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Barkultur

Zwischen Pferdestall und Halle lädt die Pferdewache für Getränke

  Barkultur | Zwischen Pferdestall und Halle lädt die Pferdewache für Getränke

Ob Sanddorn-Gin-Likör, Longdrinks oder auch ein Glas Wein oder Bier. Die Stallwache im Westwerk ist ein guter Ort für gepflegtes Trinken.

Der Sanddorn-Gin-Likör verbirgt seine 18 Umdrehungen hinter einer leichtfüßigen Süße. Zusammen mit Prosecco, Sprudel, Rosmarin und Zitrone wird daraus ein erfrischender Sprizz. An einem Hochsommerabend Mitte August ist die Stallwache von ihrer hohen Warte im Obergeschoss des Westwerks auf die Pferdekoppel gezogen. So heißt die Variante des Barbetriebs, der sich bei warmem Wetter auf dem Hof abspielt und sich wie die Bar selbst mit einem wilden Mähnentier schmückt. Diese ganze Huftier-Metaphorik ergibt sich wohl aus der Lage der Bar zwischen großer Halle und Pferdestall – die Tiere der einstigen Leipziger Pferdebahn brauchten schließlich auch ein Dach über dem Kopf.

Die Karte auf der Pferdekoppel macht einige, keineswegs nur allzu bekannte, saisonal passende Getränkevorschläge. Für weitere Wünsche kann man sich gerne vertrauensvoll an den Barkeeper wenden, der sich charmant und zugewandt um die Gäste kümmert. Zum Wave & Runner rät er nur denjenigen, die die Herbheit von Bitter Lemon wirklich mögen. Zu dessen spritziger Bitternote gesellt sich die fruchtige Säure von Cranberry-Nektar und hinter dieser vielgestaltigen Wand versteckt sich irgendwo der Alkohol in Form von Death-in-Paradise-Rum.

Wer für die Longdrinks oder auch für ein Glas Wein oder Bier eine so genannte Grundlage schaffen möchte, darf die umliegenden Imbisse und Geschäfte ansteuern, um in der Stallwache etwa Georgisch, Pizza oder Churros zu verspeisen. Die Abteilung Pferdetränke der Karte listet Alkoholfreies, darunter die Plagwitzer Bucht mit Lime Juice, Apfelsaft, Limette und Rohrzucker. Das war sicher nicht das Getränk des Partyvolks, das zwischendurch entfernt die Karl-Heine-Straße entlang lärmt. Die Einrichtung der Stallwache verdient einen längeren Blick. Ohne Klischees wurde die industrielle Geschichte der Räumlichkeiten integriert und ein auf entspannte Art gediegener Ort der Barkultur geschaffen, der ab und an kleinen Konzerten und Lesungen eine Bühne bietet.

Dieser Text erschien zuerst in der September-Ausgabe des kreuzer 09/21.


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