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Draußen ist das neue Drinnen

Die besten Ausflugstipps für Sportliche und Faule

  Draußen ist das neue Drinnen | Die besten Ausflugstipps für Sportliche und Faule

Der Urlaub beginnt gleich an der nächsten Ecke. Es braucht keine weite Reise. Nur ein Ziel und einen Weg dorthin. Und die richtigen Schuhe. Das Erlebnis in der nahen Fremde stellt sich dann schon ein. Mehrere Handvoll Ziele in eineinhalb Rubriken führen zum Beispiel in die Altmark, ins Erzgebirge, auf Nachtwanderung und ins Märchenschloss, zum Fischessen ins Ruppiner Land und zum Cornern nach Magdeburg, zum Chillen in die Einöde und zum Höllenritt durch Tag und Nacht. Der Urlaube wartet auf dem Land oder in der Stadt, im Wald und auf der Heide, ob Sie alleine unterwegs sind oder mit Kind und Kegel, auf zwei Rädern, im Auto oder in der Eisenbahn. Die Titelgeschichte aus der Juli-Ausgabe des kreuzer 07/21.

Für kurze Beine oder vier Räder: Von Wurzen nach Machern

Die Wanderung beginnt in der Wurzener Altstadt. Sie ist weder für kleinere Kinder zu anstrengend noch für das Mitführen von Kinderwagen ungeeignet und tangiert nebenher das Schloss, die Stadtkirche, den Dom und den Ringelnatzbrunnen. Kurz vor dem Freibad Dreibrücken geht der Weg nach rechts ab unter einer Straßenbrücke hindurch, vor einer weiteren Rechtskurve wird der Waldweg eingeschlagen, der links abzweigt. Eine Überquerung des Mühlgrabens und einen Rechtsschwenk später geht es über die Mulde. Es folgen die Dörfer Grubnitz und Nepperwitz. Danach geht der Weg über Wiesen, Felder und Wäldchen nach Machern und zu den Ausläufern des Schlossparks. Der wurde im 18. Jahrhundert im englischen Stil um das Barockschloss und den Teich angelegt. Die Gestalter gaben sich große Mühe, den Eindruck einer urwüchsigen Landschaft zu erzeugen. Auf dem Gelände verteilten sie unter anderem vage an die Antike erinnernde Tempel, eine Pyramide, eine Ritterburg und eine künstlich angelegte Ruine. Die Strecke verläuft fast ausschließlich über Wald- und Feldwege und die befestigten Wege im Schlosspark. Das Freibad Dreibrücken hat mehrere Rutschen, von denen eine mehr als 60 Meter lang ist, einen Drei-Meter-Turm und ein separates Planschbecken für Babys. Kinder finden im Park am Alten Friedhof und in Machern auf dem Schlossplatz einen Spielplatz. Sie dürfte auch das Areal im Schlosspark Machern interessieren. An der Route liegen verschiedene Möglichkeiten zu Rast oder Einkehr.

  • Länge: 13 km
  • Anstrengung: 2
  • Kulturfaktor: 3
  • Naturfaktor: 3
  • Barrierefreiheit: 4
  • Hin & Weg: Der Regionalexpress braucht eine Viertelstunde nach Wurzen, die S-Bahn von Machern eine halbe Stunde nach Leipzig zurück.
Für Supersportliche: Schwitzen im Gebirge

Es ist nun schon eine Weile her, dass sportliche Großevents den Jahreskalender der Fitness bestimmten. Marathon, Halbmarathon, Triathlon oder Sieben-Seen-Wanderung – alles abgesagt. Lediglich das höchstpersönliche Fahrradfest im kleinsten Kreis konnte stattfinden, manche sollen sich die 100-Kilometer-Route um neun Seen des Leipziger Neuseenlands als Challenge gesetzt haben. Das mag zwar nach einer langen Strecke klingen. Mit einem Auf- und Abstieg von lediglich 380 Metern fällt sie aber eher in die Kategorie Aufwärmen.

