Im Mai erweitert das Pan am Lindenauer Markt seine Öffnungszeiten und steigt mit Weinangebot und Bistro-Küche ins Abendgeschäft ein. Daniel Jurisch betreibt das Lokal – und sprach mit dem kreuzer darüber.
kreuzer: Das Pan ist bekannt für seinen Mittagstisch. Nun kommt ein Abendprogramm hinzu. Was steht abends auf der Karte?
Daniel Jurisch: Mit der Getränkekarte gehen wir in Richtung Weinbar. Dafür eignen sich der Lindenauer Markt und seine Umgebung gut, weil hier ein Ort fehlt, an dem man gut, aber unkompliziert essen gehen kann: nett draußen sitzen, eine Kleinigkeit essen, dazu einen Wein. Wir bieten jeweils ungefähr acht bis zehn offene Weiß- und Rotweine an, dazu noch ein paar gute Flaschenweine. Wir machen natürlich auch Longdrinks, aber Wein ist nun einmal unsere Expertise. Das lässt sich vielleicht als Bistro im besten Sinne bezeichnen.
Was ist denn Bistro-Küche?
Die ist nicht kompliziert, was aber nicht heißt, dass sie einfach ist. Wir haben verschiedene Wurstsorten von AOP-Metzgern aus Korsika, also Schinken, Salami, Figatelli – korsische Wildwürste [AOP ist eine geschützte Bezeichnung für Lebensmittel aus der Ursprungsregion, Anm. d. Red.] –, Coppa und Pancetta in einer sehr hohen Qualität. Der Käse kommt auch aus Korsika sowie anderen Regionen Frankreichs. Dazu gibt es Regionales: wöchentlich wechselnde Antipasti aus Gemüse vom Wochenmarkt, von Frau Müller zum Beispiel, täglich ein, zwei Hauptgerichte wie Ochsenbäckchen oder Lammkarree, außerdem ein, zwei Pastagerichte, eins davon unter zehn Euro. Auch wer nicht so viel Geld hat, hat hier einen guten Abend und bekommt für 15 Euro einen Teller Pasta und einen guten Wein. Wir wollen so niedrigschwellig bleiben, wie es in dem Bereich eben möglich ist, ohne dass wir Supermarktweine ausschenken.
Die Abendkarte hat um das Schinken-Käse-Angebot herum eine regionale Ausrichtung?
Das machen wir auf moderne Weise, also ohne Mutzbraten aus der sächsischen Old-School-Küche. Zum Beispiel habe ich große Lust auf das Thema Fisch, arbeite derzeit an einem Rezept für Karpfen-Sushi, das ausschließlich aus regionalen Produkten bestehen wird.
Wie neu ist denn die Idee, das Pan am Abend zu öffnen?
Den Gedanken hatten wir schon eine Weile, hielten aber bis vor Corona die Zeit noch nicht reif dafür. Vor zwei Jahren war der Lindenauer Markt auch noch nicht umgebaut. Inzwischen habe ich den deutlichen Eindruck, dass der Bedarf dafür da ist. Wir sehen in der Umgebung mit Genussreich, Pekar oder Petit Franz und der relativ neuen Weinhandlung Gedrénks, dass die Nachfrage nach Wein und gutem Essen steigt. Michael Trube vom Gedrénks ist ein guter Ansprechpartner für Naturweine, mit ihm arbeiten wir beispielsweise zusammen. So kann auch die Interaktion im Viertel steigen – wenn von ihm der Wein der Woche kommt und wir den Gästen sagen: »Den gibt es gleich hier um die Ecke, das ist ein cooler Typ mit einem coolen Laden.«
Braucht der Lindenauer Markt mehr Belebung?
Er ist der einzige Stadtteilmarktplatz in Leipzig, dem ich unterstelle, dass er als Lebensort funktionieren könnte. Hier sind viele Leute unterwegs, es sind einige Ladengeschäfte ansässig. Trotzdem fehlt hier Öffentlichkeit, es findet zu wenig statt. Der Wochenmarkt hat ein überschaubares Angebot, weil es wohl für die Händler schwierig ist, da etwas zu etablieren. Feste Speise-Angebote könnten ebenfalls Aufenthaltszeit schaffen, und die könnte der Lindenauer Markt vertragen. Dafür braucht es natürlich Konzepte und Ideen. Wenn wir unseren Freisitz eröffnen, schaffen wir ein bisschen mehr Öffentlichkeit und helfen, diesen Platz ein wenig mehr zu einer Polis zu machen, auf der sich die Leute begegnen, und zwar alle möglichen Leute, die hier wohnen. Wir wollen den Platz am Abend beleben, so dass man hier gerne flaniert und ausgeht.
Gibt es weiterhin Veranstaltungen im Pan?
Regelmäßige Veranstaltungen gibt es zusätzlich, einmal im Monat Swingtanz, eine Uni-Veranstaltung im Monat und Einmietungen für Partys. Mit der Abendkarte möchten wir hier ein À-la-carte-Geschäft etablieren, denn ich habe große Lust, endlich wieder für mehr als zwei Leute zu kochen.
Pan, Lindenauer Markt 21, 04177 Leipzig, www.quagga-leipzig.de, Mittagstisch werktags 12–15 Uhr, ab 7.5. Abendgeschäft Mi–Sa ab 18 Uhr
Titelfoto: Marcus Korzer.