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Kultur

Flagge zeigen

Die Kinostarts der Woche

  Flagge zeigen | Die Kinostarts der Woche

Nachdem in Leipzig am 8. April, dem Roma Day, zum ersten Mal die internationale Roma-Flagge vor dem Neuen Rathaus gehisst wurde, findet im Juni nun zum zweiten Mal das Latcho-Dives-Festival (Romanes: »Ein schöner Tag«) statt. Es wird vom Verein Romano Sumnal in enger Zusammenarbeit mit dem jüdischen Kulturzentrum Ariowitsch-Haus organisiert. Im Programm sind auch einige Filme, die sich mit der Lebenswelt von Sinti und Roma auseinandersetzen. Wir haben alle Infos zum Programm zusammengetragen.

»Latcho Dives«: 17.–25.6., verschiedene Orte

Anna ist eine erfolgreiche Schauspielerin, die auf eine lange und beeindruckende Karriere zurückblicken kann. Trotzdem erklärt sie sich einverstanden, Adrian, einem ins soziale Abseits geratenen jungen Mann, der bei einer Pflegefamilie aufwächst, Sprechunterricht zu erteilen. Die Pädagogen und Ärzte erhoffen sich dadurch und von Adrians Mitwirken in einem Schultheaterstück, dass sich auch seine schulischen Leistungen verbessern. Als Anna erkennt, dass Adrian ihr vor einigen Tagen die Handtasche gestohlen hat, ist sie gleichermaßen aufgewühlt und fasziniert von dieser Tatsache, lässt sich aber auf das Lehrerin-Schüler-Verhältnis ein, das sich bald in eine andere Richtung entwickelt.

Die Filme der Schauspielerin Nicolette Krebitz (»Das Herz ist ein dunkler Wald«, »Wild«) lassen sich meist nicht in gängige Filmkonventionen fassen und sprechen deswegen in erster Linie ein experimentierfreudiges und aufgeschlossenes Publikum an. Das ist auch bei »A E I O U« nicht anders, dessen Handlung immer wieder neue, überraschende Haken schlägt und ganz auf die grandiose Sophie Rois in der Hauptrolle zurechtgeschnitten ist. Die originelle Geschichte kann einige inszenatorische Durchhänger auffangen. Dem Newcomer Milan Herms (als Adrian) und Nebendarsteller Udo Kier bietet der Film, der seine Premiere im Wettberwerb der Berlinale feierte, darüber hinaus Gelegenheit, in dankbaren und authentisch gezeichneten Rollen ihr Schauspieltalent zur Geltung zu bringen.

Frank Brenner

»A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe«: ab 16.6., Passage Kinos, Regina Palast

Zugegeben, dass Nicolas Cage Talent hat, bewies er nicht zuletzt mit seiner Leistung als lebensmüder Trinker in Mike Figgis’ melancholischem Meisterwerk »Leaving Las Vegas«. Eine Rolle, die ihm den Oscar einbrachte und die Krönung eines Jahrzehnts darstellt, in dem alles für den Neffen von Francis Ford Coppola möglich schien. Aber die Neunziger sind lange vorbei und in den letzten Jahren wirkten seine Hauptrollen in Blockbustern wie »The Rock« oder »Con Air« wie aus einer anderen Zeit. So war Cage – mit Ausnahme von Michael Sarnoskis »Pig« wo er nochmal zeigen konnte, wozu er wirklich in der Lage ist – vor allem in Direkt-auf-DVD-Titeln zu sehen, um seine Miete zu zahlen. So machte er eher als lebendes Meme von sich reden als durch Schauspielkunst. Dessen ist er sich aber offensichtlich durchaus bewusst. Schließlich stimmte er zu, in der zweiten Regiearbeit von Tom Gormican, der vor acht Jahren die lauwarme Romcom „Für immer Single“ drehte, sich selbst zu spielen. Also, zumindest eine Abwandlung dessen, denn seine Figur Nick Cage ist ein abgehalfterter Schauspieler der seiner Karriere ein Ende setzen will. Vorher nimmt er noch einen lukrativen Job an: Als Partygast des einflussreichen Javi Gutierrez (Pedro Pascal) soll er die Gäste unterhalten. Der Unternehmer ist Cage-Fan und eine prächtige Villa auf Mallorca mit Gratis-Drinks ist verlockend. Dort angekommen trifft Nick allerdings auf die CIA, die ihm erklärt, dass Gutierrez ein einflussreicher Drogenboss ist und ihn als Agent einschleusen will. Doch Javi und Nick verstehen sich prächtig und planen sogar einen gemeinsamen Film. »Massive Talent« zieht seinen Reiz aus absurden Situationen, Cages Selbstironie und Pascals Spielfreude. Der Plot ist dagegen entbehrlich und der Film dank zahlreicher Verweise vor allem für Cage-Fans sehenswert.