Ein anderes Level sollte das Training für den Drei-Talsperren-Marathon im Erzgebirge haben, der für Mitte September geplant ist. Er gilt als einer der anspruchsvollsten in der Bundesrepublik und kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad absolviert werden. Das Höhenprofil der 42,19 Kilometer hat einen Auf- und Abstieg von 910 Metern, die um die Talsperren Carlsfeld, Sosa und Eibenstock führen. Wer bis dahin nicht fit genug ist, versucht es vielleicht erst einmal mit dem Acht-Kilometer-Lauf oder dem Halbmarathon. Die 100-Kilometer-Fahrradstrecke überquert zweimal den Auersberg (1.018 Meter), die 50-Kilometer-Strecke immerhin einmal. Dies könnte der Vorbereitung auf den Fichkona dienen, der auf den nächsten Juni verschoben wurde, sich aber wie jede andere Strecke individuell durchführen lässt. Dabei geht es darum, mit dem Rad zum Ostseestrand zu fahren. Start ist auf dem erzgebirgischen Fichtelberg, Ziel ist Kap Arkona auf Rügen. Schlaf ist nicht geplant, denn die 600 Kilometer sind in 24 Stunden zurückzulegen.

  • Länge: 8–600 km
  • Anstrengung: 5
  • Kulturfaktor: 1
  • Naturfaktor: 4
  • Barrierefreiheit: 0

Für urbane Hipster: Magdeburg

Die Stadt an der mittleren Elbe zeigt Mut. Anders als die Fake-Kulisse aus Pseudo-Barock an der unteren Elbe ist Magdeburg nach dem Zerbomben im Zweiten Weltkrieg das städtebauliche Wagnis eines Neuaufbaus eingegangen. Das ist nicht überall gelungen, aber man muss ja nicht die ganze Zeit auf dem Bahnhofsvorplatz rumlungern oder ums Hundertwasserhaus schleichen. Magdeburg ist so etwas wie das Aberdeen Sachsen-Anhalts, die Stadt für den zweiten Blick.

Magdeburg ist ein herrlicher Underdog. Das Stadtmarketing war jahrelang nach innen gerichtet, sollte zuallererst die eigene Bevölkerung für die »Ottostadt« begeistern. »Magdeburg sind wir«, hieß es und: »Otto erholt sich«. Das ist wie gemacht dafür, dass sich Hipster breitmachen – zumal es die Stadt der totalen Zerstörung (zwei Mal!) ist. Das hat Symbolkraft.

Nicht gesichert ist, dass der Kirchenbau Ottos des Großen wirklich an der Stelle des Doms stand. Aber das macht nichts, auch der neuere 800 Jahre alte Bau ist toll. Er beherbergt mit der St.-Mauritius-Skulptur eine frühe mittelalterliche Darstellung eines Nichtweißen – ein Signal für Internationalismus. In die Mauern eingeritzte Tags aus den letzten Jahrhunderten zeugen von der anhaltenden Tradition urbaner Kunst.

Bester Abhängort ist der Hasselbachplatz, auch weil der bei manchen als zu lärmend und kriminell verschrien ist. Hier gibts mehrere Spätis und Lokale, gecornert wird auch gern. Im hervorragenden Puppentheater gibt es ein schönes Theatercafé – da kann man einfach seine Rhabarberschorle trinken und ist mitten in der Kunst, auch, ohne Publikum zu sein. Der Weg von der Innenstadt dorthin geht an den Gruson-Gewächshäusern vorbei. Die hundert Jahre alten Wintergärten aus Stahl und Glas sind eine schicke Instagram-Kulisse. Auch von der stillgelegten Hubbrücke, zu der der Rückweg führt, und vom Spaziergang im Rotehornpark auf der Elbinsel lassen sich Fotoimpressionen für begeisterte Follower einfangen.

