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Kultur

Grillen per Knopfdruck

Entspannt mit dem Rost in den Park

  Grillen per Knopfdruck | Entspannt mit dem Rost in den Park

Grillaxed verspricht stressfreies, spontanes Grillen. Der durchdachte Rundum-Service funktioniert auf hohem Level und mit guter Auswahl. Und: Es schmeckt.

Erik Lachmann biegt mit einem Lastenrad um die Ecke und ist zur vereinbarten Zeit an der vereinbarten Wiese im Park. Spontanes Grillen steht auf dem Plan und Lachmanns Lastenrad sorgt dafür, dass das klappt: Es transportiert vier rote Boxen und einen Anhänger für die Kühlung. Nachdem ein Fernseh-Team vom MDR sich kurz für das Prinzip der Grillanlieferung interessiert hat, steht eine der roten Kisten ziemlich flott fertig bestückt auf dem Rasen. Lachmann fährt nach kurzer Einführung weiter, das Grillen kann beginnen.

In der Box befindet sich alles, was dafür gebraucht wird. Ein kleiner Kohlegrill mit biologischer Brennpaste und Lüftung, außerdem natürlich das bestellte Grillgut inklusive Beilagen und Getränkebegleitung. Gepackt hat das Grillaxed, ein Leipziger Unternehmen, das bereits seit dem letzten Jahr seinen Service anbietet. Das Versprechen: das Grillen spontan und unkompliziert halten, und zwar mit regionalen und ökologischen Produkten, die CO2-neutral angeliefert werden. Die Idee hatten Lachmann und seine zwei Mitstreiter in einer Bierlaune, als sie selber im Park saßen und Bock auf Grillen bekamen, aber weder dafür eingekauft noch einen Grill am Start hatten. »Alles Mögliche geht heutzutage per Knopfdruck, warum nicht auch Grillen?«, fasst Lachmann die Überlegungen zusammen. Die Idee hatte über den Abend hinaus Bestand, wurde ausgebaut und verfeinert: Die drei machten sich auf die Suche nach Produzenten und Produkten, stimmten Rezepturen und Mengen ab, beauftragten einen Produktdesigner mit der Grillbox nach dem Vorbild einer Picknickbox. Seit Juli 2020 liefern sie aus, haben seither in eine effizientere Lieferung investiert.

Die regelbare Lüftung am Grillteil sorgt dafür, dass es schnell losgehen kann und bald die ersten Würste vom Grill auf die nachhaltigen Bambusteller wandern. Sie sind ausgezeichnet gewürzt. Ebenfalls rund abgeschmeckt sind die Marinaden von Puten- und Rindersteaks, die erkennbar gut wachsen durften – hier zeigt sich die hohe Bio-Qualität der Thüringer Fleischerei Heilmann. Wohlüberlegt ist die Dicke der Stücke: Niemand muss lange wartend auf den Grill starren und rätseln, wann das Fleisch nun endlich durch ist, denn das Garen geht flott. Die Gemüsespieße sind mit Öl und Kräutern gewürzt, der Kartoffelsalat von der Vleischerei ist mit Kräutern und Gurke angemacht, das Sojasteak tendiert in Richtung rauchig-kernig. Auch die Begleiter Senf, Ketchup und der Kräuterdip sind gut ausgesucht, lediglich das Aioli könnte noch einen Spritzer Zitrone vertragen. In der Box finden sich neben Grillzange, Besteck, Brett zum Anrichten und Streichhölzern noch Brötchen und Zahnstocher, dazu kommen kühle Getränke – Lipz-Schorle und Landskron – und für selbige ein Flaschenöffner.

Angenehmerweise sind die Mengen überhaupt nicht knausrig bemessen. Deshalb sollte man sich bei der Online-Auswahl dessen, was auf das Feuer soll, von den Mengenangaben nicht verwirren lassen: Hinter einer Portion Würste verbergen sich beispielsweise drei Stück, eine Portion Schweinekamm bedeutet zwei Stück. Als die Bierlaune ernst werden durfte, haben die Macher alles gut geplant und selbst getestet. Das zeigt sich nicht nur in der Genialität der kompakten Kiste, die alles Nötige enthält. Sondern schon beim Grillkäse – ein Produkt, das eigentlich weithin als salziges Weichteil bekannt ist, das geschmacklos zwischen den Zähnen quietscht. Nicht so hier: Zum Einsatz kommt aromatischer Heinrichsthaler, dessen sanfte Würze im Rauch gewinnt und der dort eine vollmundige Konsistenz erhält. Der sorgfältig durchdachte Grillspaß ist tatsächlich wie von Grillaxed angekündigt, nämlich stressfrei und so einfach wie Pizza bestellen. Letzteres jedenfalls fast, denn die Freude der Zubereitung auf dem Rost bleibt erhalten. Weil der Grill raucharm arbeitet, hängt dessen Geruch hinterher nicht in den Haaren. Und, viel wichtiger: Es bleibt kein Müll im Park. Die teilweise kompostierbaren Verpackungen landen zusammen mit gebrauchten Servietten und benutzten Tellern in der Kiste. Die wird zugeklappt und mit einem Schloss gesichert. Und dann kommt Erik Lachmann mit seinem Lastenrad und holt sie wieder ab.

Dieser Text erschien zuerst in der Juli-Ausgabe des kreuzer 07/21.


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