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Kultur

Die ganze Welt im Kleinen

Schauspieler und Regisseur Dietmar Voigt ist tot – ein Nachruf

  Die ganze Welt im Kleinen | Schauspieler und Regisseur Dietmar Voigt ist tot – ein Nachruf

Stocken, Stottern, Scheitern: Die zwei Berufskiller bekommen einfach ihren Job nicht hin. Ihnen beim Versagen zuzusehen und dann noch, wie sie am potenziellen Tatort besaufen, zoffen und zausen, ist ein großer Spaß. In »Shakespeare. Mörder. Pulp & Fiktion« spielte Dietmar Voigt, den Freunde nur Didi nennen, sein Können ganz aus. Die originelle Ausweitung der Kampfzone glänzt mit geschliffenen Dialogen und kleinen Einsichten in den Gang der Welt und Lauf der Dinge. Die keinesfalls überfordernde Dominanz des gesprochenen Wortes wird durchs Spiel unterstützt, in welchem die beiden Darsteller eine Spur Tragikomik einfließen lassen.

Voigts Rollen haftete oft etwas Tragikomisches an und doch strahlten seine Charaktere mehr noch Zuversicht und Gelassenheit aus – selbst dann noch, als er sich in der Rolle des alternden Schauspielers Feuerbach fast selbst verlor. Und kleine Einsichten in den Gang der Welt und den Lauf der Dinge, in seine Inszenierungen einzubauen, verstand Voigt immer.

Dietmar Voigt ging beruflich viele Wege, die meistens irgendwie doch mit der theatralen Kunst und ihrer Vermittlung zu tun hatten. Der 1953 in Zittau Geborene studierte Philosophie und Schauspiel, arbeitete als Lehrer, Club- und Spielleiter. Als freiberuflicher Schauspieler und Regisseur war er aus der Freien Szene Leipzigs nicht wegzudenken – stellvertretend seien als Bühnen seines Schaffens nur genannt: Theatrium, Neues Schauspiel, Theaterpack, Theater Fact und Unternehmen Bühne. In Voigts eigener Kleine Welt Bühne Leipzig konnte man sprichwörtlich die ganze Welt im Kleinen erleben. Er wird fehlen. Dietmar Voigt starb vergangenen Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren. Leipzig verliert einen sanften Schalk, lebensklugen und warmherzigen Menschen. Dietmar Voigt grüßte seine Homepage-Besucher mit den Worten von Peter Hacks, die hier an ihn erinnern sollen: »Was immer von immer von den Menschen oder Göttern unternommen werden möge, um das Theater zugrunde zurichten: Es hat einen Kern in sich, der unzerstörbar ist.«

 

Titelbild: Wounds_and_Cracks/Pixabay-License


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