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Stadtleben

Aufgeben, weitermachen

Einfach unverpackt schließt die Schleußig-Filiale und fokussiert auf den Stammladen und das Liefergeschäft

  Aufgeben, weitermachen | Einfach unverpackt schließt die Schleußig-Filiale und fokussiert auf den Stammladen und das Liefergeschäft

»Im September war uns klar, dass wir die Reißleine ziehen müssen«, sagt Pierre Mischke. Er ist einer der beiden Betreiber der Einfach-unverpackt-Läden in der Südvorstadt und Schleußig. Sei in normalen Jahren in diesem Monat ein leichter Aufschwung nach dem Sommerloch zu verspüren, sagt Pierre Mischke, so sei das nicht der Fall gewesen. Doch 2022 war kein normales Jahr, die zwei Jahre davor auch nicht. Erst kam Corona, dann trieb der Krieg gegen die Ukraine die Energie- und Einkaufspreise hinauf.

Um bis zu 40 Prozent haben sich die Umsätze im Unternehmen mit vegetarischem Vollsortiment in der Pandemie reduziert. Weitere inflationsgetriebene Verluste hätte sie nicht mehr abfangen können. »Wir kommen nicht umhin, den Laden in der Könneritzstraße schließen«, sagt Mischke. Der vor zweieinhalb Jahren bezogene Laden sei für diese Zeiten einfach zu groß und damit nicht mehr finanzierbar. Zumal die zwei Unternehmer bereits Kredite aufgenommen hatten und auch Mischkes Lebensversicherung antasteten.

Ans Aufgeben denken sie aber nicht, im Gegenteil: »Wir stecken alle Kraft ins Geschäft in der Kochstraße und unseren Lieferservice«, teilt Mischke mit. In Pfandgefäßen werden die bestellten Produkte mit dem Lastenrad bis an die Haus- und Wohnungstür gebracht. Auch ließen sich bereits einige Firmen das Müsli für ihr Mitarbeiterfrühstück von Einfach unverpackt anliefern. In der Kochstraße kann man sich auch des Befüllservices bedienen: »Man gibt die Gefäße morgens vor der Arbeit ab, wir befüllen sie nach Wunsch und sie können abends abgeholt werden. Junge Eltern nutzen den Service auch, während sie ihre Kinderwagenrunde drehen.«

»Wenn Eltern ihre Kinder zu uns schicken, um eine Milch oder so zu holen, und die Knöppe rennen dann hier rein, das ist schon niedlich«, sagt Mischke. Er schätze nicht nur den ökologischen Aspekt von Einfach unverpackt. »Wir sind auch ein sozialer Ort. Die Leute wollen nicht nur beraten werden. Als ein Nachbarschaftsgeschäft kommen die Menschen auch für ein Gespräch zu uns. Wenn alles online ist, stirbt die Kommunikation«, sagt Mischke. Die ist ihm aber ebenso wichtig wie die Müllvermeidung. Darum stehe er so gern im Laden. Jetzt wieder komplett in der Kochstraße kurz hinterm Südplatz.

Einfach unverpackt, Kochstr. 6, www.einfach-unverpackt.de


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