Brigitte Latzko erklärte, durch den Zukunftsvertrag sei man mit einer politischen Entscheidung konfrontiert, die man nicht zu verantworten habe. »Eine Uni kann nur das verteilen, was sie hat«, sagt Latzko. In Hinblick auf die Forderungen der Besetzer, die auslaufenden Verträge in der Lehrerbildung zu verlängern, scheint bereits ein Stein ins Rollen gekommen zu sein. So erklärte Latzko, man stehe bereits mit dem Personaldezernat in Verbindung, um eine Weiterbeschäftigung einzelner Mitarbeitern bis 2021 zu prüfen.