»Toll, wie ihr hier ein Stück Natur schützt!« Ironisch verpackter Groll schlägt der kleinen Kundgebung entgegen, die am stadteinwärtigen Beginn der Zeppelinbrücke steht. Offensichtlich hat der Passant mit Rasenball-Schal nicht verstanden, dass die konzertierte Aktion mehrerer Leipziger Gruppen neben dem Natur- auch dem Menschenschutz dient. Vor wildem Parken zum Champions-League-Spiel an diesem Dienstag hatten sie an vier Stellen in Stadionnähe Flächen besetzt.
Die Jahnallee ist dicht, als Sirko Hollas von der Verkehrswende Leipzig die Kundgebung 19.30 Uhr eröffnet. Am Brückenkopf neben der Sportwissenschaftlichen Fakultät verstellen sonst falsch abgestellte Fahrzeuge den Weg, wenn in Stadion oder Arena Veranstaltungen stattfinden (Bilder, wie es sonst bei Veranstaltungen aussieht, finden Sie hier). Nun schieben sich im Stop-and-Go Autos vorbei, nicht wenige Fahrer schielen auf die begehrte Fläche, die ihnen heute zum Parken verwehrt ist. Wütend wenden einige mit Karacho über die Straßenbahnschienen. Unterböden setzen schrammend auf. Viele Fußgänger mit RB-Schals schüttelten die Köpfe oder lachten sie aus.
Sirkas erklärt das Anliegen: »RB Leipzig empfängt heute Madrid zum Champions-League-Spiel. Obwohl es kostenlose Park-and-Ride-Parkplätze gibt und der ÖPNV mit der Eintrittskarte vier Stunden vor und nach dem Spiel kostenlos genutzt werden kann, wollen zahlreiche Autofahrer so nah wie möglich am Stadion parken. Falschparken nehmen sie in Kauf.« Das führt regelmäßig zu zugestellten Geh- und Radwegen und blockierten Feuerwehrzufahrten. Auch Grünflächen werden zugestellt und damit geschädigt. Nicht nur an der Jahnallee kommt das Ordnungsamt nicht mit der Kontrolle hinterher – auch, weil die Dienstzeiten eingeschränkt sind. Im Sommer hatte das Amt bei einigen Konzerten massiv kontrolliert, aber offensichtlich war das nicht nachhaltig genug.
Also taten sich Verkehrswende, Ökolöwe und Bündnis90/Grüne zusammen und meldeten Mini-Kundgebungen an vier Schwerpunktstellen an. Am wirkungsvollsten erwies sich jene am Palmengartenwehr, die das Tor zum Schutzgebiet Leipziger Auensystem für Fahrzeuge abriegelte. Rückwärts und in Kolonne mussten die Fahrzeuge die enge Straße zurückfahren, weil sie dieses Mal nicht illegal parken konnten. Nicht jeder Fahrer zeigte sich verständig. Heftige Diskussionen gab es auch am Cottaweg, wo Mitarbeiterinnen des Ordnungsamts Knöllchen verteilten. Gewohnheitsfalschparker wollten partout ihr Fehlverhalten nicht einsehen. Post vom Amt werden auch Fahrer erhalten, die rund um die Sportschule Flächen zugestellt haben. Die Radstreifen auf der Ferdinand-Lassalle-Straße, sonst beliebte Parkflächen blieben dieses Mal frei. Die Kontrollen des Ordnungsamts in der Vergangenheit zeigten zumindest hier wohl Wirkung.
Titelfoto: Tobias Prüwer.