Soll es unbedingt ein Museum sein, dann empfiehlt sich der Jahrtausendturm. Anschaulich wird hier die Technikgeschichte der Menschheit vom Faustkeil zur Computertomografie erzählt. Da ist etwa von jenem Otto zu erfahren, der die Magdeburger Halbkugeln erfand. Und ein Foucaultsches Pendel schwingt herum. Das macht Eindruck in der Social-Media-Story, weil Foucault, Eco und so.

  • Länge: Um das Nachtleben genießen zu können, sollte man schon zwei Tage bleiben.
  • Anstrengung: 5
  • Kulturfaktor: 5
  • Naturfaktor: 2
  • Barrierefreiheit: 4
  • Hin & Weg: Am besten mit der Bahn.
Für Libellenliebhaberinnen: Ruppiner Land und obere Havel

Der Große Stechlinsee ist glasklar, man kann hier – zum Beispiel von einem Boot aus – über zehn Meter tief schauen. Am Ufer finden sich ein slawischer Burgwall, viele Buchten, frischer Stechlin-Fisch von Fischer-Familie Böttcher, Buchenwälder und Erholung mit Sumpfschildkröte, Seeadler und Maräne. Ein paar Kilometer weiter, immer noch im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, stand auch am glasklaren Roofensee im Mittelalter eine Burg. Über einen Kanal gelangte ab dem 18. Jahrhundert von hier aus Holz nach Berlin, das es ohne das Ruppiner Land und das obere Havelgebiet nicht gäbe. Kähne brachten auch Ziegel aus Europas größtem Ziegeleirevier über die Havel in die Hauptstadt. Das Ziegeleiwesen hinterließ eine bezaubernde Landschaft aus Tonstichen, etwa fünfzig Seen unterschiedlicher Größe in der Umgebung Zehdenicks. Radwege führen an ihnen vorbei und es lässt sich ein Picknick inmitten von Schmetterlingen, Libellen und Biberspuren erwägen. Auf dem Gelände zweier ehemaliger Ziegeleien zeigt das Freilichtmuseum Mildenberg die Ziegelherstellung, inklusive Fahrt in einer Ziegeleibahn.

Ansonsten bewegt man sich hier auf dem Wasser oder mit dem Rad – die Radroute Berlin–Kopenhagen verläuft nah vorbei. Gleich vier Seen umgeben das Kloster Himmelpfort, wo der Weihnachtsmann sein einziges Büro in Ostdeutschland hat, neben Klosterruine und Kräutergarten gibt es kinderfreundliche Badestellen und einen Campingplatz. Ähnlich wasserreich geht es in Fürstenberg weiter. Die Stadt verteilt sich auf drei Inseln zwischen Seen und Flussarmen, weitere Seen liegen in der Nähe. Gäste können mit dem Kanu fast bis zum zentralen Marktplatz fahren, die Altstadt auf der Hauptinsel lässt sich auf vier Havelarmen und zwei Seen umrunden. Villen aus dem frühen 20. Jahrhundert entstammen der Zeit des industriellen Aufschwungs, die alten Fischerhäuser in der Havelstraße sind die ältesten Wohnhäuser der Stadt. Noch älter ist die Burg, die die Askanier im 11. Jahrhundert an die Nordseite der Hauptinsel setzten. Die frühere Grenze zwischen Mecklenburg und Preußen verlief durch den Kleinen Wentowsee einige Kilometer nördlich von Gransee. Auch an dessen Ufer lässt sich das Zelt aufschlagen, um Ausflüge zu Maulbeerbäumen, geräucherter Maräne oder Havelzander zu machen.

