»Fleisch ist ein brennendes Thema«, sagt Theatermacherin Nadja Sühnel nur halb ironisch. Fragen gesunder Ernährung, Klimakatastrophe, Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, Tierwohl, Tradition und Gewohnheit beinhalten die Diskussionen um den Fleischkonsum. Und all das soll im »bunten Abend über das Fleisch zur Sprache kommen«, so Sühnel, die Teil des künstlerischen Kollektivs Syndikat Gefährliche Liebschaften ist. »Grilling me softly« lautet der hübsche Programmname.
»Das Thema Fleisch lag schon länger in der Luft«, so Sühnel, und das hängt direkt mit der Theatergruppe zusammen. Denn diese hat sich auf ländliche Räume und Lebenswelten spezialisiert. Das bedeutet nicht nur, dass sie Aspekte davon aufgreifen, sondern vor allem auch in ländlichen Räumen auftreten. Der Lofftbesuch ist also eher die Ausnahme. Die Gruppe sei in Mehrzweckhallen zu Hause, meint Sühnel. Und so kamen sie auch auf das Fleisch. Denn ein Zentrum der Gruppe ist Quakenbrück, eine Kleinstadt im Fleischgürtel Niedersachsens. Hier hat das Kollektiv mit seinen Recherchen zu den »Wegen des Fleisches«, wie Sühnel es nennt, begonnen. Die Stichworte der Arbeit lauten: Wie versammelt man sich um den Grill, welche Rollen nimmt man dabei ein? Was bedeutet der Kontakt mit dem Tier? Und welche Dimension umfasst eigentlich der Komplex Fleischindustrie?
»Wir sind auf viele Grillfeste gefahren«, sagt Nadja Sühnel. Da die Gruppe keine klassischen Bühnenformate inszeniert und lieber die Zuschauenden zu Gesprächen zusammenführt, wird der Abend die Form eines Festes annehmen, erklärt die Theatermacherin. »Wir folgen der Dramaturgie des klassischen Schlachtfests: töten, zerlegen, zubereiten, essen.« Wirklich Tiere leiden dafür nicht, verspricht Sühnel, es geht um Aufklärung und Auseinandersetzung. »Wir wollen zusammenkommen, Menschen zusammenbringen, wie bei einem Fest. Darum wird das Stück auch tatsächlich langsam in ein Grillfest übermorphen.«
»Grilling me softly«, 22.4., 20 Uhr, 23.4., 16 Uhr, 20 Uhr, 24.4., 18 Uhr, https://www.lofft.de/programm/veranstaltung/grilling-me-softly
Titelbild: Silvan Stephan