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Kultur

»Das Ding muss schmecken«

Trinken fürs Klima: Die Leipziger Rico Borsitz und Mathias Bock starten dieses Frühjahr mit ihrem eigenen Bier

  »Das Ding muss schmecken« | Trinken fürs Klima: Die Leipziger Rico Borsitz und Mathias Bock starten dieses Frühjahr mit ihrem eigenen Bier

Gehölz-Bräu aus Leipzig will Bier herstellen, und zwar bio und möglichst regional. Für jede verkaufte Flasche wird ein Baum gepflanzt. Im Gespräch erzählen die beiden Macher von ihren Gründen für ein nachhaltiges Bier und was Corona an den ursprünglichen Plänen verändert hat

kreuzer: Warum machen Sie Bier?MATHIAS BOCK: Wir trinken gerne Bier. Als der Entschluss reifte, dachten wir zunächst an ein Bier von der Stange mit ökologischem Mehrwert. Dann kam Corona und während wir noch einmal nachdachten, fiel uns auf: Es ergibt überhaupt keinen Sinn, den ökologischen Gedanken mit einem konventionellen Bier auf den Markt zu bringen. Deshalb wird es jetzt ein Biobier. Corona war zwar eine Bremse, denn wir wollten schon im April 2020 an den Start gehen. Aber dadurch konnten wir am Konzept feilen. Am Ende muss das Ding schmecken.

kreuzer: Bio heißt, dass alle Zutaten aus Bioanbau stammen?BOCK: Ja. Und wir bemühen uns um möglichst regionale Produzenten aus dem direkten Umfeld der Brauerei. Beim Biohopfen geht das leider nicht, der kommt aus der Hallertau in Bayern. Unseres Wissens gibt es keinen regionalen Biohopfen für die Mengen, die wir brauchen.RICO BORSITZ: Die Nachhaltigkeit ist uns enorm wichtig, gerade vor dem Hintergrund von Konsum, weltweitem Kapitalismus und Zukunftsgedanken, sei es die eigene Zukunft oder die von Kindern. Umweltschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.Mathias Bock: Das Bier ist letztlich nur das Transportmittel für den Nachhaltigkeitsgedanken.

kreuzer: Wo liegt denn die Brauerei?BOCK: Die liegt im MDR-Sendegebiet.

kreuzer: Und wo pflanzen Sie die Bäume?BORSITZ: Dafür haben wir einen Kooperationspartner, Eden Reforestation Projects, eine Non-Profit-Organisation, die zum Beispiel auch mit der Suchmaschine Ecosia zusammenarbeitet. Die Bäume werden weltweit in der Äquatorregion gepflanzt, etwa in Madagaskar oder in Haiti. Pro verkaufter Flasche spenden wir der Organisation einen bestimmten Betrag, sie pflanzt pro Flasche einen Baum. Ein Teil des Betrags fließt in den Schutz der Region, sodass die Bäume auch wachsen können.

kreuzer: Sie planen mit drei Biersorten?BOCK: Wir starten mit einem klassischen Pils. Außerdem soll es ein Radler und ein alkoholfreies Pils geben. Allerdings sind Zitronen nicht regional, da suchen wir gerade noch ein passendes Obst.

[caption id="attachment_123379" align="alignright" width="320"] Mit drei Biersorten am Start: Gehölz-Bräu; Foto: Katharina Welsch[/caption]

kreuzer: Können Sie sich vorstellen, neben dem Einzelhandel auch für die Gastronomie zu produzieren?BORSITZ: Auf jeden Fall. Unsere Konzeption geht nicht bloß vom Bier zum Produkt, sondern vom Nachhaltigkeitsgedanken aus. Unser Bier ist handwerklich gut gemacht und passt natürlich in eine Gastronomie und zu allen, die versuchen, nachhaltiger zu denken, oder die beim Lebensmitteleinkauf ein bisschen bewusster vorgehen möchten.

kreuzer: Was hat es denn mit den anderen Getränken auf sich, die auf Ihrer Webseite angekündigt sind?BOCK: Wir vertreiben Helmut-Wermut und Gisela, außerdem gespritzten Saft – manche sagen auch Schorle –, also hochwertigen Saft in Bio-Qualität mit Sprudelwasser und ohne Zuckerzusatz. Somit haben wir vier Produktarten, die sich gut ergänzen können.

kreuzer: Bei der Finanzierung setzen Sie auch auf Crowdfunding über Startnext?BORSITZ: Wir denken in einer gewissen Größenordnung und das braucht eine Vorfinanzierung. Das Crowdfunding ist für das Brauen der ersten Charge gedacht, für Logistik, Vertrieb und den Onlineshop. Das betrifft übrigens auch das Leergut: Es ist schwer, an Leergut ranzukommen, das ist teilweise richtig teuer.BOCK: Marktstart ist voraussichtlich Ende April, Anfang Mai. Dann wird es das Bier im Handel geben – im Lebensmitteleinzelhandel, in Spätis, Bioläden, Cafés – und in unserem Online-Shop. Und eines Tages haben wir auch bei Straßenfesten oder Stadtteilfesten unseren Stand.BORSITZ: Wir haben auch Ideen Richtung Lastenrad. Es gibt einiges, was wir uns für nächstes Jahr vorstellen können.


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