Der Zweckverband Kulkwitzer See soll aufgelöst werden. Laut Verbandsleitung müssen die Datschen auf dem Gelände deshalb bis Ende 2022 an die Stadt übergeben werden. Die Bewohner protestierten dagegen und erreichten nun einen ersten Erfolg.
Eigentlich hatte die Leipziger Seen GmbH den Bewohnerinnen immer wieder versichert, dass die Mietverträge noch lange weitergeführt werden. Das Unternehmen ist als Geschäftsbesorgerin für den Zweckverband Kulkwitzer See tätig und stellt auch die Mietverträge mit den Datschen-Bewohnerinnen aus. Man habe die geforderte Bewirtschaftung des Sees jederzeit hinbekommen, so Christian Conrad, Geschäftsführer der Leipziger Seen GmbH.
Im Juli dieses Jahres kommt die Hiobsbotschaft: Die Bewohner der Bungalows rund um den Kulkwitzer See müssen raus. So verlauteten es die Zweckverbandsvorsitzenden Peter Wasem (Linke) und Nadine Stitterich, der Bürgermeisterin von Markranstädt: Bis Ende 2022 müssten die Bungalows »besenrein« und »frei von rechten Dritter« übergeben werden. Für die Bewohnerinnen der Datschen eine unangenehme Überraschung. Einige von ihnen leben seit über drei Jahrzehnten halbjährig in den »Freizeitoasen«.
Eine der Mieterinnen ist Elke Zorn. Sie lebt seit elf Jahren in einem der Bungalows mit Seeblick. Dass man nach dieser langen Zeit nur ein gutes Jahr Zeit bekommen sollte, um die Bungalows zu räumen, machte sie fassungslos. »Die Kaltschnäuzigkeit vonseiten der Leipziger Vertretung im Zweckverband hat mich enttäuscht«, sagt sie. »Wir wurden einfach damit konfrontiert, ohne unsere Situation zu berücksichtigen.« Nach der Wende wurden die zuvor von Betrieben genutzten Ferienbungalows an Privatleute verkauft. 2006 mussten die Besitzer dann die Pachtverträge in bis 2020 befristete Mietverträge mit der Leipziger Seen GmbH umwandeln. Von da an investierten die Eigentümerinnen viel Geld, um die Bungalows aufzuwerten: »Für viele der Bewohnerinnen im Rentenalter sind die Bungalows sowohl ein Hort der Ruhe als auch der Gemeinschaft«, erklärt Zorn. Einige hätten noch in den letzten Jahren ihr ganzes Erspartes in die Bungalows gesteckt.
In Petitionen mit Protestaktionen und in einem Brief an Oberbürgermeister Burkhard Jung hatten sie und ihre Mitstreiterinnen intensiv um Aufmerksamkeit gerungen und dabei ihren Unmut über »bürgerfernes Verwaltungshandeln« geäußert. Auf dem Bürgerinnengespräch fanden sich schließlich die Stadträte fast aller Fraktionen zusammen, um Klarheit über den politischen und verwaltungstechnischen Standpunkt zu schaffen. Dabei wurde die Geschichte des Bungalowdorfes am Kulkwitzer See, dessen emotionaler Wert für die Bewohnerinnen und die problembehaftete Zusammenarbeit zwischen Zweckverband und der Leipziger Seen GmbH noch einmal umrissen.
Das Problem: Die Leipziger Seen GmbH, die auch den Cospudener und den Markleeberger See bewirtschaftet, schuldet dem Zweckverband noch die Bilanzen seit 2013. Dabei handelt es sich um inzwischen 1,2 Millionen Euro, sagt Sören Pellmann von der Linken. Die Summe sei aus dem Haushalt des Leipziger Stadtrats für Investitionen in die Infrastruktur am See an die GmbH geflossen. Doch investiert wurde augenscheinlich nichts – und dass, obwohl Toiletten und Wege längst sanierungsbedürftig sind. Erst nach Vorlage der Jahresabschlüsse könne der Zweckverband, dem auch Jürgen Kasek (Grüne) und Sören Pellmann (Linke) beisitzen, die GmbH formell von den Geschäften befreien. Kommen die nicht oder sind unzureichend, könne es für Christian Conrad, den Geschäftsführer der GmbH noch ein juristisches Nachspiel geben. Heiko Bär (SPD) machte indes noch einmal deutlich, dass die Stadt Leipzig nach Auflösung des Zweckverbandes, den 2018 beschlossenen Bebauungsplan für den Kulkwitzer See endlich umsetzen könne. »Ein Aufwertung soll passieren, aber keine die den Abriss des Bungalowdorfes bedeutet.«
Klar ist also: Eine Politische Mehrheit für den Erhalt des Bungalowdorfes und die Übernahme der Mietverträge steht. Für die IG »Rettet den Kulki« ist damit ein Etappenziel erreicht. Doch noch warten die Bungalowbewohnerinnen auf die Mietvertragsverlängerung bis Ende 2022. Die muss noch immer die Leipziger Seen GmbH abwickeln. Bisher hat es nach Informationen des kreuzer nur eine Mietvertragsverlängerung für den Campingplatz und die Gaststätte »Rotes Haus« bis 2031 gegeben.