  • Länge: Strecke Zehdenick–Großer Stechlinsee 33 km
  • Anstrengung: 1
  • Kulturfaktor: 3
  • Naturfaktor: 5
  • Barrierefreiheit: 4
  • Hin & Weg: Fürstenberg ist per Bahn in 2,5 Stunden und mit einmal Umsteigen erreichbar, Gransee liegt eine Viertelstunde eher an der Strecke. Mit dem Auto ist Gransee in etwa 3 Stunden erreicht.
Für Grottenolme: Gera unter Tage

Der Bierproduktion hat es Gera zu verdanken, dass es von einem Höhlensystem unterkellert ist »Ach, herrlich dieser Sommer!«, freuen sich die einen. »Wann geht die Sonne endlich weg?«, fragen sich die anderen. Letzteren bleibt der Rückzug in abgedunkelte Räume, manche haben gar den Luxus eines bequem eingerichteten Kellers. Eine andere Option ist die Fahrt nach Gera. Nicht, weil es da so besonders kühl wäre. Sondern wegen des dortigen Höhlensystems, Keller in der Extended Version sozusagen. Die Stadt an der Weißen Elster ist die drittgrößte in Thüringen.

Wirtschaftlich groß wurde sie erst durch das Bierbrauen, dann durch Textilindustrie und Maschinenbau. Über die Geschichte ließe sich einiges erzählen, auch an Sehenswürdigkeiten und Vergnügungsorten ließe sich einiges auflisten. Für Grottenolme relevant ist aber nur die Sache mit dem Bier. Wer Bier braut, will, dass sich dieses eine Weile hält. Ab dem 16. Jahrhundert hatte die Herstellung des Gerstensafts in der Stadt Konjunktur, weil jeder Hausbesitzer das Privileg besaß, Bier zu brauen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein unterkellerten die Geraer die Stadt für die Lagerung. Unter der Altstadt im Gebiet rund um den Markt entstand so ein System von Gängen mit Höhler genannten Nischen auf neun Kilometern Länge. Irgendwann war das mit dem Bierbrauen nicht mehr so einfach und die Höhler wurden anderweitig genutzt oder vergessen. Eine kleine Konjunktur gab es im Zweiten Weltkrieg, als die Industriestadt aus der Luft stark angegriffen wurde.

Eine Handvoll der 200 Höhler ist seit Ende der 1980er für die geführte Besichtigung entlang einer Strecke von 250 Metern hergerichtet. Grottenolme müssen dafür nur zum Führungstermin den Hintereingang des Museums für Naturkunde Gera ansteuern. Das Museum nutzt ebenfalls einen Höhler für eine Mineralienausstellung. Jacke nicht vergessen: Unten herrschen konstant 12 bis 13 Grad.

  • Länge: 10 Höhler auf 250 Metern
  • Anstrengung: null Schiffchen
  • Kulturfaktor: fünf Schiffchen
  • Naturfaktor: drei Schiffchen
  • Barrierefreiheit: null Schiffchen
  • Hin & Weg: mit dem Zug ab Leipzig Hbf. in einer Stunde, mit dem Auto über die B2 in einer guten Stunde, öffentliche Führungen Di–So 11, 13, 15 Uhr und nach Vereinbarung, Nicolaiberg 3, 07545 Gera, ggf. Voranmeldung unter 03 65/8 38 14 70 oder stadtmuseum@gera.de, www.museen-gera.de
Für Einsamkeit Suchende: Altmark

Der Landstrich im Norden Sachsen-Anhalts ist ein einziges Dazwischen. Das ist etwas Gutes, denn es bedeutet abwechslungsreiche Landschaft wie Orte. Zwischen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, zwischen Wendland und Magdeburger Börde, zwischen Elbe und Drawehn liegen zum Beispiel die Städte Osterburg, Stendal, Seehausen und Gardelegen. Am Ufer der Havel gibt es feinen Sand, in den acht Hansestädten – etwa Havelberg, Salzwedel oder Tangermünde – Backsteingotik, mittelalterliche Gassen und Fachwerk. Ein Quadratkilometer hat 42 Einwohner. Zum Vergleich: In Leipzig sind es 2.000. Spätestens wenn dieser Text erscheint, wird man die Einsamkeit in der Altmark mit der Lupe suchen müssen, weil dann alle dorthin reisen, um anderen Menschen aus dem Weg zu gehen.