»Massive Talent«: ab 16.6., Cineplex, Kinobar Prager Frühling, Regina Palast

Weitere Filmtermine der Woche

Shorts Attack: Reisefieber
Acht Filme nehmen uns in 90 Minuten mit auf Reisen: Endlich wieder Kreuzfahrt! Oder den Balkon an der Riviera genießen! Oder Gleitschirmsegeln gehen!
UT Connewitz, 17.06., 20 Uhr (alle OmU)

African Territory
Eine 22‐monatige Expedition durch den afrikanischen Kontinent auf der Suche nach fremden Kulturen, spannenden Menschen und perfekten Wellen.
Sommerkino auf der Feinkost, 24.06. 21:30 Uhr (OmeU, Surffilmnacht)

Das brennende Herz
E 2020, Dok, R: Andrés Garrigó, D: Karyme Lozano, Yolanda Ruiz, Claudio Crespo,, 92 min
Eine erfolgreiche Schriftstellerin untersucht für ihren neuen Roman die Visionen der Heiligen Margareta Maria Alacoque.
Cineplex, 19.06., 17 Uhr

Das Wunder von Mals
I/A 2018, Dok, R: Alexander Schiebel, 88 min
Dokumentation über ein Dorf in Südtirol und dessen Kampf gegen Pestizide und Monokulturen beim Apfelanbau.
Kinobar Prager Frühling, 22.06. 17 Uhr (Leipziger Umwelttage 2022, mit Einführung)

Die Ruhelosen
F/LUX/B 2021, R: Joachim Lafosse, D: Leïla Bekhti, Damien Bonnard, Patrick Descamps, 118 min
Damien ist krank. Er hat manische Episoden, depressive Stimmungen, das volle Programm. Leïla liebt ihn trotzdem mit ganzem Herzen und vollem Einsatz. Doch eines Tages kann sie nicht mehr.
Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 23.06., 22 Uhr (Preview)

Don’t Give a Fox
DK 2019, Dok, R: Kaspar Astrup Schröder, 87 min
Dokumentarfilm über die Mädchen-Skater-Crew »Don’t give a Fox«.
Cinémathèque in der Nato, 22.06. 21:4523.06. 21:45 Uhr

George Michael: Freedom Uncut
GB 2022, Dok, R: George Michael, David Austin, 120 min
Der 2016 verstorbene Popstar wirkte an dieser Doku über sein Leben und Schaffen noch selber mit.
Cinestar, 22.06. 20 Uhr (OmU)

Gipsy Queen
A/D 2019, R: Hüseyin Tabak, D: Alina Serban, Tobias Moretti, Irina Kurbanova, 113 min
Die junge Ali ist vor ihrer Familie aus Rumänien nach Deutschland geflohen. In einem Boxclub findet sie ein Ventil für ihre Gefühle.
Cinémathèque in der Nato, 21.06. 19:30 Uhr (anschl. Diskussion, Latcho Dives)

Grünau-ABC 
D 2021, Dok, 60 min
Unterschiedlicher könnten die Lebensräume der Kinder in Grünau-Lausen nicht sein: Einige wohnen im Einfamilienhaus mit Trampolin im Garten, andere im Wohnkomplex 8 des Neubaugebietes Grünau und wiederum andere wohnen in den beengten Räumen der ältesten Gemeinschaftsunterkunft Leipzigs. Sie alle treffen morgens in ihrer Grundschule, der 100. Schule der Stadt Leipzig, zusammen. Premiere der zwei von Kindern gedrehten Kurzfilme des Kultur-Kollaborateure-Projekts.
Cineplex, 20.06. 18:30 Uhr (Uraufführung)

In der Kürze liegt die Würze
Kurzfilme von Animation bis Fiktion im Kunstgarten.
Budde-Haus/Kunstgarten, 18.06., 22 Uhr

Atlantis 
UKR 2019, R: Valentyn Vasyanovych, D: Andriy Rymaruk, Liudmyla Bileka, Vasyl Antoniak, 106 min
Nach einem Krieg gegen Russland sind 2025 weite Teile der östlichen Ukraine verwüstet. Ein Kriegsveteran, der an PTBS leidet, lernt eine Archäologin kennen, die in einer Freiwilligengruppe Kriegstote exhumiert und ordentlich bestatten lässt. Das ukrainische Drama wurde 2019 noch dem Science-Fiction-Genre zugeordnet, inzwischen hat die grausame Realität die Handlung beinahe eingeholt.
Schaubühne Lindenfels, 17.06., 21:30 Uhr (OmeU)

