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Kultur

Brno als Hochburg des (tschechischen) Comics

In Brünn findet zum achten Mal das Comic-Festival KOMA statt

  Brno als Hochburg des (tschechischen) Comics | In Brünn findet zum achten Mal das Comic-Festival KOMA statt

Gestern startete in der tschechischen Stadt Brünn das Comic-Festival KOMA. Hinter dem Festival stehen drei Initiativen, unter anderem Aargh!, das älteste Comic-Magazin Tschechiens. Das diesjährige Motto lautet: Paare.

»Als wir mit dem Festival angefangen haben, galt in Tschechien jeder über zwanzig, der einen Comic liest, als wunderlich«, sagt Tomáš Řepa, Programmdirektor des Brünner Comic-Festivals KOMA. Das hat sich nun massiv verändert. Heute gibt es bekannte Namen, Bücher zur Geschichte des Comics wurden publiziert, es finden regelmäßig Ausstellungen statt, und ein wichtiger Comic-Preis – Muriel – wurde etabliert. Allein im letzten Jahr sind über 500 Titel in Tschechien erschienen, was für das kleine Land eine beachtliche Summe ist. Das viertägige Brünner Festival besuchen im Schnitt über 2.000 Menschen.

KOMA steht für ganz viel – entstanden als Comic in Kleinamerika (tsch. KOmiks na Malé Americe), so nannte sich die alte Lagerhalle am Brünner Bahnhof, wo das Festival zum ersten Mal stattfand, ist es mittlerweile zu einem KOmiks-MArathon geworden, an dessen Ende alle nur noch im Koma liegen. So die Erzählung. Und warum eigentlich Brno? »Es gibt eine bunte Szene mit einer sehr langen Tradition«, erklärt Řepa. Brno sei eine Comic-Hochburg, hier treffen Traditionen aus Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei aufeinander. Drei Brünner Initiativen stehen hinter dem Festival: das Komixx-Projekt, das sich auf Murals und Street Art konzentriert, die Galerie Šaufenstr, die internationale Comic-Ausstellungen organisiert, und Aargh!, das älteste Comic-Magazin Tschechiens. So fließen unterschiedliche Herangehensweisen und Schwerpunkte zu einem bunten Festival zusammen, das sich selbst (inter)national nennt. Die Klammer deutet auf den Schwerpunkt, der auf der tschechischen Szene liegt, und steht zugleich für Offenheit und Austausch: »Anfangs haben wir uns vor allem dank Förderungen auf die Visegrad-Länder konzentriert, doch mittlerweile kommen auch Autorinnen und Autoren aus den Niederlanden, aus Österreich, Deutschland, Korea oder Großbritannien.« Im Fokus des Festivals steht die Livemalerei: »Mehrere Künstlerinnen und Künstler arbeiten während der vier Tage live an einem Bild, die Besucherinnen und Besucher erleben den Entstehungsprozess direkt mit«, so Řepa. Das Ergebnis wird am Ende in Schaufenstern der Stadt ausgestellt und zusammen mit anderen Werken in einer Auktion versteigert, deren Erlöse einer (jährlich neu bestimmten) gemeinnützigen Organisation zugutekommen.

Unter dem diesjährigen Motto »Paare« werden unter anderem zwei Comics von Jaroslav Rudiš zu sehen sein, und der schottische Zeichner Stewart Moore spricht über sein Projekt »MK-Ultra, Sex, Drugs und CIA«. Auch die Ukraine spielt eine Rolle – die Einbindung der Szene aus Brünns Partnerstadt Charkiw war schon länger geplant. Der russische Krieg hat auch dem einen Strich durch die Rechnung gemacht – und so wird die ukrainische Szene zumindest in einem Vortrag von Tomáš Prokůpek vom Aargh!-Magazin gewürdigt.

Wer das Festival besucht, darf auch einen besonderen Ort erleben – das ehemalige Zuchthaus der Stadt, das bis 1956 als solches fungierte. »Teil unserer Dramaturgie ist, auch an diesen Ort zu erinnern«, sagt Řepa und erzählt, das Festival nutze auch einen langen Flur, der früher zur Todeszelle führte – hier sei bei der Auswahl der Comics besondere Sensibilität gefragt.

KOMA-Comic-Festival in Brno: 13.–16.10., www.festivalkoma.cz/en

Foto: KOMA


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