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Stadtleben

Eine Spur für einen Tag

Pop-up-Lanes bahnen den Weg für sichere Radstrecken

  Eine Spur für einen Tag | Pop-up-Lanes bahnen den Weg für sichere Radstrecken

Zum Aktionstag »Pop-up-Radwege« organisierten mehrere Vereine in Leipzig an zehn Stellen neue Radwege. Die Forderung ist klar: Mehr Platz fürs Rad.

Die Begeisterung war groß, als vor knapp einem Jahr in verschiedenen Städten weltweit Pop-up-Radwege auftauchten. Die Idee: kurzfristige Lösungsangebote an Stellen mit akutem Handlungsbedarf. Was als Übergangsradweg beginnt, kann dann dauerhaft verstetigt werden. So geschehen in Berlin, wo das Oberverwaltungsgericht im Januar entschied, dass die neu entstandenen Radwege vorerst bleiben dürfen.

In Leipzig wächst hingegen der Druck auf Politik und Stadtverwaltung, den Ausbau des Radnetzes voranzutreiben. Dafür hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Leipzig zusammen mit zahlreichen anderen Vereinen am 10. März den Aktionstag für Pop-up-Radwege organisiert. Dabei sind für einige Stunden zehn neue Radwege entstanden. »Wir wollen nicht warten, sondern eine Interimslösung finden, die nicht viel Geld kosten muss«, sagt Rosaline Kreuijer, Vorsitzende vom ADFC Leipzig. Auch sie konstatiert mit Blick in die Hauptstadt, die sonst nicht gerade für Fahrradfreundlichkeit bekannt ist: »Berlin zeigt, dass so was geht«.

[caption id="attachment_123043" align="alignright" width="240"] Klimagerecht mit der Pop-up-Lane auf der Johannisallee; Foto: Fabian Klaproth[/caption]

Eine dieser neuen Radwege tauchte am Ranstädter Steinweg zwischen der Thomasisusstraße und dem Goerdelerring auf. Hier war es vor zwei Jahren zu einem schweren Unfall gekommen, als ein Jugendlicher von einem rasenden Auto erfasst wurde und dabei zu Tode kam. Daraufhin wurde an der Stelle eine Tempo-30-Zone erwirkt, an die sich viele Autofahrerinnen jedoch nicht halten. Radfahrerinnen schlittern hier von einem Malheur ins nächste: Auf die radtechnisch mindestens abenteuerliche Jahnallee folgt eine geteilte Spur für Fußgängerinnen und Radfahrende. Für Autos hingegen gibt es zwei Spuren. Aus einer der Autospuren machte der ADFC am Mittwoch für kurze Zeit eine Radstrecke.

Gut frequentiert wird der neue Radweg am Mittwochmorgen allemal. Einige schauen unsicher und fahren zunächst wie gewohnt auf dem Bürgersteig weiter. Andere heben zum Dank die Hand und genießen den Freiraum einer eigenen Spur.

Ähnlich wirkt es nachmittags auf der Johannisallee Richtung Liebigstraße. Dort müssen Radfahrende normalerweise an parkenden Autos vorbei auf der Straße fahren. Der BUND Leipzig installierte hier einen Pop-up-Radweg, dort wo sonst Autos parken. Die neue Radspur findet auch bei Anwohnern Anklang. »Das wäre wesentlich besser, wenn hier ein Radweg wäre«, bemerkt der vorbeiradelnde Clemens Steinert. »Super Idee, der soll bleiben!«, lobt auch Passant Göran Hanke.

Mit dem Aktionstag verweisen die Verbände darauf, dass neue Radwege in Leipzig notwendig sind – aus Sicht der Verkehrssicherheit ebenso wie als Beitrag zu einer Mobilitätswende. Während die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr seit Pandemie-Beginn stark gesunken sind, stellt das Rad das Fortbewegungsmittel dar, das gleichzeitig corona- und klimagerecht ist. Mit neuen Radwegen wird es vielleicht auch ein zunehmend sichereres.


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