Mit Pedro Almodovars »Parallele Mütter« und Icíar Bollaíns »Maixabel« zeigt sich das spanische Kino in diesem Frühjahr stark wie eh und je. Das unterstreicht eine Filmreihe in der Kinobar Prager Frühling. Neben den beiden Werken zweier starker Stimmen des Arthouse-Kinos laden zwei Vorabpremieren zum Entdecken ein (»Vier Wände für zwei« und »Sechs Tage unter Strom«). Die gefeierten »Luchadoras« sowie Kurzfilme aus Spanien und Lateinamerika bilden die Vielfalt des spanischsprachigen Films ab.
»Viva el Cine«: 26. Mai bis 1. Juni, Kinobar Prager Frühling
Film der Woche: Im Jahr 2000 wird Juan María Jáuregui von Mitgliedern der ETA erschossen. Der Politiker hatte sich als Vermittler zwischen Spanien und den Separatisten des Baskenlandes versucht. Rund zehn Jahre später sind die Täter inhaftiert. Einer von ihnen wendet sich anonym an die Gefängnisverwaltung, denn er möchte Hinterbliebene seiner Opfer treffen und sich bei ihnen entschuldigen. Maixabel Lasa, die Witwe Jáureguis, erklärt sich einverstanden und tauscht sich tatsächlich im Gefängnis mit Luis Carrasco aus. Und schließlich willigt auch Ibon Etxezarreta einem Treffen ein, der Mann, der damals tatsächlich die tödliche Kugel auf Jáuregui abfeuerte. Ohne lange Vorerklärungen wirft uns Icíar Bollaín (»Yuli«) hier mitten hinein in das Geschehen, das über Jahrzehnte hinweg die spanische Historie bestimmte. Doch man muss nicht allzu detailliert in der Materie drinstecken, um in die Ereignisse und das Schicksal der Figuren hineinzufinden. Nachdem Bollaín zunächst den Anschlag und die Flucht der ETA-Mitglieder spannungsreich rekonstruiert hat, wird ihr Film zusehends zu einem ruhigen Charakterdrama. Mit äußerst präzisen und intelligenten Dialogen kommen beide Seiten angemessen zu Wort. Die durchweg mit herausragenden Darstellern (drei von ihnen erhielten einen Goya, den spanischen Oscar) besetzten Rollen machen deutlich, dass Gewalt niemals eine Lösung sein kann und dass Reue und Vergebung viel mehr bewirken als Hass und Rache.
FRANK BRENNER
»Maixabel«: ab 26. Mai, Passage Kinos, Kinobar Prager Frühling
Weitere Filmtermine der Woche
Chai. Chinesisches Filmfestival
Aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme des chinesischen Independentkinos in der Cinémathèque, sowie Kurzfilme bei freiem Eintritt.
25.5.–28.5. Cinémathèque in der Nato, Konfuzius Institut
Detektiv Conan 25: Die Halloween Braut
J 2022, R: Susumu Mitsunaka
Brandneuer Teil der traditionsreiche Anime-Reihe.
Cinestar, 31. Mai, 17 Uhr und Cineplex 18 Uhr
Die außergewöhnliche Reise der Celeste Garcia
CUB/D 2018, R: Arturo Infante, D: Maria Isabel Diaz Lago, Omar Franco, Néstor Jiménez, 92 min
Als plötzlich Menschen auf mysteriöse Weise verschwinden, wird der alleinerziehenden Mutter Celeste, die als Teilzeitkraft in einem Planetarium arbeitet, klar: Aliens haben lange in Kuba Unterschlupf gefunden und laden nun ihrerseits Menschen auf ihren Heimatplaneten ein.
Ost-Passage-Theater, 01.06. 20:00 (OmU)
Die jungen Kadyas
D 2021, Dok, R: Yvonna Andrä, Wolfgang Andrä, Eyal Davidovitch, 107 min
Ein Weimarer Mädchenchor tut sich mit arabischen und jüdischen Sängerinnen aus Tel-Aviv zusammen, um jiddische Lieder zu singen – gegen alle Widerstände.
Schaubühne Lindenfels, 26. Mai, 19 Uhr (Leipzig-Premiere zum Deutschen Chorfest, mit Filmgespräch mit den Regisseurinnen, OmU) und 29. Mai, 17 Uhr (OmU)
Jochen macht Triathlon
D 2022, R: Larsen Sechert, D: Daniel Weißbrodt, Ronja Rath, Oskar Naumann
Jochen ist arbeitslos, wohnt allein und hat keine nennenswerten Freunde. Um seine Tochter zu beeindrucken, trainiert er für den Triathlon. Unabhängig produzierte Komödie von »Knalltheater«-Impresario Larsen Sechert.
Sommerkino auf der Feinkost, 03. Juni, 21:30 Uhr (Premiere mit Gästen)
Nicht die Regel
A 2021, Dok, R: Tanya Schauenstein, 73 min
Erhellende Dokumentation über die Frauenkrankheit Endometriose.
Luru-Kino in der Spinnerei, 28.05. 17 Uhr
Pissaro – Der Vater des Impressionismus
GB 2021, R: Phil Grabsky, 100 min
Ohne Camille Pissarro gäbe es keinen Impressionismus in der Kunst. Mit exklusivem Zugang zum umfangreichsten Archiv des Malers und zur ersten großen Pissarro-Retrospektive seit vier Jahrzehnten erkundet und beleuchtet dieser Film den so spannenden wie bedeutsamen Lebensweg und das Werk des Künstlers.
Passage-Kinos, 29.05. 15 Uhr (Kunst trifft FIlm)
Red Secrets – Im Fadenkreuz Stalins
UKR/GB/PL 2019, R: Agnieszka Holland, D: James Norton, Vanessa Kirby, Peter Sarsgaard, 118 min
1933 reist der walisische Journalist Gareth Jones nach Moskau, um ein Interview mit Josef Stalin zu führen. Als Jones für seinen Artikel auch in die Ukraine reist, um dort die Umstände der dramatischen Hungersnot zu recherchieren, ist ihm der sowjetische Geheimdienst auf den Fersen, um zu verhindern, dass der Journalist die Wahrheit über die humanitäre Katastrophe ans Licht bringt.
Polnisches Institut, 01. Juni, 20 Uhr (mit Einführung, OmU, Mittwochsfilm am Filmmittwoch)
Shooting the Mafia
USA/IRL 2019, Dok, R: Kim Longinotto, 94 min
Porträt der investigativen Fotojournalistin Letizia Battaglia, die die Machenschaften der Cosa Nostra zum ersten Mal für die Öffentlichkeit sichtbar machte. Mit Einführung.
Frauenkultur, 02.06. 19:00 (Letizia Battaglia. Als Fotografin mutig gegen die Mafia)
Shorts Attack: Oscar Shorts: Live Action
Eine Auswahl nominierter Kurzspielfilme für den Academy Award 2022.
Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 03. Juni, 22 Uhr
We are all Detroit
D 2021, R: Michael Loeken, Ulrike Franke, 125 min
Der Dokumentarfilm zeigt die Parallelen zwischen den so verschieden scheinenden Städten Bochum und Detroit auf, die beide vom Niedergang eines Industriezweigs betroffen sind.
Cinémathèque in der Nato, 01. Juni, 19 Uhr
Titelbild: Filmstill aus »Maixabel«, Copyright Piffl Medien