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Kultur

Logbuch Editorial

Was im kreuzer-Begleitheft zur Buchmesse steht

  Logbuch Editorial | Was im kreuzer-Begleitheft zur Buchmesse steht

An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial zum :logbuch – der kreuzer-Beilage zur Leipziger Buchmesse 2022. Diese findet zwar nicht wie geplant statt, dafür finden Sie in diesem Heft dennoch mehr als 90 Rezensionen zu aktuellen Büchern aller Genres und Einsichten in das literarische Übersetzen.

»Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

Sind Schlüssel aller Kreaturen«

Ja, liebe Leserinnen und Leser, Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, in die Literaturgeschichte unter dem Namen Novalis eingegangen, würde, wäre er unsterblich, in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiern. Unsterblich ist sein Werk geblieben, der Frühromantiker selbst starb jung an einem Lungenleiden. Apropos Lungenkrankheit. Ja, die Zahlen und Figuren bestimmen nach wie vor unseren Alltag: Auch ohne Schnee sind wir nun in den dritten Corona-Winter geschlittert, gefangen in einer Endlosschleife aus ungewollten Wiederholungen und Déjà-vus, als würde die Pausentaste klemmen. Apropos Klemmen. Es lief kaum etwas nach Plan – aber was läuft heutzutage noch nach Plan: Der Mensch plant und Gott lacht, besagt passend dazu ein altes jüdisches Sprichwort. Ob mit oder ohne Gott, es sind wahrlich keine guten Zeiten, um etwas zu planen: auf jeden Fall offenbar keine Buchmesse. Die dritte Absage in Folge – und das pünktlich zum Redaktionsschluss. Wir verzweifeln nicht, zumindest nicht ganz. Immerhin, und das ist die tröstliche Nachricht – Bücher lesen geht immer. Und davon gibt es auch in diesem Frühjahr jede Menge.

In unserer :logbuch-Ausgabe beschäftigen wir uns diesmal mit dem literarischen Übersetzen. Übersetzen bedeutet Feingefühl; das Abwägen und Abschmecken von Buchstaben; Worte aus der einen in die andere Sprache zu überführen und mit ihnen an neuen Ufern über-zu-setzen. In der Titelgeschichte lassen wir mehrere Übersetzerinnen zu Wort kommen, die Einblick in ihr Metier gewähren. Mit Sprache zu spielen, mit Wörtern zu jonglieren, ist harte und prekäre Arbeit. Davon erzählt auch Sonja Finck, die ihr Studium mit der Jonglage finanzierte und heute die Werke von Annie Ernaux übersetzt. Übersetzungen sind der Schlüssel – denn meist können wir erst so anderssprachige Literaturen kennen lernen. Auf welche Hürden zum Beispiel großartige Texte von Autorinnen des afrikanischen Kontinents im deutschen Literaturbetrieb stoßen, weist der Übersetzter Thomas Brückner hin, der unter vielen anderen auch den aktuellen Nobelpreispreisträger Abdulrazak Gurnah ins Deutsche übertragen hat.

Und wir blicken intensiv auf portugiesischsprachige Literatur, der Gastauftritt ist schon zum zweiten Mal geplatzt, da hilft nur: lesen, lesen, lesen! – mit persönlichen Berichten, dem Porträt eines weiteren Jubilars José Saramago, der in diesem Jahr hundert geworden wäre, mit Lektüretipps von Übersetzerinnen und einer Werkstattaufnahme zur Lyrikübersetzung laden wir Sie dazu ein. Und warum es gerade jetzt Zeit ist für Poesie, erfahren Sie von der Leipziger Dichterin Sibylla Vričić Hausmann. Da das :logbuch auch in diesem nicht nur in Leipzig, sondern auch in Kooperation mit dem Journal Frankfurt erscheint, hat unser Autor Sven Crefeld zu einer Buch-Battle der beiden Städte aufgerufen. Und das ist noch lange nicht alles.

Natürlich haben wir auch für dieses Heft über hundert Titel gelesen und besprochen. Aber schauen Sie selbst, greifen Sie zu – und hoffen wir, dass wir wirklich bald wieder Autorinnen live lesend in Leipzig erleben können.

Wir wünschen eine anregende Lektüre!

MARTINA LISA & MICHELLE SCHREIBER

:logbuch-Redaktion

Das E-Paper zum :logbuch finden Sie hier.


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