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Politik

»Es geht darum, so etwas zu verhindern«

Eine Initiative gedenkt dem Anschlag in Halle mit einer Demonstration

  »Es geht darum, so etwas zu verhindern« | Eine Initiative gedenkt dem Anschlag in Halle mit einer Demonstration

Ein Jahr ist der Anschlag in Halle am 9. Oktober her, bei dem ein Mann versuchte mit Waffen und Sprengsätzen in eine Synagoge einzudringen und schließlich zwei Menschen tötete. Der Initiativkreis 9. November, ein Zusammenschluss aus verschiedenen Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen aus Leipzig, veranstaltet nun eine Gedenkdemonstration in der Leipziger Innenstadt. Mit dem kreuzer spricht Sebastian von Huene von der Initiative über die Hintergründe und die notwendigen Schritte, Taten wie in Halle zu verhindern.

kreuzer: Am Freitag jährt sich der rechtsextreme Anschlag in Halle. Sie wollen an diesem Tag in Leipzig demonstrieren. Worum soll es gehen?SEBASTIAN VON HUENE: Der Anschlag in Halle hat für uns eine Zäsur dargestellt, die in einer Kontinuität von rechtsextremen Anschlägen steht: Walter Lübcke, Hanau, der Anschlag in München – das sind alles Fälle, die sich aufeinander beziehen und in denen sich auch die Täter aufeinander beziehen. Wir wollen hier eine Kontinuität aufzeigen. Für uns ist klar: Ein »Weiter so« darf es für uns nicht geben, das wollen wir an diesem Tag auch nochmal betonen. Gleichzeitig wollen wir den Opfern gedenken, es geht hier um würdevolles Gedenken und darum, unsere Solidarität mit den Betroffenen und Überlebenden auszusprechen.

kreuzer: Das Leitmotiv der Demonstration ist der Ausspruch der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano »Erinnern heißt handeln«. Was bedeutet das?VON HUENE: Uns geht es darum zu betonen, dass es mit der juristischen Auseinandersetzung allein nicht getan ist, sondern wir uns als Zivilgesellschaft fragen müssen: »Wie konnte es zu dieser Tat kommen?« Dass wir dabei unseren Blick  auf rechtsextreme Strukturen richten, die Ideologie und vorallem auch das gesellschaftliche Klima, die das möglich gemacht haben. Es ist natürlich auch ein Appell an die Politik, aber es ist auch jede und jeder Einzelne gefragt, wenn es um den Kampf gegen Rechtsextremismus geht. Deswegen sagen wir: Erinnern ist gut, erinnern ist wichtig, aber es geht auch darum, in Zukunft solche Sachen zu verhindern.

kreuzer: Wie kann man das erreichen?VON HUENE: Indem man Solidarität mit den Betroffenen zeigt und ihnen zuhört. Es ist nicht erst seit dem Anschlag so, dass migrantische und jüdische Organisationen in Deutschland sagen: »Wir werden angegriffen«. Es darf nicht sein, dass diesen Menschen nur dann zugehört wird, wenn solche Gräueltaten passieren und das Zuhören aufhört, sobald ein juristischer Prozess angelaufen ist. Ansonsten muss man präventiv arbeiten: Bildungsarbeit durchführen und klare Kante gegen Antisemitismus und menschenverachtende Ideologien zeigen. Der Täter in Halle hatte auch ein soziales Umfeld – das deutet der Prozessverlauf zumindest bisher so an –, was seine Position ja auch toleriert hat. Wenn wir als Gesellschaft, im Zusammenleben, in der Bildung klarer markieren, dass solche Positionen nicht gehen und klarer aufklären, dass man dagegen etwas sagen muss und was man dagegen sagen kann, kann man durchaus auch in Leipzig und Sachsen handlungsfähig sein gegen Rechtsextremismus.

kreuzer: Was hat man da in der Vergangenheit aus Ihrer Sicht in Sachsen falsch gemacht?VON HUENE: Kurt Biedenkopfs Credo von der Immunität der Sachsen gegen Rechtsextremismus war hier im Land ja lange Doktrin. Da hat man da ja auch irgendwann mal festgestellt, dass das einfach nicht so ist. Der Täter von Halle kam aus einer Kleinstadt. Es ist frustrierend, wenn man sieht, dass in Sachsen Initiativen, die sich im ländlichen Raum für präventive Arbeit einsetzen, Bildungsveranstaltungen und Jugendarbeit machen, Steine in den Weg gelegt werden und Geld gekürzt wird.


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