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Stadtleben

Pflanzen in Handarbeit

Der Leipziger Betrieb Beetliebe züchtet und vertreibt samenfestes Bio-Saatgut für besondere Gemüsesorten

  Pflanzen in Handarbeit | Der Leipziger Betrieb Beetliebe züchtet und vertreibt samenfestes Bio-Saatgut für besondere Gemüsesorten

Das Hobby zum Beruf machen: Eigentlich hat Andy Köhler mal Fliesenleger gelernt. Dass er nun mit Samen handelt, verdankt er seinem Interesse für die Pflanzenzucht. Entsprechend sehen die Büroräume seines Betriebs Beetliebe in Reudnitz aus: Samentütchen stehen in den Regalen, Jungpflanzen sprießen unter besonders viel Licht, ein Aufsteller für den Einzelhandel mit Sets für die unkomplizierte Anzucht und mit Sämereien etwa für Mangold, Radieschen oder Jalapeños steht Probe. Später im Jahr sind Köhler zufolge die Adventskalender sehr beliebt. Die Rohlinge dafür haben ebenfalls schon ihren Platz im Regal, die Planung für ihre Befüllung läuft bereits.

Beetliebe gibt es seit 2019. Seitdem hat Köhler Flächen in Wachau von der Stadt Leipzig gepachtet. Unterstützt hat die Stadt die Aufforstung und Erschließung des Geländes, das früher ebenfalls gärtnerisch genutzt wurde. Nach der Frostzeit ziehen die Pflanzen, aus denen Köhler und seine Mitarbeiter das Saatgut gewinnen, von den Regalbrettern in Köhlers Büro in Beete oder ins Gewächshaus um. Die Bewirtschaftung des Geländes braucht keinen Strom: Die Bewässerungsanlage zum Beispiel funktioniert rein über die Schwerkraft, die Bewirtschaftung ist Handarbeit. Die Flächen sind biozertifiziert, die Pflanzengesundheit prüft regelmäßig das Landesamt für Umwelt. »Durch unsere Produktionsbedingungen sind wir schon fast klimapositiv, wir geben der Fläche mehr zurück als wir entnehmen«, sagt Köhler. »Zum Düngen nutzen wir Pferdemist und selbst hergestellte Pflanzenjauche, ansonsten bekommen die Pflanzen nur Erde und Wasser. Wir pflanzen außerdem Blumen für Bienen an, haben Obstbäume sowie Nistkästen für Fledermäuse und Vögel.«

Rund 250 Gemüsesorten wachsen so heran. Der Schwerpunkt liegt deutlich auf Tomaten mit über sechzig Sorten und Paprika, teilweise mit Sorten, die nur Beetliebe anbietet: »Wir haben spezielle Tomatenpflanzen, die sind nicht mit dem Angebot aus dem Baumarkt vergleichbar«, sagt Köhler. Ein wesentlicher Unterschied: Die Sorten sind samenfest. »Mit diesem Saatgut lässt sich eine Pflanze mit denselben Eigenschaften reproduzieren. Das funktioniert mit Saatgut aus dem Supermarkt nicht.« Außerdem: »Nur das samenfeste Saatgut ist evolutionsfähig und lässt sich über die Kultivierung an die Gegebenheiten im eigenen Garten anpassen.« Fasziniert hat Köhler neben der Pflanzenzucht die Sortenvielfalt: Allein Tomaten können viele Farben und Formen haben. So sammelte sich bei ihm – damals noch Hobbygärtner – das Saatgut. Er bot es bei Ebay-Kleinanzeigen an. Die große Resonanz darauf war der Startschuss für den Beetliebe-Onlineshop und den stetig wachsenden Betrieb.

Dieser Betrieb ist in der Stadt vernetzt. So kooperiert Beetliebe mit Erntemich bei der Kultivierung der Pflanzen, die dort auf dem Jungpflanzenmarkt verkauft werden. Die Werkstatt der Diakonie befüllt für einige Sorten die Tüten – übrigens auch für den Adventskalender.

> Onlineshop: www.beetliebe.de, das Beetliebe-Saatgut ist außerdem im Bioeinzelhandel und in Unverpackt-Läden zu erwerben


Titelfoto: Christiane Gundlach.

 


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