Der Arendsee dürfte zu den am meisten frequentierten Zielen gehören. Die Straße der Romanik hat mit der Klosterruine am Seeufer einen ihrer nördlichsten Punkte. Im Ort Arendsee, poetisch: »Perle der Altmark«, zeigt sich die Nähe zwischen Stadt und Land, in den Parks der Altmark die Nähe von Kultur und Natur, im Städtchen Arneburg mit seinen Schiffer- und Fischerhäusern am Elbesteilhang die Nähe zum Wasser. Wasser ist auch im Naturpark Drömling nicht fern. Diese weite Niedermoorlandschaft betrachtet sich am besten vom Rad oder vom Pferderücken aus, mit etwas Glück lässt sich ein Fischotter oder eine andere seltene Art blicken. Die Altmärkische Schweiz liegt als hügeliges und waldreiches Gebiet so ziemlich genau auf der Hälfte der Luftlinie Berlin–Bremen. Der Ort Klötze in seiner Mitte ist staatlich anerkannter Erholungsort. Dass außerhalb der Altmärkischen Schweiz weitgehend flachere Gelände bedeutet keineswegs Langeweile. Die Elbauen haben ein anderes Gesicht als die Havelniederung, die Colbitz-Letzlinger Heide oder das Grüne Band entlang der früheren innerdeutschen Grenze. Zum vielgestaltigen Naturerlebnis mit Raum und Seeadlern, mit Weitblick und Weißstörchen gesellt sich eine lange Kulturgeschichte, von der Hünengräber, zahlreiche Stationen an der Straße der Romanik, Feldsteinkirchen in den Dörfern, Dome und Burgen in den erwähnten Hansestädten oder die Fachwerkstraße erzählen. Gäbe es das Schlagwort vom sanften Tourismus nicht bereits, die Altmark könnte es erfinden, denn etwas Besseres ist in dieser Beschaulichkeit kaum vorstellbar.

  • Länge: Radweg Altmarkrundkurs 500 km
  • Anstrengung: zwei Schiffchen
  • Kulturfaktor: drei Schiffchen
  • Naturfaktor: fünf Schiffchen
  • Barrierefreiheit: Je nach Strecke und Ziel kann die Barrierefreiheit groß oder klein aufallen
  • Hin & Weg: Per Bahn ist Stendal in 2 Stunden und mit einmal Umsteigen erreicht, per Auto über die A14 dauert es ein paar Minuten länger
Für Freizeitkapitäne: Spreewald

Das Wassergeflecht von über 1.000 Kilometer Länge ist prädestiniert für Freizeitkapitäne. Die ruhige Fließgeschwindigkeit überfordert niemanden, zahlreiche Kanuverleihe bieten ihre Dienste an, die Beschilderung ist gut und überall werden wasserfeste Karten verliehen. Und natürlich: Es ist einfach wunderschön in dieser einzigartigen Kultur- und Naturlandschaft.

Die Touren sind frei wählbar, bei beginnender Überforderung sind oft Abkürzungen möglich. Wir schlagen eine Tagestour von Burg nach Lehde vor. Von der größten deutschen Streusiedlung aus geht es die Hauptspree entlang durch Burg Kolonie. Es wird immer ländlicher, dann ist plötzlich nur noch Natur ringsum. Und plätscherndes Wasser. An einer Schleuse angekommen, kann man Rast in der Dubkow-Mühle machen, einer zu Gasthof und Pension umgewandelten ehemaligen Wassermühle. Hier ist es touristisch noch nicht überlaufen, die Küche ist gut. Einige Kilometer weiter in Leipe gibt es die Spreewaldinsel zu bestaunen: Das Dorf ist völlig von Wasser umschlossen. Hier ist das Spreewaldhotel als letzter Halt für eine Mahlzeit zu empfehlen. Danach folgt erst einmal herrliche Natur, bis man schließlich in Lehde ankommt, das touristischer Hotspot ist. Ein paar romantisch von Blütenhecken eingerahmte Häuschen gibt es hier zu sehen, das Freilandmuseum informiert über das frühere Leben in dieser besonderen Region, die spät überhaupt erst ans Straßenverkehrsnetz angeschlossen wurde. Der Besuch lohnt sich.

