Das Lager des Getränkelieferanten Durstexpress in Leipzig soll geschlossen – und allen Mitarbeitern gekündigt werden. Das geht aus Informationen hervor, die dem kreuzer vorliegen. Grund dafür ist die Fusionierung mit dem Konkurrenten Flaschenpost. Eine umfassende Analyse habe ergeben, das Durstexpress-Lager habe nicht genug Potenzial, heißt es in einer internen E-Mail. Die Zukunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ungewiss.
Über zu wenig Arbeit klagten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Getränkelieferant Durstexpress in Leipzig noch im Oktober letzten Jahres. Wie der kreuzer berichtete, seien Stellenpläne damals so massiv gekürzt worden, dass die Lieferanten nicht mehr auf die vertraglich vereinbarten Wochenstunden kamen. Durstexpress begründete das Vorgehen mit massiven Nachfrageschwankungen. Die Mitarbeiter sahen ihr Einkommen bedroht.
Im November letzten Jahres kam dann die Nachricht: Die Oetker-Gruppe, zu der Durstexpress gehört, kauft den Konkurrenten Flaschenpost. Mitarbeiter von Flaschenpost äußerten gegenüber dem Südwestrundfunk, im Vorfeld sei ein massiver Druck auf sie ausgeübt worden. Immerhin eine Milliarde Euro soll für die Übernahme geflossen sein. Die beiden Unternehmen werden fusioniert, aus Durstexpress wird Flaschenpost.
Nun soll das Durstexpress-Lager in Leipzig geschlossen werden. Das geht aus E-Mails an das Leipziger Personal von Durstexpress hervor, die dem kreuzer vorliegen. Eine Analyse habe ergeben, dass das Lager »im Vergleich zum Nachbarlager der flaschenpost schlechter abschneidet und weniger Potenzial für die Zukunft bietet«, heißt es in der E-Mail. »Deshalb wurde die Entscheidung getroffen, dieses Lager nicht mehr weiter zu betreiben.« Während es in einer ersten E-Mail noch hieß, das Lager bleibe bestehen und die Mitarbeiter würden von Flaschenpost übernommen, folgte nur 47 Minuten später die gegenteilige Information. Scheinbar gibt es bundesweit Standorte, die nicht von Schließungen betroffen sind.
Was das für die Mitarbeiter im Unternehmen bedeutet, wird in einer Besprechung am Tag der Nachricht klar. Einer der Anwesenden, der anonym bleiben möchte, zitiert seinen Vorgesetzten aus dem Gespräch: »Bei einigen wenigen Standorten, da ist auch leider Leipzig von betroffen, ist es so, dass die Mitarbeiter zum 28. Februar 2021 gekündigt werden. Das betrifft alle ohne Ausnahme.« In einer E-Mail an die Mitarbeiter heißt es nur: »Um diese Veränderung für euch so gut wie möglich abzufedern, habt ihr jedoch die Möglichkeit, euch bei der flaschenpost zu bewerben.« Außerdem würden Bewerbungen von ehemaligen Durstexpress-Mitarbeitern priorisiert behandelt, wie es in der E-Mail heißt.
Noch am gleichen Nachmittag versammeln sich etwa 50 Mitarbeiter vor dem Leipziger Lager von Durstexpress. Einige von ihnen berichten, dass sie erst vor einigen Monaten vom Konkurrenten zu Durstexpress gewechselt seien, weil »man da drüben überhaupt keine Zeit für die Kunden hat.« Die Arbeitsbedingungen seien deutlich härter und die Arbeit werde schlechter bezahlt. Die ersten Mitarbeiter hätten sich zwar trotzdem schon bei Flaschenpost beworben, allerdings bereits jetzt eine Absage erhalten.
Auf Nachfrage des kreuzer bei der Pressestelle von Durstexpress heißt es vom Unternehmen: »Weil uns daran gelegen ist, möglichst viele der Leipziger Durstexpress Mitarbeiter auch weiterhin zu beschäftigen, sind alle Mitarbeiter eingeladen, sich bei der flaschenpost zu bewerben.« Bei einer Bewerbung müssten die im Unterschied zu externen Bewerbern keine Probearbeitstage und Hospitationen absolvieren und würden bei Vertragsabschluss höher eingruppiert. Außerdem sollen die Löhne zum 1. Februar 2021 flächendeckend erhöht werden, um »mögliche Unterschiede im Lohngefüge zwischen flaschenpost und Durstexpress weitgehend auszugleichen«, erklärt Pressesprecher Martin Neipp.
Neben dem Durstexpress-Lager in Leipzig werden nach Angaben des Unternehmens auch die Lager in Berlin-Teilestraße und Bochum nicht mehr weiter betrieben, »da deren jeweilige Lage und Infrastruktur im Vergleich zu den umliegenden Lagern schlechter dasteht.« Alle Mitarbeiter der anderen bundesweiten Lager, die nicht von Schließungen betroffen sind, werden laut Angaben des Unternehmens übernommen.