Der Botanische Garten darf wieder öffnen. Die neue Sonderausstellung »Blütenbesucher – Beziehungsgeschichten aus der Natur« zeigt die Vielfalt der Tiere, aber auch in welcher Gefahr sie schweben.
Was haben die Blattschneiderbiene und das Honigopossum, Kolibris und Flughunde gemeinsam? Sie alle zählen zu den Bestäubern, sorgen also für die Fortpflanzung der Samenpflanzen. Ohne sie geht nicht viel. Das macht eine neue Sonderausstellung im Botanischen Garten deutlich, der seit letzter Woche wieder öffnen darf. Und doch sind Bestäuber als Teil der Naturkatastrophe gefährdet. Davon ist in der Schau »Blütenbesucher – Beziehungsgeschichten aus der Natur« zu erfahren. Aber auch davon, was diese Vielfalt der Besamungstiere überhaupt ausmacht, wie sie Leipziger Wissensschaffende en Detail erforschen, welche Veränderungen sie weltweit feststellen und wie man den Bestäubern global und hier vor Ort helfen kann.
Von den Bienchen und den Blümchen haben alle schon einmal gehört. Dass es in der Natur viele Wege gibt, auf denen Pflanzensamen verteilt werden können, ist weniger bekannt. Hier setzt die vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) konzipierte Ausstellung an. An übersichtlichen Stationen werden mit kurzen informativen Texten, Fotos und Grafiken die Themen eingeführt. Das funktioniert recht barrierefrei, eine Eins in Bio braucht man nicht, um alles zu verstehen. Nach einem weltweiten Überblick – ja: es gibt tatsächlich ein Opossum, das bestäubt (niedlich!) – werden in Einzelbeispielen lokale Veränderungen in einer Jahrhundertspanne vorgeführt, wo zum Beispiel intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und zu häufigem Mähen die Diversität der Bestäuber reduziert hat. Ein Buch der bedrohten Arten beweist Mut zur Lücke. Nicht über alle Kreaturen weiß man viel; manche sind ausgelöscht, bevor sie erforscht wurden. Anschaulich ist dargestellt, wie sich Bestäuber und Flora gegenseitig bedingen, wird an einem Picknickkorb klar, welche Leckerheiten ohne Besamer fehlen würden. Highlight ist der Blick in ein lebendig-wuselndes Hummelnest vor Ort.
Draußen vor der Halle zeigen Blühstreifen, dass Bestäuberschutz eine Augenweide sein kann. Und wie die erst duften. Wie immer lohnt der Besuch des gesamten Botanischen Gartens, dessen Außengelände kostenlos zugänglich ist. Zumal derzeit viele Pflanzen ihre Pracht zur Schau stellen.