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Kultur

Stummfilmtage und Monatstipps

Die Kinostarts der Woche

  Stummfilmtage und Monatstipps | Die Kinostarts der Woche

Da hatten sich die Leipziger Cineastinnen und Cineasten im vergangenen Sommer darauf gefreut, endlich wieder Stummfilmkino unter freiem Himmel genießen zu können – da machte ihnen das partyhungrige Volk an der Sachsenbrücke einen Strich durch die Rechnung. Auch aufgrund des Lärms sagte Initiator Tobias Rank die Leipziger Stummfilmtage ab. In diesem Jahr sollen Charlie Chaplin, Rudolph Valentino und Buster Keaton wieder auf der Warze tanzen. Hoffen wir, dass es ruhig bleibt.

»Stummfilmkino auf der Warze«: 6.-10. Juli, Clara-Zetkin-Park

Jahrelang habe sie die Buchhaltung ihres Mannes gemacht, erklärt Marianne Winckler (Juliette Binoche), eine Frau in den Fünfzigern, der Mitarbeiterin vom Arbeitsamt. Nun, da er sie verlassen hat, stehe sie ohne Beruf und Ausbildung da. Marianne findet einen Job als Putzkraft. Sie, die selbst eine Angestellte für diese Dinge hatte, muss nun lernen, öffentliche Klos zu putzen. Die Frauen, die sie in dem Job kennenlernt, nehmen sie mit großer Solidarität in ihre Mitte auf. Besonders die alleinerziehende Mutter Chrystèle (Hélène Lambert) wächst ihr ans Herz. Doch Marianne verbirgt etwas, das die neu gewonnene Freundschaft gefährden könnte. In ihrem Roman »Putze! Mein Leben im Dreck« beschreibt Florence Aubenas das Leben am Existenzminimum. Emmanuel Carrère setzte den Tatsachenbericht überwiegend mit Laiendarstellern um, die eigene Erfahrungen in der Reinigungsbranche mit einbrachten. Im Zentrum steht Charakterdarstellerin Juliette Binoche, die Mariannes Schicksal glaubwürdig verkörpert. Leider bleibt die Inszenierung an der Oberfläche, ein wirkliches Gefühl für das Schicksal der Figuren entsteht nicht.

»Wie im echten Leben«: ab 30. Juni, Passage-Kinos

Das britische Königshaus sorgt nach wie vor für Schlagzeilen, seien es das 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. oder die von ihrem Enkel Harry erhobenen Vorwürfe der rassistischen Tendenzen. Wie kaum eine andere hat Diana Frances Spencer, seit ihrer Ehe mit Prinz Charles Fürstin von Wales, die Licht- und Schattenseite am Königshof kennengelernt. Nachdem Pablo Larraín in seinem Biopic »Spencer« unlängst die Ehekrise im Hause Windsor thematisiert hatte, rekonstruiert Ed Perkins nun in seinem Dokumentarfilm Lady Dis Leben in der Öffentlichkeit anhand einer Flut dokumentarischer Archivaufnahmen, die chronologisch und unkommentiert aneinandergereiht wurden. Aus der Retrospektive heraus kann man hier nun etliche interessante Vorboten erkennen. Schon die 19-jährige Di wurde noch vor ihrer Ehe auf dem Weg zur Arbeit von ganzen Horden Papparazzi verfolgt, und schon kurz nach ihrer Hochzeit mit dem britischen Monarchen kann man in ihrer Miene Unzufriedenheit und Unbehagen erkennen, zumal auch damals schon die jetzige Gattin von Prinz Charles, Camilla Parker-Bowles, eine wichtige Rolle in dessen Leben spielte. Dieser sehenswerte Zusammenschnitt liefert ein detailliertes und umfangreiches Porträt eines Lebens zwischen überholten Traditionen und Sensationsgier, und zeigt, wie eine engagierte und beliebte Frau an den Fesseln einer Institution zugrunde ging, die schon vor 25 Jahren aus der Zeit gefallen war. FRANK BRENNER

»The Princess«: ab 30. Juni, Passage-Kinos, Regina-Palast

»The Princess«: ab 30.6., Passage-Kinos, Regina-Palast

Weitere Filmtermine der Woche

Licorice Pizza
USA 2021, R: Paul Thomas Anderson, D: Alana Haim, Cooper Hoffman, Bradley Cooper, 134 min
Paul Thomas Anderson (»Inherent Vice«) erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen dem 15-jährigen Jungschauspieler Gary und der 25-jährigen Alana am quirligen Rande Hollywoods. Dabei entsteht ein ganz eigener, schräger Kosmos der 1970er Jahre mit dem Soundtrack jener Zeit.
Open-Air-Kino in der Spinnerei, 2. Juli, 22 Uhr (OF, 35mm)

