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Stadtleben

Candylove Prozess: Hauptangeklagter gesteht

Maximilian S. gibt zu, an den Drogengeschäften beteiligt gewesen zu sein

  Candylove Prozess: Hauptangeklagter gesteht | Maximilian S. gibt zu, an den Drogengeschäften beteiligt gewesen zu sein

Darauf haben alle gewartet: Im Gerichtsprozess um den Online-Drogenhandel »Candylove« hat der Hauptangeklagte Maximilian S. ein Geständnis abgelegt. Der Chef sei er jedoch nicht gewesen, sagt er.

Am Ende des Prozesstages steht Maximilian S. von seinem Platz auf, geht um den Tisch herum und hockt sich vor den Platz, auf dem Friedemann G. sitzt. Er legt die Arme verschränkt auf dem Tisch ab, schaut G. direkt an, dann unterhalten die beiden sich. Was sie sagen, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Fakt ist: Bei seiner zweieinhalb stündigen Einlassung hat S. seinen Mitangeklagten schwer belastet.

Im Prozess um den Online-Drogenhandel »Candylove« hat der Hauptangeklagte Maximilian S. heute, am 27. Februar, gestanden, an den Geschäften beteiligt gewesen zu sein. Anders als in der Anklage der Staatsanwaltschaft dargestellt, will er jedoch nicht der Kopf der Sache gewesen sein. »Ich habe weder Drogen bezahlt, noch gelagert, noch die Preise für den Verkauf bestimmt«, liest S. von seinem Laptop vor. Er habe lediglich einen Online-Shop sowie eine Software programmiert, Friedemann G. habe ihn darum gebeten. Die beiden hätten sich im Herbst 2018 im offenen Vollzug kennengelernt, berichtet S. Er willigte ein, vor allem, weil er hochverschuldet sei, sagt S. Außerdem sei G. niemand, »zu dem man einfach nein sagt«, für S. sei er auch wie ein großer Bruder gewesen. Abgemacht war laut S., dass es beim Programmieren bleiben sollte, außerdem sollte er sich zu jeder Zeit ausklinken dürfen. Jedoch sei er immer wieder wegen IT-Problemen hinzugezogen worden, später habe er auch beim Aufräumen der Wohnung geholfen. Außerdem habe er die Einnahmen in Bargeld umgewandelt und abgeholt. 

Im Januar 2020 beendeten Friedemann G. und Maximilian S. ihr »Projekt«, wie S. es nennt. Nur einen Monat zuvor mussten sie eine Arbeitswohnung räumen, nachdem der Vermieter das verlangte. Für S. sei das ein »Wake up Call« gewesen, er traute sich jedoch vorerst nicht, den Schlussstrich zu ziehen. Im Januar schaltete er den Shop schließlich ab. Wenige Monate später habe Friedemann G. ihn darum gebeten, den Shop unter anderem Namen wieder zu aktivieren. Daran hatte S. laut eigener Aussage kein Interesse – er wollte seine Freiheit nicht riskieren, habe sich gerade ein Leben mit seiner Verlobten aufgebaut und war froh, scheinbar mit der Sache davon gekommen zu sein.

»Mir tut das alles sehr leid, insbesondere für meine Familie, meine Verlobte und meinen Hund, die immer zu mir halten«, mit diesen Worten beendet S. seine Aussage.

Wie der kreuzer berichtete, sind im Prozess fünf Männer angeklagt, von April 2019 bis Januar 2021 bandenmäßig mit Betäubungsmitteln gehandelt zu haben. Zwei der Männer haben bereits zugegeben, als Beihelfer an den Drogengeschäften beteiligt gewesen zu sein. Maximilian S. betrieb zuvor eine illegale Plattform zum Drogenhandel im Internet, »Shiny Flakes«, das Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von sieben Jahren, nach vier Jahren und sieben Monaten wurde er vorzeitig auf Bewährung entlassen. Die übrigen Angeklagten haben sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ein Urteil im Prozess wird erst im Juni erwartet. 


Foto: Netflix


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