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Kultur

Marlene rockt

»Herzschlag ins Gesicht« erzählt von Mutter und Tochter

  Marlene rockt | »Herzschlag ins Gesicht« erzählt von Mutter und Tochter

Unzählige Bücher überfluten den Markt. Linn Penelope Micklitz und Josef Braun helfen einmal wöchentlich auf »kreuzer online« bei der Auswahl. Diesmal liest und schaut Familienredakteur Josef Braun sich durch Bente Theuvsens »Herzschlag ins Gesicht«. Dabei verliert er sich in den kurzen, knalligen Comics.

Jeder kennt vermutlich die Erfahrung bei jemandem eingeladen zu sein, zu dem man nicht gehen möchte. Man nimmt die Einladung an, vielleicht aus Höflichkeit, und versucht sich während des Besuchs nichts anmerken zu lassen. Was passiert, wenn man dieselbe Situation an der Seite ihrer Tochter Marlene erlebt, zeigt die Autorin und Illustratorin Bente Theuvsen in einem kurzen Comic. 
Dort wendet sich das Mädchen mitten im Gespräch an ihre Eltern und verkündet: »Guck Mama! Ist doch gar nicht so unangenehm!« Es ist nicht die einzige Szene, in der Marlene ihre Eltern in Erklärungsnot bringt. Ausgestattet mit einem robusten Sinn für die eigene Wirklichkeit und großer Neugier stellt sie gesellschaftliche Konventionen in jeder denkbaren Weise auf die Probe. Das macht sie zur idealen Protagonistin für »Herzschlag ins Gesicht«, die zudem noch eine Menge Einsichten parat hat, von ihrer Mutter in eigens gestaltete Kästchen gesetzt. Darunter folgende über den Tod: »Am Ende stirbt man ein bisschen.«

[caption id="attachment_123475" align="alignright" width="248"] Herzschlag ins Gesicht; Foto: Eichborn Verlag[/caption]

Seit der Geburt ihrer Tochter zeichnet und schreibt Bente Theuvsen über ihre kleine Familie und postet die Ergebnisse auf ihren Social-Media Accounts. »Herzschlag ins Gesicht« ist eine Auswahl ihrer Arbeiten aus den letzten Jahren. Es steigt ein mit einem positiven Schwangerschaftstest (ausgerechnet an einem Sushi-Abend mit viel Alkohol) und endet damit, dass die Tochter sich über die neue Brille der Mutter beschwert. Dazwischen gibt es unterschiedliche Szenen, die ein ehrliches, aber immer humorvolles Bild vom Leben mit Kind in unserer heutigen Zeit zeichnen. Die große Stärke des Buches liegt darin, dass Theuvsen dabei auch die anstrengenden Momente nicht auslässt. Sie zeigt die Überforderung, die Erschöpfung und daraus resultierende Wutausbrüche, genauso wie den ganzen schönen Rest. »Herzschlag ins Gesicht« ist ein Buch, dass in die literarische Hausapotheke gehört, als perfektes Mittel gegen jede Form von Alltagsverdrossenheit.


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