Wer auf viele Menschen hingegen keine Lust hat, kann vor Lehde rechts in eins der Fließe einbiegen und sich gen Hochwald schlagen. Die Rücktour nimmt den gleichen Weg – das langweilt wirklich nicht, denn die Fließe sehen plötzlich ganz anders aus. Versprochen. Eventuell ist jetzt auch die bessere Gelegenheit, in einer der beiden Lokalitäten einzukehren. Und sich dort die Sage vom Ochsenfrosch erzählen zu lassen, der in der Mühle haust.

  • Länge: Die Beispielstrecke ist 25 km lang.
  • Anstrengung: 3
  • Kulturfaktor: 3
  • Naturfaktor: 5
  • Barrierefreiheit: 2
  • Hin & Weg: Vom Hbf. Cottbus fährt die Buslinie 47 in 40 Minuten nach Burg.
Für Schlossgespenster: Schloss Scharfenberg

Hagen hebt ein letztes Mal das Schwert. Nicht schnell genug, schon erwischt ihn die gegnerische Klinge am Kopf. Er wankt, wird in die Seite gestochen. Und sinkt zu Boden. Die Burgunder sind besiegt, Kriemhilds Rache ist vollendet. Zuletzt wurde auf Schloss Scharfenberg eine »Terra X«-Folge über das »Nibelungenlied« gedreht, wurde der Keller zum hunnischen Rittersaal. Diese Folge wird diesen Sommer im ZDF zu sehen sein. Auch für Menschen, die nicht auf Filmdreh sind, hat die Burg bei Meißen alles, was ein Schlossgespenst braucht. Malerisch auf einem bewaldeten Bergsporn gelegen, bietet sie sich für einen Tagestrip an. Man kann im dort integrierten Hotel aber auch übernachten und romantische Geisterstunden verbringen.

Um 1200 wurde die Burg erbaut. Sie zählte zu einer Reihe von Festungen, um die Herrschaft in Sachsen abzusichern. Die Schweden zerstörten sie im Dreißigjährigen Krieg, sie wurde dann in bis heute erhaltener Form wieder aufgebaut. Ein schönes Detail aus der Zeit des Urbaus ist das spätromanische Hofportal, das an anderer Stelle ins Ensemble integriert wurde. Schattig ist der Hof, die Wände sind zum Teil weinumrankt. Türme und Holzaufbauten evozieren ein mittelalterliches Idyll. Ein kleiner abgeschotteter Garten liegt im hinteren Burgteil. Es bietet sich ein herrlicher Blick ins Elbtal bei Coswig. Den liebten auch die Romantiker des 19. Jahrhunderts, die sich zum sogenannten Scharfenberger Kreis versammelten: Christian Gottfried Körner, Johann August Apel und E. T. A. Hoffmann. Caspar David Friedrich liebte die Burg als Motiv, das auch für Selfies taugt.

Die Burg ist auf mehreren Wegen erreichbar, wobei die Autofahrt am langweiligsten ist. Besser radelt man von Meißen aus die sieben Kilometer den Elbradweg hinunter und schlägt sich dann in den Wald. Oder man nimmt die 10-minütige Busfahrt bis zur Haltestelle Scharfenberg/Schachtberg und spaziert weitere 20 Minuten durch den Wald. Auch von Coswig aus liegt die Burg sieben Kilometer entfernt, die Strecke lässt sich inklusive Fähre über die Elbe zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Bestenfalls kombiniert man zur Abwechslung beide Strecken zu einer Tour. Auf der Burg hält ein lokaler Kulturverein regelmäßig Veranstaltungen ab – wen olle Steine allein nicht locken, der findet hier vielleicht Zerstreuung. Und bitte das Schlossgespenst nicht füttern.

