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Politik

14. Juni: Bürokratie im Sandkasten

Bezirke sollen Spielzeugkisten für Spielplätze bekommen, wer die Verantwortung dafür tragen wird, ist noch unklar

  14. Juni: Bürokratie im Sandkasten | Bezirke sollen Spielzeugkisten für Spielplätze bekommen, wer die Verantwortung dafür tragen wird, ist noch unklar

Die Tücken der Kommunalverwaltung verstecken sich im Detail. Die SPD-Fraktion reicht einen Antrag für ein Modellprojekt ein, das die Verwaltung auffordert, pro Stadtbezirk eine Spielzeugkiste auf Spielplätzen aufzustellen. In Dresden gebe es bereits Kisten mit allen möglichen Spielsachen, stellt Anja Feichtinger (SPD) den Antrag ihrer Fraktion vor. Die Kinder dürfen dieses Spielzeug auch mit nach Hause nehmen, wenn dafür etwas im Tausch in die Kiste gelegt wird. Das Projekt sei ein wichtiger Baustein (!) für eine familienfreundlichere Stadt. Möglich werden die Spielzeugkisten erst durch Patenschaften, übernommen durch Bürgerinnen und Bürger oder Vereine.

Easy. Denkt man. Aber die Bürokratie macht auch vor dem Sandkasten keinen Halt. »Mich würde interessieren, woher die SPD die Idee hat. Weil im Stadbezirksbeirat Süd schon lange Anträge vorliegen aus der Bürger:innenschaft«, sagt Juliane Nagel (Linke). Sie fände es schade, wenn diese drei Patenschaften durch den Antrag der SPD nicht möglich würden, weil dieser nur eine Spielzeugkiste pro Stadtbezirk fordert. »Also zusammengefasst heißt das: Modellprojekte nur dort, wo es bisher nichts gibt. Das, was es gibt, soll bleiben«, versucht sich Bonew an einer Lösung. »Es wird nicht reduziert.«

Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal möchte auch nochmal »mahnend« eine Ergänzung zu Protokoll geben: »Also Patenschaften gibt es noch nicht. Zumindest nicht von uns aktiv vertraglich vereinbart.« Sein Dezernat wolle Stadtbezirksbeiräte, die bereits weiter in der Planung sind, aber gern begleiten. Auch eine Ausweitung über eine Spielzeugkiste pro Bezirk hinaus sei denkbar. »Ich will aber schon jetzt darauf hinweisen, dass wir das natürlich evaluieren müssen.« Es sei eben nicht damit getan, dass jemand seine Patenschaft für eine Kiste erkläre. »Verantwortung für die Kiste heißt dann 24 Stunden, rund um die Uhr. Und dafür werden wir auch Sorge tragen.« Was befürchtet Rosenthal? Bestehe durch die Kiste Gefahr für Kinder – »Nicht lachen«, ermahnt Rosenthal, »das kann schnell passieren!« – dann müsse die Stadt diese entfernen. Er hätte derartige Erlebnisse bereits gemacht. »Es gibt diverse Patenschaften in unserer Stadt, wo wir, sagen wir mal, eine Semi-Funktionalität feststellen.«

Christopher Zenker (SPD) hofft darauf, positive Erfahrungen aus Dresden mitnehmen zu können. »Ich weiß nicht, ob die eine 24 Stunden, rund um die Uhr Überwachung für ihre Kisten haben. Aber wir wissen, was sie meinen«, sagt Zenker und schmunzelt. »Entschuldigung Herr Rosenthal, aber diese 24/7-Ankündigung, die ein bisschen abschreckend auf mich wirkt, die irritiert mich dann doch ein bisschen«, schaltet sich Martin Meißner (Grüne) in die Diskussion ein. »Weil unsere Spielplätze sind ja gar nicht 24 Stunden geöffnet, die Nutzung endet ja 22 Uhr.« Danach befinde sich doch gar niemand mehr dort. »Also zumindest nicht spielende Kinder würde ich jetzt mal feststellen. Behaupten. Hoffen«, antwortet Rosenthal. Bevor weitere Einwände folgen, beginnt Sitzungsleiter Torsten Bonew (CDU) die offene Abstimmung. Ohne Gegenstimmen und mit einigen Enthaltungen wird der Antrag angenommen.


Illustration: Stefan Ibrahim


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