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Stadtleben

»Wir hoffen, dass daraus ein längerfristiges Interesse wird«

CSD-Organisatorin Jasmin Gräwel über die Aktionswoche

  »Wir hoffen, dass daraus ein längerfristiges Interesse wird« | CSD-Organisatorin Jasmin Gräwel über die Aktionswoche

Am Samstag ist es soweit: Mit der großen Demonstration findet das Programm um den Christopher Street Day (CSD) seinen Höhepunkt. Seit dem 7. Juli finden bereits täglich Veranstaltungen unter dem diesjährigen Motto »The Future Is Queer!« statt. Im Interview zieht Jasmin Gräwel, Mitgründerin des Vereins CSD Leipzig, ein Zwischenfazit und gibt einen Ausblick aufs Wochenende.

Wie kam das Programm dieses Jahr zustande?

Für das Programm kommen Ideen von ganz vielen Leuten zusammen und nicht alle Veranstaltungen sind vom CSD-Verein organisiert. Das könnten wir ehrlicherweise gar nicht leisten. Wir entwickeln in unserem Plenum über das Jahr hinweg Ideen. Sobald der Schwerpunkt feststeht, informieren wir die Institutionen und Leute, die mit uns zusammenarbeiten und entsprechende Veranstaltungen entwickeln, sodass sich die örtlichen Vereine ein Stück weit präsentieren können.

Auf der anderen Seite haben wir auch eigene Ideen. Zum Beispiel haben wir dieses Jahr Veranstaltungen mit unseren beiden Botschafter*innen Barbara Wallbraun und Lucas Krzikalla gemacht. Mit Lucas Krzikalla haben wir das Thema aufgegriffen, wie es ist, queer zu sein im Profisport.  

Was waren Formate, die dieses Jahr zum ersten Mal stattgefunden haben?

Bei unserer Eröffnungsparty in der Moritzbastei fand der Vorentscheid für unseren »Icon of CSD Leipzig« Drag Contest statt. Das hatten wir in dieser Form noch nicht. Unser Ziel war es, den Drag Artists aus Leipzig und der Umgebung eine Plattform zu bieten, um sich und ihr Können auf die Bühne zu bringen. Diese Kunstform ist ein wichtiger Teil der Community. Die vier Finalist*innen präsentieren sich dann morgen auf unserem Straßenfest auf der großen Bühne. Mithilfe des Publikums wählen wir dann den »Icon of CSD Leipzig«.

Es gab auch einen Gottesdienst mit der katholischen Kirche. Die katholische Jugend Leipzig ist im Vorfeld auf uns zugekommen und wir haben uns ausgetauscht, was sie anbieten könnten. Das ist kein einfaches Thema und es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen die katholische Kirche als Institution in sehr negativem Licht steht. Trotzdem war es uns wichtig, sich auszutauschen und einen Gottesdienst zu veranstalten, bei dem Vertreter*innen aus unserem Vorstand dabei waren.

Soweit ich weiß, gab es viele positive Rückmeldungen, aber natürlich auch kritische Stimmen, warum wir denn mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten. Wir wollen offen sein, auf die Leute zugehen, Dinge ausprobieren und Möglichkeit schaffen.

Welche Veranstaltungen waren diese Woche besonders beliebt?

Ich habe fast nur positive Rückmeldungen bekommen, wir waren sehr überrascht, dass sehr viele Leute sich für die einzelnen Veranstaltungen entschieden haben. Gestern haben wir in der Frauenkultur die Dokumentation »Uferfrauen« unserer Botschafterin Barbara Wallbraun gezeigt. Es war bis auf den letzten Platz alles besetzt, es war nahezu überfüllt. Auch unsere Veranstaltung zu Queer-Sein im Profisport mit Lucas Krzikalla war sehr gut besucht.

Wir erleben, dass das Interesse an den unterschiedlichen Themen groß ist und die Menschen sich informieren wollen. Das freut uns natürlich. Und wir hoffen, dass daraus ein längerfristiges Interesse wird und Leute uns in irgendeiner Form unterstützen wollen. Egal, ob finanziell oder durch Mitarbeit bei uns beim CSD oder einfach, dass die Leute sich austauschen und aufeinander zuzugehen.

Morgen die große Demo statt. Ihr habt die Demoroute schon verkürzt, weil es so heiß werden soll. Gibt es noch weitere Vorkehrungen im Hinblick auf die Temperaturen?

Wir versuchen, das so sicher wie möglich für die Menschen zu machen. Auf Instagram haben wir den Menschen Tipps mit den an die Hand gegeben: Es ist wichtig, sich vor der Sonne zu schützen mit Kleidung, Sonnencreme und Sonnenhut, keinen Alkohol zu trinken, genügend Wasser dabei zu haben.

Für die Menschen, für die Hitze gar nichts ist, die nicht kommen können, haben wir volles Verständnis. Gesundheit geht vor und wer möchte, kann ja auf unseren Livestream die Kundgebung und das Straßenfest miterleben.

Freuen Sie sich trotzdem drauf?

Auf jeden Fall, wir lassen uns die Freude nicht nehmen. Wir werden alle sehr ins Schwitzen kommen und ganz viel Wasser trinken. Aber es ist für uns wichtig, dass wir sichtbar sind, dass wir auf die Straße gehen, dass wir demonstrieren für uns und das, wofür wir stehen, in die Öffentlichkeit tragen.

Demoroute


Titelbild: CSD Leipzig / Mim Schneider

Mit dem diesjährigen Botschafter Lucas Krzikalla haben wir zu Beginn des Jahres über sein Coming-out gesprochen – und darüber, was ihm an Leipzig so gut gefällt. Hier können Sie das Interview nachlesen.


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