  • Länge: 7 km, aber nicht der Weg ist hier das Ziel.
  • Anstrengung: 2
  • Kulturfaktor: 4
  • Naturfaktor: 5
  • Barrierefreiheit: Für Gehbehinderte könnte der Aufstieg mühsam sein. Ein Parkplatz liegt gleich vorm Burgtor. Der Hof ist eine steinerne Buckelpiste.
  • Hin & Weg: Schloss Scharfenberg, Schlossweg 1, 01665 Scharfenberg, 01 57/74 43 56 07, www.schloss-scharfenberg.de, Anreise steht im Text.
Für Nachtschwärmer: Fledermauswanderung in der Dübener Heide

»Still, horch! – / Die Eule war’s, die schrie, / der traurige Wächter, / Die gräßlich gute Nacht wünscht.« Lady Macbeth mag schaudern. Wahre Nachteulen lassen sich von den Lauten des Waldes nicht schrecken. Beim Dämmerungswandern durch die Dübener Heide kann man beobachten, wer da alles kauzt und ruft. Am schönsten ist es um den Presseler Heidewald und das Moorgebiet herum, das zwischen Torgau und Bad Düben liegt. Es sind Wege ausgeschildert, die man nicht nur zum Eigenschutz nicht verlassen sollte. Die Natur soll ja genossen, nicht zerstört werden. In der frühen Abenddämmerung wird die Mopsfledermaus aktiv, die den Tag in den alten Bäumen hängend verbringt. Nun kommt die Fledermaus des Jahres 2020/21 heraus zur Jagd auf kleine Nachtfalter, denn hier ist ihr Revier – und so lässt sie sich gut studieren.

Für den Rückweg braucht es eine Taschenlampe. Oder man bleibt im Dunkeln sitzen und richtet den Blick gen Himmel. Schließlich ist wieder Sternschnuppenzeit. Die sind nicht nur schön anzusehen, man kann außerdem einen Zählwettbewerb draus machen. Auch die hinter den Sternbildern steckenden Sagen sind ein hübscher Zeitvertreib. Nebenbei bekommt man mit, wie das Waldleben sich ändert. Die einen Tiere werden still, andere beginnen, sich zu bewegen. War das ein Fuchs da? Etwa eine Wildschweinrotte dort? Ach, die Eule war’s, die schrie. Und bleibt man sogar über Nacht, kann man der Natur beim Aufwachen zusehen und das im Morgengrauen dampfende Moor bestaunen.

  • Länge: frei wählbar
  • Anstrengung: 3
  • Kulturfaktor: 0
  • Naturfaktor: 5
  • Barrierefreiheit: Nichts für Rollstuhlfahrer
  • Hin & Weg: Am komfortabelsten ist die PKW-Anreise. Nach Bad Düben kommt man mit dem Bus von Leipzig oder Eilenburg aus, dann sind noch ca. 6 km mit dem Rad zurückzulegen.
Für Leute, die keinen Bock auf Ausflüge haben: Oberholz Großpösna