Kurzsuechtig – Mitteldeutsches Kurzfilmfestival
Das Kurzsuechtig-Kurzfilmfestival zeigt Solidarität bei der Wahl des Gastlandes: In einem Sonderprogramm präsentiert das Festival Kurzfilme aus der Ukraine und schließt ein Gespräch mit Filmemachern und Filmemacherinnen sowie Leipziger Kulturschaffenden an. Daneben gibt es wieder einen Überblick der mitteldeutschen Kurzfilmszene, einen Rundgang durch aktuelle VR-Projekte, »Kurzfilme für Kurze« und einen runden Geburtstag: Der Wettbewerb für Filmmusik & Sounddesign feiert seine zehnte Auflage.
Laden für Nichts, 1. Juli, 14 Uhr (Wettbewerb XR/360-Grad)
Schaubühne Lindenfels, 1. Juli, 19:30 Uhr (Wettbewerb Fiktion), 2. Juli, 16 Uhr (Wettbewerb Filmmusik und Sounddesign), 19:30 Uhr (Wettbewerb Experimental) und 3. Juli, 19:30 Uhr (Best of)

Gewalten – Kurzfilme aus der Ukraine
Gastland Spezial Ukraine mit anschließendem Filmgespräch, Rahmenprogramm zum Mitteldeutschen Kurzfilmfestival »Kurzsuechtig«.
UT Connewitz, 2. Juli, 20 Uhr (Gastland-Spezial, Kurzsuechtig)

Léon – Der Profi
F 1994, R: Luc Besson, D: Jean Reno, Gary Oldman, Natalie Portman, 103 min
Luc Bessons Kultfilm mit Jean Reno als schweigsamer Killer und Natalie Portman in ihrem ersten Leinwandauftritt – neu geschnitten und digital restauriert.
Cinestar, 5.7., 19:30 Uhr (Best of Cinema, Director's Cut)
Cineplex, 5.7., 20 Uhr (Best of Cinema, Director's Cut)
Regina-Palast, 5.7., 20 Uhr (Best of Cinema, Director's Cut)
Passage-Kinos, 7.7., 20:30 Uhr (Best of Cinema, Director's Cut)
Kinobar Prager Frühling, 8.7., 20 Uhr (Best of Cinema, Director's Cut, OmU)

Pornfluencer 
D 2022, Dok, R: Joscha Bongard, 73 min
Andreea und ihr Freund Nico sind schon lange ein Paar und drehen seit 2018 gemeinsam Pornofilme. Der Filmemacher Joscha Bongard hat das junge Paar bei seiner Arbeit begleitet.
Passage-Kinos, 4.7., 21 Uhr (Freaky Monday, Premiere in Anwesenheit von Regisseur Joscha Bongard)

Rafiki 
F/SA/K 2018, R: Wanuri Kahiu, D: Wanuri Kahiu, Monica Arac de Nyeko, 88 min
Die 17-jährige Kena (Samantha Mugatsia) lebt in einem dicht bebauten Viertel der kenianischen Hauptstadt Nairobi bei ihrer Mutter, die von ihrem Mann für eine jüngere Frau verlassen wurde. Trotzdem hat Kena ein recht gutes Verhältnis zu ihm, das allerdings auf die Probe gestellt wird, als sie sich überraschend in Ziki (Sheila Munyiva) verliebt, die Tochter des politischen Widersachers ihres Vaters. Zur Gefühlsverwirrung kommt außerdem die Frage, ob Kena für ein Medizinstudium zugelassen wird.
Ost-Passage-Theater, 6.7., 20 Uhr

Zeinabs Wunden. Brandspuren in einer deutschen Stadt
D 1993, Dok, R: Esther Schapira, 45 min
Die Regisseurin und Journalistin Esther Schapira geht den Anschlägen auf Flüchtlingsheime am 3. Oktober 1991 nach.
Zeitgeschichtliches Forum, 4.7., 19 Uhr (Reihe »Baseballschlägerjahre«)

 

Titelbild: Filmstill aus »Wie im echten Leben«, Copyright Christine Tamale


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