anzeige
anzeige
Politik

19. April: Freiheit, Rasseln, Knallkörper

Der Stadtrat diskutiert über die Einschränkung von privatem Silvesterfeuerwerk

  19. April: Freiheit, Rasseln, Knallkörper | Der Stadtrat diskutiert über die Einschränkung von privatem Silvesterfeuerwerk

Manche Menschen begeistert die Freiheit, sich einmal im Jahr die Finger wegsprengen zu können. Die Grünen begeistert sie nicht: Mit einem Antrag im Stadtrat will die Leipziger Grünen-Fraktion das private Silvesterfeuerwerk einschränken.

Es sei ein Antrag, der einfach gut passt, meint Jürgen Kasek (Grüne): »Ostern ist vorbei und in der Logik der Werbung, wenn Ostern vorbei ist, kann man über Weihnachten und schon wieder über Silvester reden.« Kasek führt aus: »Jeder von ihnen wird Gründe finden, warum man eine stärkere Einschränkung des Silvesterfeuerwerks begründen kann.« Es gebe inzwischen eine Bevölkerungsmehrheit für eine stärkere Einschränkung. Dazu serviert der Grünen-Stadtrat etwas Demokratie-Expertise: »Wir sind quasi Volksvertreter, deswegen kann man diesen Volkswillen tatsächlich aufnehmen und sich dafür einsetzen, dass man es einschränkt.« Für eine Einschränkung sprächen auch Umweltschutzgründe, der Lärm sei ein erhebliches Problem, insbesondere für Tiere. Seine Redezeit überschreitend, verweist Kasek noch in die Geschichte: Manche Menschen würden das Silvesterfeuerwerk mit Tradition begründen. Doch Tradition seien ursprünglich Rasseln gewesen, im Mittelalter »die berühmten Pauken und Trompeten«. »Herr Kasek, Zeit. Wir kennen die Rasseln«, interveniert Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Schnell bittet Kasek noch um Zustimmung zum Verwaltungsstandpunkt.

Wie dieser aussieht? Aus den Forderungen der Grünen macht der Verwaltungsstandpunkt Prüfanträge. So soll der OBM die bestehenden Möglichkeiten zur Ausweitung der Beschränkung prüfen. Prüfen soll er auch die Voraussetzungen für ein Verbot von Böllern in dicht besiedelten Gebieten, die Ausweitung einer bestehenden Informationskampagne sowie die Möglichkeit einer zentralen Silvesterfeier.

Als umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion und Menschenfreund sei er kein Fan des privaten Feuerwerks, meint Michael Neuhaus (Linke). Besonders Knallkörper mit ausschließlicher Knallwirkung seien ihm zuwider. Soweit stimme er seinem Kollegen Kasek zu. Dann wird über den Parteigraben hinweg gefeuert und geduzt: »Aber Jürgen, gestatte mir bitte einen spitzen Kommentar. Wenn du so tierlieb bist, warum treiben wir dann eigentlich jedes Jahr dieselbe Sau durchs Dorf?« Bereits im Jahr 2020 habe man ausgiebig über private Feuerwerke diskutiert und festgestellt, dass die Stadt diese kaum einschränken könne.

Ein Feuerwerks-Fan ist Sven Morlok (Freibeuter), ein äußerst bekennender dazu: »Ich will es. Ich sage das so deutlich, ich finde Silvesterfeuerwerk klasse im Rahmen von bestimmten Regeln.« Deswegen kenne er vielleicht Gründe, warum man es einschränken könne, »aber ich sage Ihnen die nicht«, meint Morlok. Gegen »sinnloses Krachmachen wie Böllern« spricht sich jedoch auch Morlok aus.

Zum Diskussionsende werden alle Punkte des Verwaltungsstandpunktes beschlossen. Was das tatsächlich für das private Feuerwerk bedeutet, bleibt offen.


Illustration: Stefan Ibrahim. 


Kommentieren


0 Kommentar(e)