Es war schon immer die Hölle. Kaum zeigen sich ein paar Sonnenstrahlen, wollen alle draußen rumrennen und das Wetter genießen, wie sie es nennen. In diesem Jahr kommt zum allgemeinen Druck, die warme Jahreszeit zu nutzen, die Pandemie hinzu. Die hat ein weiteres Argument fürs Rausgehen geliefert, schließlich haben wir lange genug drinnen gehockt. Unternehmungen draußen haben aber zumindest den Vorteil, dass sich bei der Streckenplanung immer ein Biergarten mitbedenken lässt. Wenn das Oberholz das Ziel ist, lässt sich der Biergarten sogar von Anfang an in den Mittelpunkt stellen, denn Lokal und Bahnhof trennt nur ein Katzensprung. Das Waldstück zwischen Belgershain, Oelzschau und Großpösna eignet sich natürlich auch für mehr. Dort gibt es verschiedene Wanderstrecken, auf die sich Themenpfade wie der Pfad der Lieder oder der Jagdlehrpfad verteilen. Die Tierwelt ist auszugsweise in einem Wildgehege anzuschauen, der Botanische Garten zeigt Arznei- und Gewürzpflanzen. Wer auf all das keinen Wert legt, setzt sich gleich ins Lokal zu gutbürgerlicher Küche, Kuchen und Bier – alles kann, nichts muss. Das Programm eignet sich hervorragend für Eltern, denn in Rufweite des Biergartens befindet sich ein Waldspielplatz, auf dem der Nachwuchs sich austoben kann, bis es mit der Eisenbahn nach Hause geht.

  • Länge: 50 Meter
  • Anstrengung: null Schiffchen
  • Kulturfaktor: zwei Schiffchen
  • Naturfaktor: vier Schiffchen
  • Barrierefreiheit: fünf Schiffchen
  • Hin & Weg: mit dem Zug ab Leipzig Hbf. in 19 Min., Büffeltränke, Rudolf-Breitscheid-Str. 32, 04463 Großpösna, Tel. 03 42 97/1 56 93
Für Adrenalinjunkies: Zipline an der Rappbodetalsperre

Höhenangst ist eine Pest für alle Ausflügler. Für jene Leidgeplagten eignet sich dieser Tipp höchstens als Konfrontationstherapie. Suchen Höhenphobiker dennoch oder Höhenfans gezielt den Temporausch, können sie auf dem Petersberg bei Halle die Allwetterrodelbahn ausprobieren. Auf 700 Metern wird ein Höhenunterschied von 35 Metern bewältigt. Eine Zeitmessung dient zur Rekordjagd.

Klink, schubs und wohooo – mit bis zu 85 Stundenkilometern gehts die Leine entlang. Der Temporausch bringt Adrenalin pur. Deutschlands höchste Zipline führt in 120 Metern Höhe über die Rappbodetalsperre. Man kann einen einfachen, nun ja: Flug buchen (39 €) oder die Leinenreise via Actioncam aufzeichnen lassen (56 €). Solange man einer gewissen, der Sicherheit dienenden Körpernorm entspricht: Gewicht zwischen 40 und 120 Kilo, Größe zwischen 1,40 und 2,10 Meter. Personen ab zehn Jahren dürfen rutschen, Minderjährige brauchen einen Muttizettel. Das Doppelseil nimmt zwei Personen gleichzeitig auf: Dabei lässt sich beobachten, wie der Gegenwind das Gesicht des Partners ummodelliert. Das Abenteuer hat einen Haken: Wer hat sich den Namen »Harzdrenalin Megazipline« ausgedacht?

  • Länge: 1.000 m Stahlseil, 25-minütiger Rückweg
  • Anstrengung: Theoretisch 0 – aber der Puls!
  • Kulturfaktor: 0
  • Naturfaktor: 4
  • Barrierefreiheit: Nein.
  • Hin & Weg: Liegt an der L96 zwischen Rübeland und Hasselfelde. Vom Hbf. Wernigerode (ab Leipzig 2,5 Stunden) Linie 260 bis Rappbodetalsperre nehmen oder vom Hbf. Blankenburg Linie 263 bis Haltestelle Wendefurth Oberbecken oder mit Linie 261 bis Tropfsteinhöhlen Rübeland fahren und dort jeweils in die Linie 260 umsteigen. April–Oktober: Di–So: 9.30–18 Uhr, November–März: Mi–So: 10.30–16 Uhr, https://harzdrenalin.de


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