Klondike 
UKR/TRK 2022, R: Maryna Er Gorbach, D: Oksana Cherkashyna, Evgeniy Efremov, Sergiy Shadrin, 100 min
Vor dem Hintergrund des versehentlichen Abschusses des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine durch die russische Armee 2014 entbrennt in einer Familie, die in der Nähe lebt, ein Streit.
Schaubühne Lindenfels, 17.06., 19 Uhr (OmeU)

The Earth Is Blue As an Orange
UKR/LTU 2020, R: Iryna Tsilyk, D: Myroslava Trofymchuk, Hanna Gladka, Stanislav Gladky, 74 min
Während die Außenwelt aus Bombenanschlägen und Chaos besteht, versuchen Hannah und ihre vier Kinder im ukrainischen Donbass-Kriegsgebiet ihr Zuhause als sicheren Hafen voller Leben und Licht zu erhalten.
Schaubühne Lindenfels, 20.06., 19 Uhr (mit Vorfilm, OmeU)

La Rabia
ARG 2008, R: Albertina Carri, D: Analía Couceyro, Victor Hugo Carrizo, 83 min
Geschichte über soziale Verrohung, die mit einem Soundtrack aus der Pampa unterlegt ist und aus der Perspektive eines jungen Mädchens erzählt wird.
Schaubühne Lindenfels, 24.06., 18:30 Uhr (im Rahmen der Tagung »Dialoge mit Pasolini«, mit Einführung, OmU)

Mamma Roma
I 1962, R: Pier Paolo Pasolini, D: Franco Citti, Anna Magnani, Silvana Corsini, 100 min
Die zweite Regiearbeit von Pier Paolo Pasolini erzählt in stilisierten Bildern vom zum Scheitern verurteilten Versuch eines Aufstiegs vom Proletariat ins Kleinbürgertum.
Schaubühne Lindenfels, 23.06., 19 Uhr (im Rahmen der Tagung »Dialoge mit Pasolini«, mit Einführung)

Pasolini
F/I/B 2014, R: Abel Ferrara, D: Willem Dafoe, Ninetto Davoli, Riccardo Scamarcio, 84 min
Sperriges Biopic über den italienischen Skandalregisseur und dessen Ermordung im Jahr 1975.
Schaubühne Lindenfels, 22.06., 21:30 Uhr (OmU)

My Thoughts Are Silent
UKR 2019, R: Antonio Lukich, D: Andriy Lidagovskiy, Irma Vitovska-Vantsa, 104 min
Tragikomödie um eine ukrainischen Tontechniker und dessen dysfunktionale Beziehung zu seiner Mutter.
Schaubühne Lindenfels, 20.06., 21:30 Uhr (OmeU)

Papusza – Die Poetin der Roma
PL 2013, R: Joanna Kos-Krauze, Krzysztof Krauze, D: Jowita Budnik, Zbigniew Walerys, Antoni Pawlicki, 131 min
Die 1910 in Ostpolen geborene Bronisława Wajs, genannt »Papusza«, erzählt in ihren Gedichten vom Leben der Roma, ihrer Sehnsucht nach dem gemeinschaftlichen Reisen und der Verbundenheit zur Natur. Faszinierende Lebensgeschichte einer gebrochenen Künstlerin, die ganz unerwartet berühmt wird.
Polnisches Institut, 23.06. 21:00 (Latcho Dives, OmU)

Stand up! Was bleibt, wenn alles weg ist
D 2021, R: Timo Jacobs, D: Timo Jacobs, Pegah Ferydoni, Alina Levshin
Ehemaliger Stand-up-Comedy-Star in der Krise.
Schaubühne Lindenfels, 16. Juni, 19 Uhr und 21. Juni, 19 Uhr; Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 18.06., 22 Uhr (anschl. Publikumsgespräch mit dem Filmteam)

Tove
FIN/SWE 2020, R: Zaida Bergroth, D: Alma Pöysti, Krista Kosonen, Shanti Roney, 116 min
Porträt der finnisch-schwedischen Schriftstellerin und Malerin Tove Jansson, Erfinderin der »Mumins«.
Ost-Passage-Theater, 22.06., 20 Uhr (OmU)

Vikram
IND 2022, R: Lokesh Kanagaraj, D: Kamal Haasan, Fahadh Faasil, Vijay Sethupathi, 146 min
Indischer Actionthriller im Tamil-Original mit englischen Untertiteln.
Cineplex, 18.06., 19:15 Uhr (OmeU) und 19.06., 11:20 Uhr (OmeU)

 

Titelbild: Filmstill aus »A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe«, Copyright Komplizen Film, Fotograf: Reinhold Vorschneider


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