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Essen & Trinken

Echt Indisch

Manoj Kumar hat das Restaurant Chilis am Südplatz eröffnet – und nimmt die indische Küche ernst

  Echt Indisch | Manoj Kumar hat das Restaurant Chilis am Südplatz eröffnet – und nimmt die indische Küche ernst

Mit der freundlichen Begrüßung haben wir gleich die Speisekarte in der Hand und sehen: Die Auswahl im Chilis ist groß. Weil dabei nicht lediglich Komponenten ausgetauscht werden, die mit der schieren Masse an Posten Angebotsfülle vorspielen, ist auch die Abwechslung groß. Und so fällt es schwer, sich zu entscheiden. Vom Grill kommen etwa verschiedene Zubereitungen mit Lamm, Huhn, hausgemachtem Paneer-Käse und Gemüsen. Unter den Saucen finden sich Erdnuss, Kokos, Sahne sowie gelbe, grüne, rote und Cashew-Currys, auf den Tellern landen unter anderem Spinat, Blumenkohl, Ingwer-Knoblauchpaste, Kartoffeln, Mango, Pilze, Tofu und schwarze Linsen. Einige Gerichte sind vegetarisch und vegan.

Als Vorspeisen eignen sich verschiedene kleine Salate, Hühnersuppe mit Ingwer oder Daal, die Linsensuppe mit Zitrone und Koriander. Leider ist Fischpakora, eine Vorspeise mit Lachs, gerade aus. Da es das einzige Gericht auf der Karte ist, zu dem Koriander-Chutney gereicht wird, lässt sich am Abend unseres Besuchs nicht herausfinden, wie dieses schmeckt. Die stattdessen gewählten veganen Samosas sind auf einem eleganten Steingutteller angerichtet und wirklich wunderbar geraten: Gemüse ist in Kichererbsenmehl kross ausgebacken, das Minz-Chutney dazu ist von bezauberndem Hellgrün, die Begleitung bilden knackiger Kohl und süße Babytomaten. Die Hauptspeise kündigt sich durch ihren hinreißenden Duft an: Lamm-Biryani, ein Reisgericht mit roter Currysauce, Saison-Gemüse und Trockenfrüchten, dazu Minz- und Curry-Chutney. Die Portion ist üppig dimensioniert, der lockere Reis ist nicht zu trocken, das Lammfleisch zart mariniert. Das Gericht enthält viel frisches Gemüse, darunter leicht gedünstete Zwiebel und Paprika, Kichererbsen und Erbsen und eine Vielzahl von Gewürzen und Aromen, die mal würzig, mal nussig, mal fruchtig daherkommen, mal von Kumin, mal von Nelke, mal von sanfter Schärfe dominiert werden.

Das klingt anders als in anderen indischen Restaurants und es schmeckt auch anders. Betreiber Manoj Kumar ist gastronomisch erfahren: »Ich hatte ein Restaurant in Goa am Meer. Das hat mir viel Spaß gemacht, so wie Essen und Lebensmittel mir überhaupt viel Freude bereiten. Ich experimentiere gerne«, sagt er. Als es den Inder der Familie wegen nach Leipzig verschlug, arbeitete er zunächst als Angestellter in der Gastronomie, bevor er in diesem Sommer sein eigenes Lokal eröffnete – die Einrichtung schafft das Kunststück, auf Kitsch zu verzichten und doch Elefanten zu integrieren.

Kumar legt Wert auf die Qualität der Lebensmittel und bezieht seine Gewürze aus einem Spezialhandel im Leipziger Osten. »Ich biete echtes indisches Essen, nicht irgendwelche Speisen, die zwar mit vielen Farben arbeiten, aber die authentischen Aromen vermissen lassen. Die meisten Menschen hier in Leipzig waren noch nie in Indien und wissen daher nicht, wie indisches Essen schmecken kann.« Immerhin ist das Land sehr groß: »Es gibt in den verschiedenen Regionen Indiens viele Kochstile und Gerichte.«

Kumar experimentierte vor der Eröffnung mit Zutaten und Gewürzen, bezog seinen Freundeskreis ein und entschied so in einem längeren Prozess, wie sich die Speisekarte gestaltet. »Sie orientiert sich an der nordindischen Küche, die wir mit einigen Rezepten aus anderen Landesteilen, aus dem Süden und dem Osten, ergänzen«, sagt Kumar. Außerdem möchte er Müll vermeiden, vor allem die Mengen an Plastemüll beim Liefergeschäft. Dafür setzt er auf die wiederverwendbaren Behälter von Vytal (siehe kreuzer 2/2021).

Bleibt noch zu klären, was die Getränkekarte hergibt. Das Lassi, das das Essen begleitet, ist hausgemacht, nicht zu süß und entsprechend schön erfrischend. Statt eines Desserts gibt es einen Khashid Beach. Dekoriert mit Scheiben von Orangen, Blutorangen und Minze, verbergen sich hinter Frucht und der milden Süße des Cranberrysafts nicht weniger als Wodka, Mango-Likör und Triple Sec – eine gute Mischung. Neben weiteren Cocktails und Longdrinks stehen Weine, Biere und Säfte – jeweils auch aus Indien – zur Wahl, unter den Heißgetränken Kaffee, ayurvedische Milch mit Kurkuma, Ingwertee mit Honig oder Chai mit Zitronengras. Fazit: Das war sicher nicht unser letzter Besuch. Nicht nur wegen des Koriander-Chutneys.


Titelfoto: Marcus Korzer.


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